Loverboy

317 29 21
                                    

Die Stille die sich über den Raum gelegt hatte, war erdrückend. Einzig das zischen Erics verbrennender Haut war noch zu hören, doch ich bezweifelte, anhand dessen wie ihm komplett jegliche Emotionen aus dem Gesicht glitten, dass er es selbst noch mitbekam. Sein Blick war undurchdringbar.

Ich wartete auf die Pointe. Als keine kam, schnaubte ich.

Meine Gedanken versuchten wieder auf hochtouren zu schalten, doch der Blutmangel erschwerte mir das Ganze. Anstatt einer anständigen Antwort oder Frage begann ich unpassender Weise zu kichern.

"Wie jetzt, ist Thor jetzt mein Daddy?"

Unzähliche unpassende Gedanken an Chris Hemsworth mit und vor allem ohne Shirt schossen mir durch den Kopf wie er seinen Hammer schwang. Seinen wortwörtlichen Hammer versteht sich. Obwohl...

Ich kicherte erneut "Oh ja, der darf gerne mein Daddy sein!"

Noch in dem Moment in dem ich mir selber zuhörte, hätte ich mich gerne selber K.O. gehauen. Sowohl Eric als auch Tom sahen mich böse an, Monroe sah verwirrt aus und James verdrehte die Augen.

"Lasst sie ihren Rausch ausschlafen. Vielleicht ist es ganz gut, wenn sie von der ganzen Sache nichts mitbekommt!", schlug James vor und kniff die Augen zusammen während er mein Gesicht studierte. Er zeigte auf Eric. "Die zwei haben irgendeine merkwürdige Verbindung, dass könnte sich uns noch in die Quere stellen."

Ich versuchte wirklich James Worten zu folgen, doch mir fehlten noch immer wichtige Informationen. Wahrscheinlich wäre das jetzt der Moment in dem ich endlich Antworten bekommen könnte. Antworten auf all die Fragen, die sich mir seit Jahren stellten.

Wer bin ich? Was passierte mit mir? Was war damals wirklich in New York vorgefallen. Was ist die Vorgeschichte?

Da waren noch mehr Fragen, in erster Linie Fragen, die erst in den letzten paar Stunden dazu gekommen waren, doch mir war so verdammt schwindelig und ich war müde. So müde. Vielleicht sollte ich ein kleines Powernap machen. Außerdem war mir so heiß. Vielleicht könnte ich mich eine Runde auf den Boden legen und an Eric ran kuscheln.

Schlaftrunken machte ich Anstalten auf ihn zu zu torkeln. Eric war immer so schön kühl, wenn er neben mir lag.

Ein lautes Pfeifen schreckte mich auf.

"Ey, Romeo.", brüllte James und zeigte dabei auf mich während sein Blick auf Tom gerichtet war. "Deine Braut schleicht sich gerade an ihren Loverboy ran. Willst du vielleicht mal eingreifen?"

Wie ein getretener Pudel kam Tom auf mich zugelaufen, die Schultern hängend, der Blick zornig. Ich schnaubte.

"Loverboy." Ich sah von Tom zu Eric und wieder zurück. "Kannst du glauben, dass er dich gerade so genannt hat", flüsterte ich Eric wesentlich lauter als beabsichtigt zu und erntete dafür ein schiefes Grinsen von Eric. Sein Blick war zwar noch immer forschend und misstrauisch (-wahrscheinlich der neuen Erkenntnis über meine Wenigkeit geschuldet), doch er konnte sich eine solche Steilvorlage nicht entgehen lassen.

"Stimmt, nur Lover finde ich auf besser." Zwinkern. Dann blickte er an mir vorbei zu Tom. "Aber ich habe das Gefühl, ihm gefällt das alles gar nicht."

Es war ein Segen, dass ich auf Grund des Blutmangels so wahnsinnig losgelöst von meinen Gefühlen war. Selbst total besoffen war ich normalerweise nicht so tiefenentspannt. Ich schnaubte aufgebracht und zuckte die Schultern. Ich war Tom böse. Ziemlich fuchsteufelswild genau genommen. Doch mit circa zwei Litern weniger Blut war es schwer, dieses Gefühl aufrecht zu erhalten. Bzw. sich selbst aufrecht zu erhalten, wie es schien. Ich schwankte erneut, konnte nur mit Mühe mein Gleichgewicht wieder herstellen. Heraus kam also "Ist mir ziemlich schnuppe, ob ihm das gefällt."

The Guilty Ones // 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt