Das Erwachen

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Meine Augenlider fühlten sich schwer an, wie Beton schienen sie auf meinen Augen zu liegen, ich hatte keine Chance sie aufzumachen. Es war, als würde man versuchen ein Haus mit seinen Lidern zu heben. Mein kompletter Körper fühlte sich unglaublich schwer an. Irgendwie schwer und irgendwie kribbelig. Erst nach und nach realisierte ich, dass ich mich nicht bewegen konnte. Der Neben lichtete sich nur ganz langsam, als ich aus der Schwärze auftauchte.

Ich wollte stöhnen, da ich mich wirklich schlecht fühlte, doch kein Ton kam über meine Lippen. Der Drang meine Augen aufzuschlagen und endlich zu sehen, wo ich mich befand wurde stärker. Jedoch konnte ich nichts gegen das Gewicht ausrichten, also ließ ich es nach ein paar erfolglosen Versuchen einfach bleiben. Stattdessen konzentrierte ich mich darauf vielleicht etwas hören zu können, das mir helfen würde meinen Standort zu bestimmen. 

Ich lauschte eine Zeit lang, jedoch ohne Anzeichen von irgendwelchen Geräuschen. Es war, als würde nichts existieren, außer mir. 

Dann, nach scheinbar unendlich langer Zeit bahnte sich doch etwas durch das Nichts. Ein leichter Druck, dort wo ich meine rechte Hand vermutete. Ich versuchte mich an diesem Druck zu orientieren und vielleicht etwas anderes wahrzunehmen. Langsam schien es, als würde meine Taubheit weniger werden, gedämpfte Geräusche drangen wie durch einen Bausch Watte zu mir durch. Ich konnte zuerst nicht verstehen und dann die Stimme nicht zuordnen.

"... nie wieder aufwachen. Wir wissen es nicht."

Dann erklang ein leichtes Schluchzen. Nicht lauter als das Zwitschern eines kleinen Vogels und doch so herzzerreißen, das ich nichts anderes tun wollte, als aufspringen und die Person, aus deren Kehle dieser Laut gekommen war fest in den Arm zu nehmen. Leider konnte ich das nicht, denn der Rest meines Körpers war noch immer paralysiert.

"Nein. Er schafft das. Ganz sicher, er muss es schaffen." Wieder eine unbekannte Stimme, auch wenn es mir so vorkam, als müsste ich sie eigentlich schon einmal gehört haben, konnte mein Gehirn sie nicht zuordnen. Sie klang so schwach und traurig.

"Die Explosion war stark..." 

Welche Explosion? Warum war die zweite Stimme überhaupt so traurig? Krampfhaft durchforstete ich mein Gehirn nach den passenden Antworten, bekam jedoch nur Bruchstücke, die das Ganze eher noch wirrer erscheinen ließen. 

"Er ist es auch."

Stopp. Ich versuchte genauer hinzuhören, diese Stimme kannte ich mich Sicherheit. Ich strengte mich an, ich wusste, dass ich sie schon einmal gehört hatte, öfter als einmal. Doch ich konnte kein passendes Gesicht dazu finden. Die Stimme war so schwach, sie schien so traurig und zitterte, immer Drauf und Dran mitten im Satz abzubrechen, sie war so zart und doch so entschlossen und stur. Diese Sturheit kannte ich doch irgendwoher.

Ellie!

Fast hätte mich diese Erkenntnis nach Luft schnappen lassen und aus meiner Schwärze gezogen. Jedoch nur fast. So war der Schock lediglich groß genug, um mich ein wenig wacher werden zu lassen. 

Das war Ellies Stimme, die so traurig klang, Ellie weinte! Nun war ich komplett verwirrt. Ich tat mein Bestes irgendwelche Informationen aus meinem Gehirn zu quetschen, die mir die Fragen beantworten konnten, warum Ellie weinte. Ich versuchte angestrengt zurückzudenken. Explosion...

Natürlich! Das Klonvierten, die Revolution, das Waffenlager, die Ansteckung, die ganzen Pläne, die Sprengung. Talia! 

Und dieses Mal war der Schock groß genug, um mich zurück in die Wirklichkeit zu reißen. Ich riss die Augen auf und mein Oberkörper richtete sich ganz ohne mein Zutun auf, ein riesiger Atemzug strömte in meine Lunge und ich blickte mich panisch um, es war als wäre ich zurückkatapultiert worden in das Gebäude, aus dem ich gerannt bin, als würde die Bombe noch immer hinter mir ticken und mich jede Sekunde in die Luft sprengen. Mein Herz raste wie verrückt, als ich realisierte, dass das nicht der Fall war.

Der Klon - Stelle dich deinen Ängsten (ON-HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt