15. Kapitel (Franz): Die Flucht

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Wir rannten durch die Gassen Prags. Unsere Verfolger waren ziemlich schnell und ich musste Cordé regelrecht hinter mir her zerren. "Cordé wir müssen schneller rennen!" Sie sah mich verzweifelt, keuchend an. "Ich ich kann nicht..." Sie wirkte total erschöpft, so als würde sie gleich zusammenbrechen. "Verdammt!" Ich packte das dünne Mädchen, hob sie hoch, und rannte mit ihr in meinen Armen weiter. Die Kleine protestierte heftig, dass sie allein laufen könne, aber das ignorierte ich wissentlich.

Hinter uns hallten Schüsse. Sie zuckte erschrocken zusammen und versteckte ihren Kopf an meiner Brust. Unter normalen Umständen würde mir heiß und kalt zugleich werden, aber gerade musste ich mich darauf konzentrieren das wir beide lebendig beim Haus meiner Tante ankamen. Erneut ertönte ein Schuss, ein Fenster zersplitterte und tausend Glasscherben flogen in unsere Richtung.

Reflexartig drehte ich mich mit Cordé in den Armen weg. Was aber zur Folge hatte das sich mir große Glassplitter durch mein Jacket in den Rücken bohrten. Ich schrie auf vor Schmerz, spürte wie mir das warme Blut den Rücken herunter lief und mein Gewand durchdrängte. Erschrocken sah sie mich an. "Geht es dir gut? Bist du verletzt? " "Ja, ich schrie nur des Schreckens wegen!" meinte ich.

Sie sah mich misstrauisch an, während ich in eine kleine Gasse bog und so schnell es meine Kraft erlaubte, die wegen der Wunden nicht sehr groß war, weiter lief. Sie noch immer in meinen Armen. "Keine Sorge wir werden es rechtzeitig schaffen!" "Aber du bist verletzt!" entgegnete sie. "Keine Sorge es ist nicht so schlimm." "Lass mich selbst laufen, du..."

"Nein" unterbrach ich sie "Du bist noch zu schwach." Ich hoffte, dass sie wusste, dass es keine Beleidigung war, weil sie eine Frau war und auch kein Erfüllen meiner Männlichkeit. Es stimmte, dass sie nicht stark genug war und jeder wusste warum. "Ich bin nicht schwach!" Ich sah ihr sanft in die Augen und versuchte dabei nicht vor Schmerz oder Erschöpfung zu keuchen. "Cordé, du weißt was ich meine!" Sie sah weg, voller Scham, aber darum konnte ich mir jetzt keine Gedanken machen, denn vor uns tauchte das Haus meiner Tante auf.

Vorsichtig setzte ich sie ab und begann heftig zu Husten."Franz! Was ist los?" Sie legte eine Hand auf meine Schulter und hielt mich verzweifelt fest, aber der Husten wurde nur noch schlimmer und als sie das viele Blut auf meinem Rücken sah, wurde auch sie kreidebleich. Ich bekam kaum noch Luft, war kurz davor mein Bewusstsein zu verlieren. 'Hoffentlich haben wir die Kerle abgehängt' dachte ich. Ich begann Blut zu husten. 'Das ist mein Ende! Bitte lass sie überleben'. Genau in diesem Moment kam Ottilie aus dem Haus, auf uns zugestürmt. „Ootti!“ Ich streckte den Arm nach ihr aus, als sich tiefstes Schwarz in Zickzacklienien in mein Blickfeld schob und ich schließlich in der Bewusstlosigkeit versank.

Die ZeitenspringerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt