Zu geschockt über das, was gerade passiert war, konnte ich ihn nur mit großen Augen anstarren. Oder, genauer genommen, seinen verschmorten, aus seiner Sportjacke durch ein Brandloch heraus schauenden Arm, der bereits zu heilen begann.
Erics Zähne schossen hervor und er knurrte.
Dachte ich zuvor, er wäre gefährlich? Ha! Ich wurde in diesem Moment eines besseren belehrt. Nicht einmal damals im Fahrstuhl hatte ich mich so sehr vor ihm gefürchtet wie in diesem Moment.
Bevor ich wusste wie mir geschah hatten sich Erics Finger um meine Kehle gelegt und meine Füße baumelten in der Luft.
"Was. Bist. Du."
Mit jedem seiner Worte erhöhte sich der Druck auf meine Kehle und ich wurde geschüttelt. Mein Versuch mich panisch aus seinem Klammergriff zu befreien scheiterten.
"Keine... Luft!"
Schwarze Punkte begannen vor meinen Augen im panischen Takt meines Herzens zu tanzen.
Komm schon Körper, verbrenne ihn nochmal!, bat ich.
Ich schloss die Augen, zappelte und versuchte mich zu konzentrieren, doch alles was geschah, war das Erics Griff noch fester wurde.
Tja, dass war's dann wohl.
Mein letzter Gedanke ging an all jene, die mein Leben beeinflusst hatten. Zuletzt Sookie, Sam und Lafayette. Auch Tara. Ich dachte an meine jüngere Vergangenheit, die ich so gut unter Verschluss halten wollte. An meine bunte Vergangenheit und meine Zeit als eine Spielkarten die Banktresore ausgeräumt hatten. Ich dachte sogar an James und seine hohle Nuss von Freundin wegen der während einem unserer Überfalle ein Sicherheitspersonalmitarbeiter sein Leben gelassen hatte. Ich hatte Angst gehabt, im Anschluss das Haus zu verlassen. Ich dachte an an andere Momente in denen ich Angst gehabt hatte, oft auch vor James, gegen die in all den Jahren nur einer zu Helfen wusste.
Und so, in meinen letzten Momenten, erlaubte ich mir den sonst so sorgfältig zurück gehaltenen Schmerz und die Verzweiflung und dachte an Tom.
Die Bilder begannen durch meinen Kopf zu sprudeln, wie eine frisch geöffnete Quelle. Viel zu lange unter Verschluss gehalten brachen sie hervor und erstrahlten im neuen Hochglanz. Wie er den Kopf in den Nacken warf und tief und kehlig lachte wenn er ausgelassen war. Wie dabei sein Haar, dass irgendwie immer einen Hauch zu lang war, vor seine Augen fiel. Seine Art mich von hinten in den Arm zu nehmen wenn es mir schlecht ging, sodass ich mich an seine feste Brust lehnen und wieder durchatmen konnte, während er mir "Weißt du eigentlich wie lieb ich dich habe!", ins Ohr flüsterte und seinen Kopf in die Kühle zwischen Schulter und Hals legte.
Für einen Moment, wahrscheinlich sowieso meinen letzten, erlaubte ich mir, meine mühsam errichteten Mauern komplett einbrechen zu lassen und alles zu fühlen. Die Wut, die Trauer, die Liebe die Machtlosigkeit und den Schmerz.
Bald bin ich wieder bei dir Tom!
Atemlos kamen immer weitere Gefühle an die Oberfläche. Eifersucht, Neid, Stolz.
Sind das meine?
Hochmut, Treue, Gelassenheit...
Eine Träne stahl sich aus meinem Augenwinkel während das dumpfe Trommeln meines Herzschlages in meinen Ohren zunehmend lauter wurde, während der Rest der Welt in einem tiefen Nebel verschwand. Meine Träne tropfte schwer auf meinen grauen Hoodie als die Tür aufflog.
"Lass sie sofort runter."
Unsanft landete ich auf meinen Knien und begann zu keuchen und zu husten. Frischer Sauerstoff ströhmte in meine Lungen und vertrieb die tanzenden Punkte vor meinen Augen. Ich hörte gedämpftes streiten, konnte mich jedoch nicht direkt genug fokussieren um die Personen ausmachen und das Gespräche zu verstehen. Mir sausten die Ohren und die Welt stand schief. Ich hustete und hustete, doch mein Hals war zerquetscht und geschunden. Sobald mein Blick sich wieder genügend aufgeklart hatte, sah ich ganz zu meiner Überraschung ein bekanntes Gesicht gegenüber Eric im Türrahmen stehen.

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The Guilty Ones // 2
Fanfiction🩸 True Blood Eric Northman Slowburn 🩸 Gejagt von der New Yorker Polizei für den Mord ihres Freundes Tom, macht sich Ash eigenständig auf die Suche nach dem Mörder, mit dem Verlangen nach Rache. Sie weiß, es war ein Vampir gewesen. Denn trotz Wis...