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Nach ein paar weiteren Minuten saßen wir satt am Tisch, miteinander redend. Mir wurde immer wärmer, ich fühlte mich müde und ausgelaugt, weshalb ich mich dazu entschied, Miracle und ihre Schwester nach ihrer Nummer zu fragen und dann die Rechnung zu bestellen. Wir teilten die Rechnung auf, sodass unsere Bandmitglieder einzeln bezahlten, die Schwestern aber zusammen legten. Mit einer Umarmung verabschiedeten wir uns von den Frauen. »Das hat Spaß gemacht, man kann das gerne wiederholen.«, lächelte Miracle, die als Spitznamen vorhin Mira angegeben hatte. Sie schaute mich an, wieder das wunderschöne, mädchenhafte Lächeln auf ihren roten Lippen. Ich versuchte, sie auch so herzlich anzulächeln, kam mir aber eher dumm dabei vor, also beließ ich es bei einem freundlich zurückhaltenden Lächeln, was aber mindestens genau so ehrlich war. Sie kicherte, bevor sie sich bei ihrer Schwester unterhakte und begann, in die entgegengesetzte Richtung unseres Hotels zu laufen. »Die beiden sind echt nett.«, stellte Ashton fest, während sein Blick auf dem Hintern von Renya klebte. Ich lachte. »Ja, vorallem wirkt das sehr tiefgründig und ernst, wenn du dabei auf Renyas Hintern glotzt.«
»Der ist natürlich auch sehr nett.«, wackelte er mit den Augenbrauen. Caum seufzte überspitzt und theatralisch. »Cashton wird also niemals wahr.«, schüttelte er bestürzt den Kopf, worauf wir alle lachen mussten, Ashton einen Arm um Calum legte und ihm einen brüderlichen Schmatzer auf die Wange gab, was Cal mit einem Wischen über die Wange quittierte.

***

Ashton schmiss sich auf sein Bett, welches nur wenige Meter neben meinem stand. Das weiße Bettlaken knitterte unter der hektischen Bewegung, die Decke rutschte halb auf den Boden, während sein Kopf auf dem Kissen platz nahm. Mit seinen Händen formte er einen Trichter vor dem Mund und trötete eine Melodie, als hätte er damit ein Level abgeschlossen. Ich sang irgendwas darüber, von wegen, die Zeit wäre abgelaufen. Amüsiert musterte er mich. »Jetzt wo wir hier allein sind, könnten wir Lashton vor der Kamera ja direkt veröffentlichen«, schmunzelte er auf unser Geplänkel. Ich schüttelte lachen den Kopf. »Was willst du da veröffentlichen? Wie heiß wir  zusammen die Schwestern finden?« Seine Grübchen gruben sich tiefer in seine Wangen, dann öffnete er den Mund, um ein Lächeln mit seinen weißen Zähnen zu zeigen. »Lucky Luke ist also auf Paarungssuche, wie kannst du nur, mein geliebter Luke?«, rief er empört, bevor seine einzigartige, gluksende Lache in den Raum hallte. Ich riss die Augen gespielt überrascht auf, während meine linke Hand meine Lippen verdeckte. »Nein, habe ich das etwa laut gesagt? Ich wollte es dir schonender beibringen, aber du hast ja Renya, bei der du dich aushelfen kannst.« Wir brachen in schallendes Gelächter aus, bevor wir uns beide fürs Bett fertig machten. Mitten in der Dunkelheit hörte ich dann seine helle Stimme, die mir ein Lob für das Konzert aussprach. Ich musste lächeln, das Kompliment gab ich ihm zurück, bevor ich die Nacht im Tiefschlaf überstand.
Der Morgen hingegen war furchtbar, anstatt von selbst aufzuwachen, schmiss sich Ash auf mich, in seiner rechten Hand eine Kamera. Ich versteckte mein Gesicht bis zu den Haaren, die in alle Richtungen abstanden. Er faselte irgendwas, wie kuschelig ich wäre und, dass meine ungemachte Frisur unglaublich heiß aussähe, worauf ich meinen Kopf bis zu den Augen frei gab, dann meine rechte Hand hervorholte und ihm einen Mittelfinger zeigte, bevor ich ihn von mir herunterschubste. »Das war dann wohl ein Korb.«, sagte er traurig in die Kamera und schob seine Unterlippe vor. »Es kann nur einen mit wunderschönen Locken geben!«, rief ich dramatisch. Er lächelte kurz bevor sich aufraffte und stolz lächelte. »Dann raus aus meinem Zimmer und ab zum Friseur.« Er machte die Kamera aus, dann stolperte er ins Bad und verweilte dort für eine halbe Ewigkeit. Mein Handy vibrierte zwei Mal, dann nahm ich es entgegen und entsperrte es. Eine neue Nummer hatte mir einen Text geschrieben.

Guten Morgen Luke! Hier ist Miracle.
Ich hoffe ich störe nicht oder habe dich geweckt. Ich wollte fragen, ob du vielleicht Lust hast, mit mir in die Stadt zu gehen. Renya geht mit einer Freundin hin, die ich (mal unter uns) nicht leiden kann, weshalb ich Beistand bräuchte. Du kannst natürlich auch die anderen mitbringen.
Ich würde mich freuen, wenn du (oder die anderen) kommen könntest :)

Ich musste schmunzeln, Miracle war in manchen Situationen echt schüchtern, was ich selbst als niedlich empfand. Ashton musterte mich, mit nur einem Handtuch bekleidet. Ich erklärte ihm in kurzen Sätzen, was genau Miracle wollte, mit der Frage abgeschlossen, ob ich Zeit hätte, was er mit einem Nicken beantwortete. Er wackelte nur mit den Augenbrauen in Bezug auf Mira, ansonsten verkniff er er sich jegliche Kommentare.
Ich wünschte ihr einen guten Morgen und willigte ein, allein zu kommen. Als Antwort bekam ich ein Danke und den Treffpunkt mit einer Uhrzeit. Bevor ich jedoch mein Handy weglegte, fragte ich, ob wir mit allen noch Frühstücken gehen wollen würden und danach zu dritt, mit Renyas Freundin zu viert, gehen würden. Sie bejahte erfreut.
Ich stand nach einigen Minuten auf, zog mich an und trat in den Flur. Überall war dieser schreckliche blaufarbige Teppich, der eine höllische Kombination zu der weinroten Tapete bildete. Eiligen Schrittes ging ich an die richtige Tür und klopfte, bis ein verschlafener Michael die Tür aufzog. Im Hintergrund sah man Calum, der, genau wie Ashton vor wenigen Minuten, mit nur einem Handtuch um den Körper Anziehsachen zusammensuchte. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, überspielt das aber geschickt mit den Sätzen, die ich schon vorher zurecht gelegt hatte. Mikey nickte nur müde, rief Cal die Informationen über die Schulter und grummelte etwas, dass er niemals so früh hätte aufstehen wollen. Mitfühlend sah ich ihn an, verschwand aber wieder in das Zimmer von Ashton und mir, wo mein Zimmergenosse gerade eine Boxershort anzog. »Wir gehen zuerst mit Renya und Miracle frühstücken, dann werde ich zusammen mit ihnen in die Stadt gehen. Drück mir die Daumen, nicht allzu oft erkannt zu werden.«, klärte ich den blonden Mann auf.

***

Das Frühstück war vorbei, das recht große Café in modernem Stil war der komplette Gegensatz zu dem Italiener, was jedoch wenig störte. Deutschland hatte so viel zu bieten, was ich mir heute wenigstens teilweise anschauen durfte. Renyas Freundin war noch nicht aufgetaucht, sie sprachen von einem Treffpunkt in der Stadt, wo sie sich immer trafen, als vertraute ich ihnen blind, während wir mit dem Auto der schwarzhaarigen in die Innenstadt fuhren. Ich verstaute meine Haare in der Kapuze, in der Hoffnung, dass sie nicht so schnell herausstachen. Den Gedanken, dass ihre Freundin ein Fan von 5 SecondsOfSummer sein könnte, ignorierte ich, ich wollte weder Renya noch mir oder Miracle schlechte Laune machen. Mira hatte sowieso schon einen finsteren Blick drauf, ihr Lächeln wirkte nur halb so ehrlich wie gestern. Innerlich fragte ich mich immer noch, warum genau Miracle bei ihrer Schwester mitkommen musste, anstatt allein zu bleiben, aber es kümmerte mich recht wenig, so konnte ich sie sowieso besser kennenlernen.

Psycho ~Luke HemmingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt