Sanft strich ich mit meinen Fingern über das Haar des schlafenden Mädchens. Ich wusste nicht warum, aber diese Cordé hatte mich regelrecht verzaubert. Wir hatten noch lange über unsere Leben geredet. Sie schien wirklich allein zu sein. Ich hatte wenigstens noch gute Freunde und meine Schwestern, aber sie, ihre Schwester war nie da. Dennoch würde ich das Besondere Mädchen nie kennenlernen dürfen, weil sie zurück musste, dies war mir vollkommen bewusst. Hier würde sie nicht bleiben können oder wollen.
Ich setzte mich auf und blickte aus dem Fenster auf das traumhaft schöne Prag. Genau in dem Moment trat meine jüngste Schwester Ottie (eigtl. Ottielie) in ihrem sanft rosanen Sonntagskleid in mein Zimmer. Sie sah mich überrascht an. "Wer ist diese Dame?" Schnell legte ich den Finger auf meine Lippen. "Eine Freundin, Cordé. Bitte gehe jetzt." " Weiß Vater etwa davon?", hätten meine beiden anderen Schwestern trotzig geantwortet, aber Ottie war nicht so. Sie war gutherzig, liebenswürdig und fair und daher mochte ich sie am liebsten von meinen Geschwistern.
"Nun gut, sie sieht sehr hübsch aus," meinte meine Schwester nur, doch ich merkte, dass sie ein gewisses Misstrauen hegte. Nicht, dass ich nie ein Mädchen mit in unser Heim brachte. Nur ließ ich sie eigentlich nie bei mir schlafen, mein Vater hätte es sowieso nicht gebilligt, aber Cordé war etwas anderes. Außerdem wenn ich es so recht bedenke hatte ich eigentlich noch nie wirklich ein Mädchen nach Hause gebracht, wenn mein Vater da war. Nach einer Weile schlief auch ich an ihrer Seite ein.
Am nächsten Morgen war Cordé noch immer da. Ich fürchtete erst das sei nur ein glücklicher Traum gewesen. Als ich schon eine Weile wach war, öffnete auch sie müde ihre Augen. "Guten Morgen, Schönheit!", begrüßte ich sie mit einem Grinsen.
Erschrocken blickte sie mich an. "Wie komme ich nur wieder zurück zu meiner Familie?", fragte sie verzweifelt. Ich musste sie beruhigen. Vielleicht sollte ich..."Ganz ruhig, wir finden schon eine Lösung!" Ganz langsam legte ich meinen Arm um sie und beugte mich so weit vor, dass mein Atem ihre Lippen streifte. Sie wirkte wie versteinert. Ich wusste ich sollte dies nicht tun doch ich konnte nicht anders als noch ein Augenblick in dieser Position zu verharren, ehe ich mich zurückzog.
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Die Zeitenspringerin
RomanceDas magersüchtige Mädchen Cordé mit jede Menge Komplexen zieht mit ihrer Familie nach Prag, wo sie plötzlich im Jahr 1900 landet in der Wohnung des jugendlichen, etwas depressiven Dichters Franz Kafka. Und als ob das nicht schon verwirrend genug fü...