Der Aufbruch am Morgen ging schnell, innerhalb weniger Minuten hatten wir alle unsere Sachen zusammengepackt und machten uns noch ehe die Sonne wirklich aufgegangen war wieder auf den Weg. Obwohl ich nicht lange geschlafen hatte, fühlte ich mich merkwürdig ausgeruht. Das lag wahrscheinlich an der Aufregung, die auch meine Schritte schneller vorantrieb. Wie am Vortag hielten wir uns an Lauras Route, die sie so berechnet hatte, dass wir immer in der Nähe eines Flusses waren, um unsere Wasserreserven auffüllen zu können.
Ich wusste, dass die Stunden, die vergehen würden bevor ich Talia wieder sah immer kürzer wurden und das trieb mich an. Den anderen ging es ähnlich, auch sie schienen voller Kraft zu sein. Alle außer Celia. Sie schien, je näher wir dem Zentrum der Menschen kamen immer aufgeregter und nervöser zu werden. Ich fragte mich warum, fand jedoch keine andere Antwort, als die, dass sie lediglich Angst hatte.
Doch es kam mir nicht so vor, als hätte sie nur Angst. Ich hatte ein bestimmtes Gefühl als ich sie ansah, dass mir sagte, dass irgendetwas nicht stimmte. Trotzdem konnte ich nicht bestimmen, was genau es war und ich beschloss sie nicht danach zu fragen, immerhin wollte ich das Ganze nicht noch komplizierter machen.
Obwohl ich mir fest vorgenommen habe, meine abwehrende Haltung ihr gegenüber aufrecht zu erhalten, merkte ich wie sie bröckelte. Ich konnte nichts dagegen tun, alles an ihr war Talia so ähnlich, dass sie mich automatisch an sie erinnerte und es mir unmöglich machte nicht das Gefühl zu verspüren sie beschützen zu müssen. Auch, wenn ich mir sicher sein konnte, das das hier nicht Talia war, es war immer noch ihre Schwester.
Der Tag verging schnell und obwohl die Stimmung zwischen Ellie, Laura, Celia uns mir ziemlich entspannt war, schienen Raoul und Lily, die immer knapp hinter uns gingen eine konstante Spannung in die Gruppe zu bringen und ich lauschte auf jeden ihrer Schritte, um einen möglichen Angriff sofort verhindern zu können. Zum Glück passierte gar nichts.
Am späten Nachmittag dieses zweiten Tages hielt Laura an. Ihrem Blick nach zu urteilen hatte sie uns etwas Wichtiges, aber Unerfreuliches mitzuteilen. Und ich lag richtig mit meiner Vermutung, denn ihre Mine blieb ernst als sie sprach.
"Ab hier müssen wir vorsichtig sein, wir sind weit gekommen und ziemlich nahe an dem Hauptstützpunkt der Menschen, wir können es uns nicht leisten jetzt entdeckt zu werden, okay? Also egal was ihr tut, macht auf keinen Fall Lärm. Falls ihr einen Menschen seht ist die erste und beste Option sich zu verstecken. Wenn er euch schon gesehen hat, dann versucht ihn näher kommen zu lassen und dann erst auszuschalten. Ein Pistolenschuss wäre viel zu laut, das würde nur Aufmerksamkeit erregen, also versucht das auf jeden Fall zu vermeiden, verstanden?"
Wir alle nickten, die Gesichter wurden ernster und die Haltungen angespannter. Jeder wusste, dass es nun bald richtig losgehen würde, immerhin befanden wir uns schon fast auf dem Territorium der Menschen. Praktisch gesehen war das hier kein Niemandsland mehr und sollten wir hier erwischt werden, würden wir entweder sterben oder zu den Menschen gebracht werden, was wahrscheinlich sogar auf das schlimmere Ende hinauslief.
Ab jetzt mussten wir verdammt vorsichtig sein. Ellie, die neben mir ging schien mindestens ebenso angespannt wie ich. Bei jedem Zweig, der knackte wurde sie aufmerksam und suchte die Gegend genau ab. Celia fuhr bei jedem kleinsten Geräusch zusammen und ich versuchte nur ihre Panik zu ignorieren.
Je weiter die Sonne sank, desto unwohler fühlte ich mich. Mir war klar, dass unsere Vorsicht unseren Gang verlangsamte und dass wir, wenn wir das Tempo beibehalten würden noch einmal im Wald übernachten würden müssen. So kam es dann schließlich auch, denn so gut der Wald als Tarnung funktionierte, sobald die Sonne untergegangen war, war es stockfinster was ein Weitergehen unmöglich machte.
So schlugen wir unser Lager also ein weiteres Mal auf. Mit einem Blick auf Celia hoffte ich nur, dass es diese Nacht nicht so kalt werden würde, denn ein erschöpftes Mitglied war das Letzte, was wir brauchen konnten. Schneller, als es mir lieb war, war alles still um uns herum. Wir lagen wieder in den exakt gleichen Positionen wie letzte Nacht und ich wusste, dass die meisten bereits schliefen. Ich hingegen drehte mich auf den Rücken und starrte wieder nach oben. Dieses Mal war kein einziger Stern zu sehen, was wohl an den Wolken lag, die über den Himmel zogen.
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Der Klon - Stelle dich deinen Ängsten (ON-HOLD)
Ciencia FicciónDie Klone haben es geschafft, sie haben sich gegen die Menschen zur Wehr gesetzt. Ein kleiner Funke, der sich in brennende Flammen und schließlich in eine tickende Bombe verwandelte und somit das Land in Schrecken versetzt. Doch der Kampf ist noch l...