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Wenn ich falsch lag mit meiner Lösung, würde ich echt dumm da stehen, doch es war einfach einleuchtend. Es war nur eine Aussage, dich ich heute getätigt hatte und ich dachte, sie würde das nicht weiter beschäftigen, dabei hatte sie die ganze Zeit bedenken. Ich war so ein Idiot, ein verdammter Idiot. Und als die Tür aufgemacht wurde, stand da Renya in weitem Pullover und Jogginghose. »Luke-« »Renya, ich muss zu Miracle. Bitte!«, drängte ich, doch sie stellte sich mitten in den Weg. »Ihr solltet beide eine Nacht darüber schlafen. Jetzt so aufgebracht mit ihr zu reden wäre keine gute Idee.«, beschwichtigte sie und legte ihre kleine Hand auf meine Schultern Es fühlte sich falsch an, von jemand anderem außer Racle berührt zu werden. Im Augenwinkel nahm ich aber die Haare von ihr wahr, in der Küchenschwelle. Ich sah weiterhin jedoch die Schwester von ihr an. »Ich weiß woran es liegt. Sie hat sich Sorgen gemacht, dass ich gehen würde. Ich habe ihr gesagt, dass ich nicht weiß, wie es weiter geht. Ich kann mich irren, aber das ist die einzige Möglichkeit, die mir einfallen würde.« Ich hatte eigentlich noch vor, unendlich viele Sätze dazu zu sagen, dass ich mich irren konnte, ich jedoch trotzdem mit ihr reden musste, aber Renya sah mich einfach still an, die Hände links und rechts von ihrem dünnen Körper, aus ihren Augen rollten unzählige Tränen. Hinter ihr stand Mira in der Mitte des Flurs, völlig aufgelöst und versteinert. Ich wusste von da an, dass ich Recht hatte. Ich entschuldigte mich bei ihr und versprach, dass sie mit mir mitkommen dürfte. Ich versprach, dass wir für immer zusammen bleiben und uns ein Leben aufbauen würden, dass nur aus dem bestehen würde, was wir brauchen. Doch sie umarmte mich nur und krallte sich in mein T-Shirt, redete, dass sie selbstsüchtig und egoistisch war, sie das alles gar nicht brauchte. Miracle war ein Wunder, ein Wunder meiner Zeit und meiner Liebe, etwas, was für mich ewig lang andauern könnte. Renya stand daneben und weinte, sie hörte einfach nicht mehr auf, bis ich ihr einen Arm zum Umarmen anbot. Zu dritt standen wir dann im Flur, beide Frauen weinend, während ich die Tränen der Überwältigung zurückhielt. Ich war einfach viel zu Emotional dafür. Die Schwazhaarige beruhigte sich zu erst, ging zur Tür und dann in die Küche, um Tee und Kaffee zu machen. Meine Freundin setzte sich dazu, beide Hände auf der Küchentheke, mich anlächelnd. Für mich war es wie ein Gemälde, ein Traum von etwas ungezeichnetem, was man hätte festhalten müssen, denn beide der Schwestern sahen aufeinander abgestimmt aus. Eine Ruhe lag in der Luft, die die Stille vertrieb und Platz für wohltuende Gedanken schaffte. »Ihr beide seid perfekt füreinander.«, sagte sie und übergab Miracle eine Tasse Tee, mir einen Kaffee. »Aber Luke, ich glaube, du musst noch vieles lernen, wenn es klappen soll. Und ich will, dass du die nächste Frage so ehrlich wie möglich beantwortest, okay? Kannst du dein Leben so sehr verändern, um auf sie aufzupassen? Ich weiß,« sprach Renya an ihre Schwester gewandt, »dass du nicht dauerhaft umsorgt werden musst und es hasst, wenn man dich wie ein Babysitter bewacht. Aber du weiß hoffentlich auch, dass ich mich einfach nur um dich sorge.« Liebevolle Blicke wurden ausgetauscht und ich war nun dran, die Wahrheit zu sagen. »Ich weiß nicht, was es bedeutet, der Freund von dir zu sein. Ich weiß auch nicht, ob ich das alles aushalten kann, aber ich werde alles in meiner Macht stehende versuchen, diese Beziehung aufrecht zu erhalten. Solang ich mich niemals wie ein Babysitter, sondern mich wie der Freund von dir fühlen kann.« Und das war die bittere Wahrheit. Alles, was ich wusste, war die Erinnerungen an die Anfälle, an die Psychosen und Haluzinationen. Ihre Panikzustände, die Schreie und Beleidigungen, das Flehen. Das alles kannte ich, doch mehr auch nicht. Wie man sich verhalten sollte, was man tun musste, wenn sie wieder begannen oder verschwanden, waren alles ungeklärte Fragen. Aber Renya und Miracle begannen mir alles zu erzähen. Alles, was ich wissen musste, welche Medikamente wichtig waren, was für Umstände sie nicht aushalten konnte und in welchen Situationen ich da sein musste.
Am Ende, als ich so viele Antworten bekam, wie ich brauchte, da versprach ich meiner Freundin, sie mit mir zu nehmen. Renya weinte, aus Trauer, weil sie wusste, dass sie ihre Schwester nun verloren hatte, und aus Freude, weil ihre Schwester jemanden gefunden hatte, die sie liebte und ihr die Welt zeigte. Ich weinte auch, aus Freude, dass Renya nichts dagegen tat, dass ihre Schwester sich nun von ihr löste. Wir wussten beide, dass Miracle nun einen ganz anderen Weg einschlug, sich entwickelte, da sie nun keine Wache mehr hatte. Jetzt konnte Renya loslassen und ihr Leben leben. Ich konnte nicht sagen, ob sie das nun glücklicher machte, aber sie freute sich für die braunhaarige Frau, durch deren blaue Augen nun in meine sahen, ihre dünnen Lippen zu einem Lächeln gezogen, mich küssend.

~Und ich glaube, ich könnte nie genug davon bekommen.~ 

Psycho ~Luke HemmingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt