Angry Eyes

423 25 0
                                    

Natürlich hatte ich noch am gleichen Abend meine Sachen gepackt und zugesehen, dass ich aus der Stadt verschwand. Es war nicht das erste Mal dass ich meine Zelte abgebrochen hatte und es würde auch gewiss nicht das letzte Mal bleiben, soviel war sicher.

Ich kam ein paar Tage bei bekannten in Oregon unter, doch nachdem ich es 2 Wochen nicht geschafft hatte das Bett zu verlassen, wurde ich aus der Wohnung geschmissen.

Ich würde zu viel "Trübsal blasen".

Tja, Mord des Freundes war wohl doch ein ganz schöner Stimmungskiller wie es aussah.

Wieder auf die Beine kam ich erst nach einem Monat. Durch eine Kneipenschlägerei ausgerechnet. Ich hatte die Bar ursprünglich betreten um meine Sorgen zu ertränken. Das hatte die Wochen zuvor auch ganz gut funktioniert. Außerdem ließ mein Gehirn mich ein paar Stunden in ruhen wenn ich durch den übermäßigen Alkoholkonsum ins Koma fiel. Doch an diesem Abend hatte ich einen besonders hartnäckigen Verehrer neben mir auf dem Bürostuhl sitzen, welcher ein nein einfach nicht als dieses Verstehen wollte.

"Komm schon Schätzchen, nur einen Drink!" lallte er wiederholt in meine Richtung.

Seine Hand fuhr meinen Oberschenkel in eindeutiger Gestik nach oben. Ich schlug sie weg und funkelte ihn an.

"Nein!"

Er lachte.

"Oh, widerspenstig. Die gefallen mir am Besten!"

Seine Finger gingen aggressiver auf Wanderschaft, sodass ich empört aufstand und zurückwich. "FINGER WEG!", zischte ich.

Auch er sprang, erstaunlich behände wie ich für seinen Alkoholpegel zugeben musste, wo Stuhl und drängte mich weiter zurück.

"Aber ich kann doch so schöne Dinge mit meinen Finger anstellen... und mit meinem Mund und mit meiner Zunge und mit meinem..."

Er kam immer näher, drängte mich gegen die Rückwand der Bar. Es war laut, es war voll, keiner beachtete uns. Und mir waren jegliche Fluchtwege versperrt. Er grinste schmutzig. Und er stank nach Schweiß und Schnaps und billigem Parfum. Ich versuchte ihn von mir zu drücken, doch gegen seine Masse konnte ich nichts ausrichten.

"Tz, Tz, Tz...", schnalzte er nur.

Dann drückte er seinen wulstigen Mundauf den meinen und wollte seine Zunge in meinen Rachen drängen. Heiße Wut durchfuhr mich und machte meine Umwelt wieder klar. Ließ alles langsamer ablaufen. Leichter werden. Mit ungeahnten Kräften stieß ich ihn zurück. Er fiel Rückwärts über einen Bartisch und zerbrach einen Stuhl.

"Du miese Schlampe!" schrie er wutentbrannt auf und kam auf mich zu um mir eine Ohrfeige zu verpassen.

Wie in Zeitlupe sah ich ihn ausholen und wich behände aus. Dann holte ich zum Gegenschlag aus und verpasst dem Mann mein erstes Kinnhaken überhaupt. Es knackte, es knirschte, dann wurde es um uns herum still. Natürlich flogen wir beide getrennt voneinander aus der Bar und irgendjemand hatte die Cops gerufen, sodass ich schnell zusah, dass ich weiterzog, aber ich hatte etwas entdeckt.

Ich wusste, wie ich es schaffte aus meinem Loch heraus zu klettern und wieder klar zu sehen. Und die Antwort war Wut. Und körperliche Gewalt.

Doch statt direkt dem Blutrausch zu verfallen, schlug ich als erstes den „gesunden" Weg ein.

Sport.

Kampfsport genau genommen.

Aber immer nur auf einen Sandsack oder gepolsterte Kissen einzuschlagen war wie ein Blümchen Pflaster auf einer Schusswunde.

Genug für vielleicht 2 Minuten, doch auf kurz oder lang würde jemand die Kugel rausholen und anschließend die Wunde zunähen müssen.

Allein der Gedanke, dass jemand frei draußen in der Welt herum lief und ungestraft davon kam, Tom umgebracht zu haben ließ mich rot sehen. Doch ich hatte keinen Ansatz. Keine Idee wie ich hätte vorgehen können um den Mann, der mein Leben ruiniert hatte, zu finden.

The Guilty Ones // 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt