Chris

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Ich starrte sie fassungslos an, Horror stand ohne Zweifel auf meinem Gesicht geschrieben. Ich merkte förmlich wie sich meine Augen weiteten, als ich Milas sah. Mila hatte Augen. Die Menschen hatten ihr Augen gegeben. Im Gegenzug wozu? Als mir klar wurde, dass es dazu nur eine einzige Antwort gab machte sich ein schreckliches Gefühl der Realisation in mir breit, ich konnte und wollte es nicht glauben. Langsam schüttelte ich den Kopf, mein Griff um die Tischkante wurde immer fester, so fest, dass ich fast glaubte das Holz bersten zu hören.

"Was hast du getan." Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, der Verrat und die Enttäuschung waren aus meinen Worten herauszuhören und ich konnte sehen wie ein Schaudern durch Milas Körper lief, als sie es vernahm. Lia starrte mich ebenfalls an, aus ihren blauen Augen ergossen sich längst Sturzbäche, als wollte sie mir stumm mitteilen, dass es ihr Leid tat. 

Langsam fing ich an den Kopf zu schütteln, als schließlich auch Ellie und die anderen zu realisieren schienen, dass das, was das Oberhaupt uns erzählt hatte keine Lüge war. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

Mila war es, die damals in der Klonstadt mit dem seltsamen Plan zu mir gekommen war die Menschen einfach auszuspionieren, sie wusste genau wer mitkommen musste, nämlich alle, die Anführer Qualitäten hatten, sie schaffte es alle davon zu überzeugen, dass es klappen würde und blieb still, als beschlossen wurde, dass sie nicht dabei war. 

Sie und Lia steckten hinter all dem Glück, das wir hatten. Die Menschen in den Wäldern sollten uns gar nicht töten, womöglich war sogar Lauras Tod nur ein Unfall, vielleicht wollten sie uns damit aber auch erschrecken. Vielleicht hatte Laura einen Verdacht. Der ganze Überfall der Menschen war geplant, um uns nicht misstrauisch werden zu lassen, weil alles glatt ging. Ich schluckte. Es war sicher nicht geplant gewesen, dass wir sie umbringen würden. 

Joes Auftauchen war auch nicht vorhergesehen gewesen, doch es durchkreuzte ihren Plan nicht, sondern beschleunigte ihn eher noch. Durch ihn kamen wir schneller in die Menschenstadt, wo wir schon erwartet wurden. Deshalb hat uns Portia auch so schnell gefunden. 

Nur eine Lücke hatte das Ganze. Die Menschen wussten ganz offensichtlich nichts von Celia, denn wenn es so wäre hätten sie das schon längst gegen uns verwendet. Mila und Lia müssen dieses Detail vor ihnen verborgen haben. Nur wieso? Sie bestanden doch darauf, dass Celia mitging, es war ihre Idee sie sozusagen als Schlüssel zu verwenden. Warum hatten sie den Menschen nichts von Talias Schwester erzählt?

Ich warf einen weiteren Blick in ihre Richtung und merkte wie mich noch eine Welle der Enttäuschung überrollte. Wieso die beiden? Waren sie nicht diejenigen, die allen Grund dazu hatten die Menschen aus tiefstem Herzen zu verabscheuen? Warum hatten sie sich nun gegen uns gewandt, um ihnen zu helfen?

Die Antwort starrte mich aus fremden, dunkeln Augen an. Mila hatte einen hohen Preis für das bezahlt, was sie am meisten begehrte. Vielleicht einen zu hohen. Dann wurde ich von einem lauten Geräusch aus meinen Gedanken gerissen.

"Wie konntet ihr nur?" zischte Ellie, inzwischen schäumend vor Wut und dem Gefühl verraten worden zu sein. "Wie konntet ihr nur alle verraten, die euch jemals vertraut haben, nur damit du ein Paar dreckige Augen bekommst?!" Für einen Moment war ich mir sicher, dass sie über den Tisch springen und Mila die Augen eigenhändig wieder herausreißen würde, doch Ellie hielt sich zusammen. Ich sah, dass Mila kurz davor war in Tränen auszubrechen, als sie Ellies Worte hörte. 

"Ich hoffe ihr wisst, dass jeder einzelne von uns für euch gestorben wäre." meldete sich Raoul tödlich ruhig, seine Stimme jagte sogar mir einen Schauer über den Rücken. "Jetzt sieht es so aus, als ob wir das tatsächlich tun müssten." 

Ellie warf ihm einen langen Blick zu, Tränen spielgelten sich in ihren Augen bevor sie zu mir schaute. Ich wusste genau wie sie sich jetzt fühlte, ich selbst konnte kaum fassen, dass die zwei uns jemals so etwas antun würden.

Der Klon - Stelle dich deinen Ängsten (ON-HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt