Ich warf einen kurzen Blick in den Spiegel und seufzte. Mein Bauch zeichnete sich deutlich unter meinem T-Shirt ab und meine Arme und Beine wirken unglaublich dick, gegen die der Sängerinnen auf den Postern in meinem Zimmer. Ich war mir sicher dass ich so nie eine Chance bei einem Jungen bekommen würde, denn auch so war ich nicht besonders hübsch. Ich hatte seltsam lockiges, vielleicht sogar grausige, normal braunes Haar und dunkle Augen. Dem zu waren meine Fingernägel total abgekaut. Plötzlich hörte ich die Stimmen meiner Eltern, also von meinem Vater und seiner Frau. Sie stritten schon wieder und langsam würde ich das nicht mehr ertragen können. Verzweifelt ließ sich mich auf mein Bett fallen. Wenn mein Leben doch nur ein bisschen einfacher wäre, ich wenigstens Freunde, bis auf meine vier Jahre jüngere Schwester, hätte. Sie ist manchmal echt sehr nett, aber manchmal auch sehr zickig. Außerdem ist sie wunderschön! Sie hat braun gebrannte Haut, wohingegen meine ganz normal ist, sie ist so dünn wie ein Model, hat längere und viel weniger krausige Haare als ich und einen wunderschönen, langen Hals, eine gerade Nase und rotere Lippen als ich. Meine Nase ist echt überhaupt nicht hübsch und mein Hals sieht meist geschwollen aus. Dem zu kann meine Schwester Susan noch unglaublich gut tanzen. Es ist einfach unfair! Der Streit meiner Eltern, welche ich beide sehr liebe, wurde noch schlimmer. Immer diese Vorwürfe. Davon hatte ich bei meiner Mutter und meinem Vater schon genug gehabt. Ich stand auf um mir ein Stück Schokolade zu nehmen. Anders würde ich das nicht mehr ertragen. Wieder warf ich einen Blick in den Spiegel. Sollte ich wirklich riskieren noch hässlicher zu werden? Ich sah wieder auf das Stück der süßen Schokolade. "Jetzt oder nie" , dachte ich, nahm die ganze Tafel samt dem Stück und warf sie in den Mülleimer.
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Die Zeitenspringerin
RomanceDas magersüchtige Mädchen Cordé mit jede Menge Komplexen zieht mit ihrer Familie nach Prag, wo sie plötzlich im Jahr 1900 landet in der Wohnung des jugendlichen, etwas depressiven Dichters Franz Kafka. Und als ob das nicht schon verwirrend genug fü...