2. Kapitel (Franz): Träume der Unmöglichkeit

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"Du bist der Stolz unsere gesamten Familie, unser einziger Sohn der nicht schon mit dem zweiten Lebensjahr verstorben ist. Also enttäusche uns nicht!", donnerte mein Vater wie immer mit seiner furchteinflößenden Stimme. Widersprechen war jetzt wohl nicht schlau, aber ich musste es einfach tun. Ich atmete tief durch. "Vater, ich will Schriftsteller werden."

Der Blick meines Vaters war zu hart um ihn in Worte zu fassen. Man könnte ihn höchstens annähernd als: Blick, welcher eisige Angst und Schrecken verursacht, bezeichnen.
"Ich weiß dass dies nicht möglich ist und ich der Familie schaden würde." fügte ich schnell hinzu.

Der Blick meines Vaters wurde wieder zu dem kalten, ausdruckslos Blick von zuvor und ich hätte beinahe laut ausgeatmet vor Erleichterung. Endlich verließ er mein kleines Zimmer. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Meinem Vater kann man nicht widersprechen, ansonsten geht man unter.

Sofort setzte ich mich an mein Tagebuch und begann meine Gedanken und Gefühle niederzuschreiben. Wenn das Leben doch nur etwas einfacher wäre. Wenn ich wenigstens nicht diese Krankheit hätte, ging es mir durch meinen 17-jährigen Kopf. Wenn ich doch nur keiner der unbeliebten Juden wäre und deutschsprachig in Prag lieben würde. Aber was sollte man denn gegen so elementare Dinge im Leben tun.
Man kann gar nichts tun! Das zeigte das Leben mir oft genug, genau wie mein Vater.

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