Monroe

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Wir gingen einen langen Flur entlang. Es stellte sich heraus, dass sie mich tatsächlich in der Tiefgarage eines mehrstöckigen Hochhauses festgehalten hatten. Nachdem wir über die Feuertreppe jedoch das innere des Gebäudes betreten hatten, kam ich mir vor wie in der Empfangshalle eines russischen Diplomatenhauses. Alles war mit teuren Teppichen in blutrot ausgelegt. Cremefarbene Tapeten verziert mit Gold Ornamenten und großflächigen Ölgemälden hingen an den Wänden des nicht enden wollenden Flures.

Eine Empfangsdame, mit tiefschwarzem Haar in einer komplizierten Hochsteckfrisur, perfektem Make-up und mehr Goldschmuck um den Hals, an den Ohren und Armen als ich hätte stemmen können, lächelte uns mit einem breiten Grinsen zu.

„James, da bist du ja wieder", säuselte sie und klimperte ihre bestimmt zwei Kilo schweren Wimpern in seine Richtung. James zwinkerte ihr zu.

„Ich hab doch gesagt ich brauch nicht lange. Das mit dem Mädchen war wirklich ein Glücksgriff. Gut mitgedacht Tina.", lobte er sie und sie errötete und machte eine wegwerfende Handbewegung.

Tina, wie die Frau zu heißen schien, kam um ihren Empfangstresen auf mörderischen Absätzen herumgestöckelt und lief auf eine schwere Metalltür zu. Silber, wie sich mir aus näherer Betrachtung erschloss. Gezielt zog sie einen Schlüssel aus ihrem Dekoletté hervor, schloss die Tür auf und öffnete sie uns. Eine vampirsichere Tür.

James zog Tina in einer flinken Bewegung an sich und gab ihr einen tiefen Zungenkuss. Diese schmolz geradezu dahin während ich mich bemühen musste, meine letzte Mahlzeit zurück zu halten.

„Danke Schätzchen."

Tina fächerte sich selbst Luft zu, vollkommen hin und weg von James. „Keine Ursache Süßer." Dann schien ihr einzufallen, dass sie nicht alleine waren und warf einen Blick auf mich.

„Von mir bekommst du nicht so einen Kuss!", war meine trockene Antwort nachdem sie nicht aufhörte mich zu mustern. Dies Tat sein übrigens und Tina stöckelte empört davon.

James gluckste. „Na sieh mal einer an, wer da seine Stimme wieder gefunden hat." Er seufzte schwer.
„Bist du sicher, dass du es mit Tina nicht mal versuchen willst? Ich schaue gerne zu."

Jup, ich würde mich heute Abend mit Sicherheit noch geräuschvoll übergeben. Und dabei am liebsten über James Schuhe, die aussahen als wären sie aus Wildleder und teuer gewesen. Der Raum, in den sie mich als nächstes verfrachteten war das komplette Gegenteil des Raumes von zuvor. Hohe Decken geschmückt mit Prunk und Stuck zeichneten das Zimmer aus. Der Boden war mit hellem Marmor gefliest und an den Wänden jeder noch so dämliche Bilderrahmen aus massiven Gold. Alles an diesem Raum diente dazu, einzuschüchtern.

Am Ende des Raumes saß ein akkurat gekleideter Mann um die 30, seine Haare rabenschwarz und seine Augen strahlend blau. Selbst über die guten 40 Meter Entfernung, die ungefähr zwischen uns liegen musste konnte ich mit meinen menschlichen Augen gut erkennen, dass er schön war. Schön, gefährlich und arrogant.

Wir kamen näher. James hatte seine Freude daran mich alle zwei Meter weiter vorwärts zu schupsen, ohne wirklich einen Grund dafür gehabt zu haben. Da er nicht selten dafür die Hand auf meinen Hintern legte, hatte ich eine Idee, wo seine Motivation für diese Handlung her kam. Als wir noch fünf Meter von dem protizigen massiven alten und goldverziertem Schreibtisch entfernt waren, schaute der Mann das erste Mal richtig hoch. Seine blauen Augen gegannen zu leuchten, als er mich erblickte. Es war kein freundliches Leuchten.

„Ashley Johannson", summte er. „Endlich!"

Er sprach, als wären wir alte Freunde, doch ich war mir sicher, diesen Mann noch nie in meinem Leben gesehen zu haben.                                                     

The Guilty Ones // 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt