Merlotte's Bar and Grill

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Unerwartet teilte sich das dunkle Wolkenmeer. Hell leuchtende Sonnenstrahlen schoben sich zwischen die, für Louisiana untypischen Wolken hindurch. Wie Scheinwerfer erleuchteten vereinzelte Sonnenstrahlen abgegrenzte Bereiche und ließen sie vor dem restlichen Dunkel in neuem Glanz erstrahlen.

Ich konnte nicht anders als zu Grinsen, als über mir die dicke Wolkendecke ausriss und ein leuchtender Sonnenstrahl mich traf, erhellte und wärmte. Zufrieden seufzend warf ich den Kopf in den Nacken.

„Ahh. Herrlich. Vielen Dank auch!" sprach ich ins Leere des verlassenen Hinterhofs des Merlottes und schloss für den Moment die Augen.

Es gab nicht viele Moment, wo ich so hundert prozentig mit mir im Reinen war. Aber hier und jetzt, die Sonnenstrahlen mich leicht kitzeltend, war ich zufrieden. Sogar eine leichte Brise wehte mir um die Nase und trug mit ihr den Geruch nach trockener Erde und Staub. Es war schon spät, fast dunkel. Die Sonne hatte nicht mehr ihre typische Kraft was die Gefahr, mich an den letzten Sonnenstrahlen des Tages zu verbrennen, minderte und mich zusätzlich glücklich stimmte.

Meine helle, fast schon bleiche Haut war so empfindlich und weiß, dass ich nicht selten einen Sonnenbrand bekam. Wie schlau von mir, mit solch einer Haut in die Südstaaten zu ziehen, nech? Aber ich brauchte einen Wechsel. In New York gab es nichts für mich - nicht mehr zumindest.

Mich an New York zu erinnern war immer ein Spiel mit dem Feuer für mich. Eine mittlerweile nur allzu bekannte Traurigkeit drohte mich zu übernehmen und ich schüttelte den Gedanken und das damit einhergehende Gefühl schnell so gut ich konnte wieder ab, zog meine metaphorische Schutzmauer aus Isolation und Gleichgültigkeit enger um mein Herz und überprüfte sie nach rissen. Ja, alles war noch in Stand. Schnell zwang ich mich an etwas fröhlicheres zu denken, im Moment zu leben und einfach nur die Sonne zu genießen. Los Ashley, versuch deine Umgebung wahrzunehmen!

Der Wind drehte und eine meiner Schlüsselbeinlangen blonden Haarsträhnen kitzelte mich an der Wange, ehe mir der Geruch verbrannten Fetts in die Nase stieg, welche ich automatisch zu Kräusen begann. Und damit hatte ich dann auch genug im Moment gelebt. Ugh. Seufzend schlug ich die Augen auf und blickte ins amüsierte, perfekt geschminkte Gesicht Lafayettes, der im Türrahmen des Hinterausganges lehnte.

„Du bewegst deinen süßen Arsch besser schnell wieder rein und an die Arbeit Ash, anstatt hier vor dich hinzustöhnen wie in einem schlechten Porno.", er äffte mich theatralisch nach und zeigte auf mich mit hochgezogener Augenbraue "Das lockt die ganzen Hinterwäldler aus der Umgebung schneller an, als das mein gesamter Vorrat an bunten Pillen ausreichend anfangen würden zu wirken. Für die ganzen Red Necks brauche ich mehr als nur ein paar Valium um die zu ertragen, geschweige denn zu bedienen..."

Ach ja, mein kleiner Lieblingsdrogendealer Lafayette.
Für mich waren die ganzen Red Necks ja schon schwer zu ertragen mit ihren ausgeleierten schmutzigen Unterhemden und "Make America Great Again" Kappis - aber die Wahrheit war, als weiße blonde Frau hatte ich außer einer gehörigen Portion Sexismus die einen in den Wahnsinn treiben konnte, nicht wirklich viel zu befürchten. Dabei reichte mir dass alleine schon!

Lafayette hingegen, unser schwarzer schwuler Koch im Merlottes, welcher mit einer gehörigen Mischung pizzazz und Energie durchs Leben lief (von dem ich hoffte, das noch etwas auf mich abfärbte), hatte es da eindeutig schwerer. Zum Glück für ihn war er groß und breitschultrig gebaut und wusste sich zu verteidigen.

Ich seufzte erneut, diesmal absichtlich tief und aufreizend, um Lafayette ein bisschen aufzuziehen und abzulenken.

„Oh Baby, ja! Genau so, uuh!"

Anfangs hatte er nur den Kopf aus der Hintertür des Merlottes gesteckt, einen gespielt strengen Blick aufgesetzt und mich halbherzig getadelt. Doch nun hatte ich ihn aus der Reserve gelockt. Lafayette kam zu mir auf den Hinterhof und schaute mich mit einem breiten Grinsen der Länge nach an. Die Metallmünzen an seinem um die Hüften gewickeltes Tuch klapperten dabei bei jedem Schritt.

The Guilty Ones // 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt