Die Stadt

291 29 6
                                    

"Naja, dann haben wir auch nichts verloren." Celias Worte lagen noch immer in der Luft und niemand hatte bis jetzt eine Antwort darauf gegeben. Sie hatte Recht, selbst wenn die Menschen herausfinden würden, dass wir antworteten anstelle unserer Angreifer würde das die Situation nicht wirklich verschlimmern. Sie wussten sowieso, dass wir hier waren, wenn wir nicht antworten würden. 

Ich meine natürlich konnten sie auch denken, dass ihre Leute von Tieren oder Ähnlichem umgebracht wurden, jedoch würden sie trotzdem das Gebiet verstärkt überwachen, was zu Problemen führen konnte. Allgemein gesehen wäre es besser wirklich die Chance zu nutzen und zu versuchen den Menschen weis zu machen, ihre Männer seien noch am Leben. 

"Gut, lasst es uns versuchen." beschloss ich schließlich. Ich fühlte alle Blicke auf mir. 

"Ach ja? Und seit wann hören wir auf die Schwester der Schläferin?" fuhr mich Raoul an, ich verdrehte die Augen. 

"Tun wir nicht. Wir versuchen hier nur unsere Leben zu retten und die verdammte Mission nicht schon jetzt zum Scheitern zu verurteilen." 
Raoul presste die Lippen fest zusammen und verschränkte die Arme, jedoch erwiderte er nichts. Ich wusste, dass er keine bessere Idee hatte.

"Das Problem ist nur wer jetzt antworten soll." meldete sich Ellie nachdenklich. "Hm, ein Großteil der Angreifer waren Männer, es wäre logischer, also fallen Ellie und ich weg." überlegte Lily und ließ ihren Blick zwischen mir und Raoul hin- und hergleiten. Mir war klar, dass sie Celia demonstrativ nicht erwähnt hatte, ich verkniff mir jedoch ein Kommentar. 

Raoul hob abwehrend die Hände. "Ich bin gegen die Idee, nur so fürs Protokoll. Also kannst du es gerne selber machen." Seine Stimme klang sauer. Ich seufzte innerlich. Wieso verschwendeten wir noch unsere Zeit mit solchen Diskussionen, am Ende musste ja doch immer ich ran. Schnell rief ich mir die Worte aus dem Sprechding wieder in Erinnerung. " ... dringend melden. Die Originale und Oberhäupter wollen Berichterstattung."

"Okay." stimmte ich zu.
"Versuche möglichst wenig zu sagen und halte das Sprechding weit entfernt von deinem Gesicht. Vielleicht verzerrt das die Stimme." riet Ellie mir. 
"Sag nur das Nötigste." stimmte Lily ihr zu. "Sie müssen nur denken, dass ihre Kundschafter leben."

Ich atmete tief ein und hielt das Sprechding weiter entfernt, als ich es sonst getan hätte. Mein Kopf war auf einmal frei von allen Gedanken und ich hatte keine Ahnung, was zur Hölle ich sagen sollte. Das Sprechding in meiner Hand schien immer schwerer zu werden, je länger ich es hielt. Ich musste sie nur glauben lassen, dass sie lebten. Sie wollten eine Berichterstattung. Die Spannung in der Luft schien fast greifbar zu sein, als ich wie gebannt auf das kleine Ding in meiner Hand starrte und schließlich den Knopf an der Seite drückte. 

Ein Rauschen war zu hören, das mir zeigte, dass meine Stimme übertragen wurde. 
"Sind unterwegs in Richtung Süden." bracht ich hervor, meine eigene Stimme klang fremd in meinen Ohren und ich hatte keine Ahnung, ob es richtig gewesen war das zu sagen. Mein Blick traf den von Ellie, die mich gebannt anstarrte, als sich die Sekunden der Stille immer weiter in die Länge zogen. Kein Knacken kündigte eine Antwort an und die Luft schien immer dichter zu werden.

Dann meldete sich das Sprechding. 
"Habt ihr das Gebiet abgesucht?" fragte eine harte Stimme mit einem wütenden Unterton und ich musste schlucken. 
"Alles sauber."

"Gut. Übernimmt den südlichen Teil." 
Ich atmete ein wenig auf und war drauf und dran zu antworten, als die Stimme abermals erklang. 
"Wie geht es euch so?"

Mein Mund öffnete sich und schloss sich dann wieder. Ich hob den Kopf und warf einen panischen so wie ratlosen Blick in die Runde, wo ich ähnlichen Gesichtsausdrücken begegnete. Der nette Tonfall in dem diese Frage ausgesprochen wurde und der Sinn dahinter passte so gar nicht zu der Stimme, es machte mir Angst. 

Der Klon - Stelle dich deinen Ängsten (ON-HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt