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Die nächsten Tage vergingen wie im Flug, denn weder ich noch Chris bekamen viel davon mit, was um uns herum passierte. Alles, was wir machten war eigentlich essen und schlafen. Das hatte jedoch einen guten Grund. Ellie hinderte uns daran unsere Betten auch nur für eine Sekunde verlassen. Sie war wieder distanzierter geworden, seit sie wusste, dass es mir halbwegs gut ging, aber sie kam doch mindestens einmal am Tag in unser Zimmer, um uns ein bisschen mit ihrer üblichen schlechten Laune und ihrem grimmigen Verhalten zu unterhalten. 

Auf jeden Fall wusste ich nicht genau wieviel Zeit vergangen war, ich wusste nur, dass meine Wunden schnell heilten. Das lag wohl daran, dass das Klonessen vollgepackt war mit heilenden Stoffen. Diese waren ursprünglich dazu bestimmt unsere Organe gesund zu halten, aber anscheinend beschleunigten sie auch Heilung unglaublich. Ich hatte erfahren, dass die Klone hier massenweise Klonfutter gelagert hatten. Außerdem bekamen sie fast täglich Lieferungen aus einer Fabrik, die nahe am wilden Land lag und von den Klonen eingenommen wurde. 

Hier war alles genau durchgeplant, die Waffen- und Essensversorgung war gesichert und zumindest der Teil des Landes, der bewohnbar war, war ziemlich zivilisiert. Laura hatte uns erzählt, dass die Klone schon seit mehreren Jahren hier lebten und sich selbst eine Art Stadt gebaut hatten. Die Häuser hier waren den Unterkünften in unserem alte Viertel ziemlich Ähnlich. Sie waren einfach mit Materialien, die man im wilden Land fand zusammengebaut und meistens lebten mehrere Klone in den einfachen Häusern. 

Es gab keinen klaren Anführer hier, vielmehr bestand die Verwaltung der sogenannten Stadt aus ein paar Klonen, die jeder sein eigenes Gebiet hatten und ein paar wenigen Menschen. Sie konzentrierten sich nicht sehr darauf es sich hier gemütlich einzurichten, da es keine Dauerlösung war. Die Menschen würden uns hier nicht in Ruhe lassen und wir alle würden nicht einfach die Augen verschließen und die anderen Klonviertel da draußen leiden lassen. 

Was die anderen Aufstände in den Vierteln anging, über die hatten sie hier vollste Information. Unterstützung wurde fast täglich in alle Richtungen gesendet und neue Klone kamen ebenfalls fast täglich hier an. Leider rebellierten nicht annähernd so viele Viertel, wie Laura oder Ellie es gerne gesehen hätten. Ich hingegen war fasziniert davon, dass wir nicht die einzigen waren. 

Ich fühlte meine Rippen immer noch ein wenig, wenn ich zu ruckartige Bewegungen machte, aber sie waren zum größten Teil verheilt, was bedeutete, dass sie zum Glück nicht gebrochen waren. Die Hand, die Chris gebrochen hatte war fest eingepackt so dass ich sie nicht wirklich bewegen und der Bruch heilen konnte. Die Entzündung der Stichwunde war verheilt, hinterließ jedoch eine wirklich üble Narbe, über die ich nicht gerne nachdachte. 

Aber abgesehen davon waren fast alle blauen Flecken nun entweder verschwunden oder gelb geworden, was mich wirklich schlimm aussehen ließ, aber weniger wehtat. Im Gesicht hatte ich eine bleibende Narbe unter dem rechten Auge und an der Lippe und damit war ich noch gut weggekommen.

Chris' Bein war auch ziemlich gut verheilt, er hielt den Stumpf immer verdeckt, indem er ein Tuch darum wickelte. Ein paar Klone hatten ihm heute Gehhilfen gebracht, die aus zwei Stöcken bestanden. Deshalb entschieden wir uns dafür dieser Langeweile ein Ende zu setzten und schnell aus dem Raum zu verschwinden, bevor Ellie uns anketten konnte. 

So kam es, dass wir aufgrund von Chris' fehlendem Bein im Schneckentempo durch den Flur humpelten, der nach draußen führte. Anscheinend war das hier eines der größten Häuser der ganzen Klonstadt. 

"Glaubst du sie werden nach uns suchen, wenn sie sehen, dass wir nicht da sind?" fragte ich irgendwann. 

Chris zuckte mit den Schultern. "Wahrscheinlich. Wen interessiert's, weit kommen wir ja doch nicht." 

Der Klon - Stelle dich deinen Ängsten (ON-HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt