21, Epilog

1 0 0
                                    

Es war die Zeit bevor sie mein erstes Kind gebar und ich mich Vater nennen durfte, da trug sie ein strahlenweißes Kleid, um ihren Kopf einen Schleier wie ein Heiligenschein. Da ging sie auf ihren hohen Schuhen auf mich zu, eingehakt in den Armen ihres Vaters. Ihn hatte ich noch nie zuvor gesehen, nur zur Hochzeit war er gekommen und sein Gesicht sah ich zum ersten Mal. Sein schütteres Haar trug nur noch wenig von der Farbe, die auch Miracle hatte, nur waren ihre so viel länger, am Hochzeitstag in einer wunderschönen Hochsteckfrisur gebunden. Herr Dellace war ein hagerer Mann, mit gepfleger Bart und ein schickes Hemd mit Jacke bedeckte seinen Oberkörper. Seine Augen waren grünstichig und blinzelten freudig, voller Tränen. Ich konnte ihm ansehen, wie sehr es ihm Leid tat, seine Tochter so lang in der Obhut seiner zweiten Tochter und nun eines Fremden zu geben, doch Miracle selbst, das größte Wunder auf dem Weg zu mir hinauf, machte dies nichts aus. Sie war so selbstständig geworden, auch wenn ihre Psychosen immer wieder kamen. Sie ging damit um, als würde es sie kaum Kraft kosten. Aber irgendwie hatte es etwas positives. Wir lösten Probleme oft ohne Streit, da wir beide darauf fixiert waren, ihrer Krankheit keinen Platz zu geben in unserem Leben.
Als sie dann vor mir stand, der Vater von ihr abgelassen, da musste ich schlucken, denn sie sah noch schöner aus, als hätte ihr Inneres als Engel es endlich an die Außenwelt geschafft. Ihr Gesicht war nicht geschminkt, und man sah dies nur an den ganz kleinen Falten unter ihren Augen. Miracle wollte mir ihre Form zeigen, wie ich sie immer erleben würde, nachdem wir diesen Tag verbracht hatten und ich fand sie schöner als alle Models, die es auf dieser Welt gibt. Sie war reizvoller und schöner, ein absoluter Hingucker für mich. Und wir sprachen die Worte, die wir sprechen mussten, und wir flüsterten uns Dinge, die wir nicht sprechen mussten, da wir es aus freien Stücken taten. Wir sagten uns, wie toll der jeweils andere aussah und es war der beste Tag in meinem Leben, denn nicht nur wir standen hier glücklich, auch meine Freunde waren da, Renya und Violet, mit der Miracle langsam warm wurde, nach sieben Jahren. Sie selbst hatte viele Freunde gefunden, eigenständig. Es war toll anzusehen, wie Miracle sich entfaltete und ich musste niemals befürchten, sie loslassen zu müssen, wie Renya es damals getan hatte, denn ich war niemals so wie sie oder sie wie ich. Bei der Hochzeit weinte die Schwarzhaarige ein paar Tränen, doch wischte sie diese Weg, um ihr Make-Up nicht zu verwischen.

Miracle sah mich an, ganz tief in meine Augen, als würde sie in meine Seele schauen, und dann lächelte sie mich an, küsste mich und verzauberte mich bis zum Ende meines Lebens.

Psycho ~Luke HemmingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt