Enden

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Die nächsten Tage, ich wusste nicht, ob es zwei oder drei waren vergingen qualvoll und so langsam, wie Tage in der kompletten Geschichte der menschlichen Existenz noch nie vergangen waren. Diese Tage waren geprägt von scheußlichen Bildern, die sich immer tiefer in mein Gehirn einbrannten. Der komplette Film, den ich am ersten Tag gesehen hatte wurde immer und immer wieder wiederholt. Ich wusste, dass die Wunden an meinen Händen nie wieder ganz verheilen würden, zumindest nicht ohne scheußliche Narben zu hinterlassen.

Etliche Male war mir in den Sinn gekommen, dass ich den Strom dazu nutzen konnte das hier zu beenden bevor es zu spät war, doch egal wie stur ich die Zähne zusammenbiss und die Schmerzen ertrug, es war nie genug um mich zu töten. Am Ende riss ich doch immer wieder die Augen auf und brüllte vor Wut. Sie würden mich nicht so einfach sterben lassen, der Strom war stark genug um mir ernsthaft weh zu tun, jedoch nicht stark genug, um mich umzubringen. Ganz egal wie lang ich ihn ertrug.

Ich versuchte immer wieder und mit aller Willenskraft, die ich nur aufbrachte gegen alles anzukämpfen, was mir in den Filmen gezeigt wurde. Das Problem war nur, dass ich weder auf mein Unterbewusstsein noch auf mein Gedächtnis viel Einfluss hatte. Alles was ich tun konnte war dafür zu sorgen, dass ich nicht komplett den Verstand verlor. Auch das schien mir immer schwerer.

Abgesehen von meinen Ausflügen zu der weißen Folterkammer und der Tatsache, dass ich langsam irre wurde passierte in diesen Tagen nicht viel. Einige Male hörte ich Schreie, als ich in der Filmekammer saß. Ich hätte immer wieder schwören können, dass sie nicht von Ellie stammten und doch kamen sie mir so unglaublich bekannt vor. Ich konnte die Stimme nicht einordnen.

Ich machte mir viele Gedanken über Ellie und die anderen, kam dann jedoch zu dem Schluss, dass sie wahrscheinlich auch nicht lebend hier raus kommen werden. Es war schlicht und einfach unmöglich, wie sollten sie diesem Gebäude entkommen? Herein zu kommen war schwer genug. Was mit Joe passiert war, war ein komplettes Rätsel, doch wenn man bedachte, dass er für den Zwischenfall mit Portia verantwortlich war konnte ich mir nicht vorstellen, dass er noch lebte. Ich machte mir keine Hoffnungen ihn jemals wieder zu sehen.

Oft musste ich an Chris denken und daran, ob er wohl die Kraft haben würde mich zu töten, wenn es so weit war. Bevor ich aktiviert wurde und das gesamte Klonviertel dem Erdboden gleich machte. Ich war damals nicht stark genug, ich hatte es nicht geschafft Talia gehen zu lassen. Kurz fragte ich mich, ob ich wohl fähig sein würde mich selbst zu töten, wenn die Programmierung abgeschlossen war, verwarf den Gedanken dann jedoch sofort wieder. Ich hatte es damals in Talias Augen gesehen. Sie hatte es nicht tun können, obwohl sie nichts mehr wollte als das.

Plötzlich verstand ich sie so viel besser. Ich dachte immer, dass es eine Heilung gäbe, einen Weg zurück, doch erst jetzt wurde mir klar, dass das nicht möglich war. Das Einzige, was ich tun konnte war den Prozess zu verlangsamen. Ich brauchte etwas, worauf ich meine Gedanken richten konnte, etwas, an das die Menschen nicht herankamen, etwas, das mich davon abhielt durchzudrehen.

Und dieses Etwas war Talia. Wann immer ich konnte versuchte ich an sie zu denken, an die alte Talia in ihren klaren Momenten, ich versuchte daran zu denken, wie es war sie in meinen Armen zu halten und mich mit ihr darüber zu unterhalten, wohin wir gehen würden, wenn wir frei wären.

Der Gedanke daran, dass wir nun vollkommen voneinander getrennt waren schmerzte mehr als alles andere und trug deshalb, genauso wie die extrem glücklichen Erinnerungen dazu bei mich daran zu erinnern was wirklich war.

Ich wusste, dass ich nicht ewig durchhalten würde.

Was ich am meisten bereute war, dass ich das Versprechen, das ich Talia gegeben hatte nicht einhalten konnte. Ich bereute auch, dass Elli nun einen weiteren Freund verlor, nach dem Tod von Mila und Lia. Falls sie nicht selbst schon tot war. Chris würde niemals darüber hinwegkommen.

Der Klon - Stelle dich deinen Ängsten (ON-HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt