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Es war, als würde sie jetzt besser damit klar kommen und mich freute das für sie, weshalb ich -vielleicht etwas zu lag- zu ihr hinunter schaute mit einem Lächeln auf dem Gesicht. »Wollt ihr noch irgendwo hin, sonst würden wir Red und dann Luke nach Hause bringen.«, kam es von Renya, die uns über die Schulter hinweg ansah. Miracle sah fragend zu mir hinauf, worauf ich den Kopf schüttelte, was mir schwer unter ihrem stechenden Blick ihrer eisblauen Augen fiel. Es fühlte sich an, als würde ich einfrieren und immer, wenn sie mit ihrem perfekten Wimpernaufschlag blinzelte, wäre ich für eine Millisekunde frei. Nur schwer konnte ich den Blick lösen. Nickend drehte sie sich wieder zurück, woraufhin die Brünette soetwas wie "danke, dass du mich auch fragst" grummelte. Ich lachte leise, was ihre Wangen zart rosa färben ließ. »Willst du denn noch irgendwo hin?«, übernahm ich das Fragen von Renya an ihre Schwester, welche ihren Kopf an meinen Arm lehnte. »Nein, ich denke nicht. Danke der Nachfrage.« Ihre Wärme an meinem Arm ließ mich sofort entspannen, jedoch wurde das unterbrochen, als mein Handy erneut vibrierte. Seufzend holte ich es heraus. "Du bist doof, Hemmings. Wir sind keine Spakos :( Lashton, Cake und Muke beweisen das!" Ich musste lachen und packte, ohne etwas zu antworten, das Handy wieder in meine Tasche.
Wir bogen um eine Straßenecke, als sich plötzlich eine Teenagergruppe um mich und Miracle sammelten, Renya und Red bekamen davon recht wenig, da sie schon einige Meter vor uns waren. Meine Begleitung sah sich angespannt und hektisch um, ihr schien die Situation sehr unangenehm zu sein, weswegen ich sie kurz losließ, damit die Fans nichts falsches von uns dachten. Ich entschuldigte mich bei den Mädchen, dass ich jetzt keine Zeit hätte, doch sie verschwanden nicht und mit jeder Sekunde wurde Mira unsicherer, also blieb mir nichts anderes übrig, als zwei Mädchen auseinanderzudrängen und mit Miracle zu flüchten, bevor noch mehr Fans von mir Wind bekamen. Als wir schnell zu ihrer Schwester aufgeholt hatten, die stehen geblieben war, nahmen die beiden sich in den Arm, anscheinend hatte die Schwarzhaarige das Fehlen ihrer Schwester schon bemerkt. Violet und ich standen daneben. »Warum seid ihr nicht bei uns geblieben?«, meinte Red leicht angesäuert. »Entspann dich, sie hat sich eben unwohl gefühlt, als die Fans mich umringt haben.«, spielte ich es herunter, wobei ich es mir innerlich selbst übel nahm. Auf dem gebräunten Gesicht von der Freundin der Schwester bildete sich ein Ausdruck der Verwunderung, dann wendete sie sich Mira zu und sprach mit ihr ein paar deutsche Wörter, wieder in einer Geschwindigkeit, die mich an ein Maschinengewehr erinnerte. Das Gesicht von der Braunhaarigen zeigte deutliche Angst, auf die Worte von Red jedoch verwandelte es sich in etwas schuldbewusstes. Sie senkte ihren Blick und kam wieder auf mich zu. Ohne ihr den Arm hingehalten zu haben, hakte sie sich bei mir unter und entschuldigte sich für ihre Aufgelöstheit. Ich begrub das Thema, indem ich auf die Straße vor uns aufmerksam machte. Es war die Straße, die wir zuvor abgelaufen waren, bei der ich die rustikalen Lampen schrecklich fand. Jetzt leuchteten die Fenster und Lampen in einem warmen Ton, die Pflanzen, die an den Wänden befestigt oder auf dem Boden angebracht waren, legten einen wohnlichen Schein darüber, sodass das ganze berauschend schön wie in einem Bild wirkte. Miracle erzählte mir eine Menge von ihrer Kindheit, wie sie hier entlang gelaufen war, um in die Schule zu gehen. Wie sie in einem dieser Cafés ihren ersten Kuss erlebt hatte oder wie ihr damaliger Hund einem jungen Mann die Tasche geklaut hatte, weil er dachte, es sei ein Spielzeug. Selbst nach der -für sie- beängstigenden Situation redete sie wieder so positiv wie zuvor, was mir eine große Last von den Schultern nahm. Das Auto, was mit den Konturen fast in der Dunkelheit verschwand, kam wieder näher und mit jedem Schritt wollte ich einen zurück tun. Letztlich stieg ich dann aber trotzdem ein, Red neben mir und Miracle vorne. Red redete ein paar Sachen, mal Deutsch, mal Englisch, doch ich hörte nur mit halbem Ohr zu. Die vorbeiziehende Landschaft vereinnahmte meine Aufmerksamkeit fast vollständig. Es waren so viele Menschen unterwegs, selbst bei dieser Uhrzeit, und sie taten die unterschiedlichsten Dinge. Manche lungerten in Bars herum, andere achten noch schnell einen Einkauf, manche waren als Paar oder in einer Gruppe unterwegs, so, wie wir es getan hatten. Ich schaute schräg nach vorne und musterte erneut die Konturen der unbeschreiblich schönen Frau, die mein Interesse weckte. Ich ließ alles erneut revue passieren, um nicht im Hotel die ganze Zeit wach im Bett zu liegen und nicht einschlafen zu können, weil die Gedanken mich übernahmen. Ich verdrängte den Gedanken an die rauschende Stille, die wieder kommen könnte. Red stieg zwischendurch aus und verschwand in ihrem Haus, was ich aber gar nicht erst mitbekam. Erst als wir vor meinem Schlafplatz halt machten kam ich wieder in die Gegenwart zurück, um auszusteigen. Die beiden Schwestern kam auch aus dem Gefährt heraus, Renya nahm mich brüderlich -oder schwesterlich- in den Arm und stieg dann wieder ein. Miracle stand zehn Sekunden einfach lächelnd vor mir, bis sie einen Schritt nach vorne tat und mich fest an sich drückte, mit so viel Kraft, wie sie eben hatte. Ich erwiderte die Umarmung und legte meinen Kopf auf ihren. »Hat echt Spaß gemacht, das müssen wir wiederholen.«, flüsterte sie, woraufhin ich nickte. »Dann gehen wir aber irgendwo hin, wo nicht so viele Menschen sind, die mich erkennen könnten.«, schlug ich vor, während ich mich schweren Herzens von dem zierlichen Körper löste. Fröhlich nickte sie, bevor sie mit herzlichem Lächeln in das Auto stieg. Ich wank zum letzten Mal, dann bogen sie ab und ich stand allein da. Glücklich öffnete ich die Tür und ging in die richtige Etage zu meinem Zimmer, wo Ashton, Calum und Michael vor dem Fernsehr saßen und an einer Playstation Fifa spielten. Lachend begrüßte ich sie. Alle Köpfe drehten sich zu mir, musterten mich zwei Sekunden lang, dann drehten sie ihre Augen wieder Richtung Fernseher. »Ich hab euch auch vermisst, meine liebsten Spackos.«, verdrehte ich die Augen und setzte mich neben Michael, der ohne Kontroller eine Chipstüte öffnete. »Luke, klappe, ich gewinne gerade.«, meinte Calum hoch konzentriert, was mich schmunzeln ließ. »Wie wars bei deinem Date, warst du Lucky, Luke?«, fragte mein Sitznachbar. »Würdest du mir glauben, wenn ich sage, dass es kein wirkliches Date war, Michael Jackson?« Er schüttelte amüsiert den Kopf, drei Sekunden später fluchte er und meckerte Ashton an, der solle sich anstrengen, da er Geld zu verlieren hatte. »Ihr habt auch echt nichts besseres zutun als...Wetten bei Fifa zu schließen?«, lachte ich. Sie zuckten alle mit den Schultern. »Ich kann ja wohl recht wenig dafür, wenn du eine Frau anschleppen willst, du mich aber nicht mitnimmst, damit ich das auch machen kann.«, grummelte Ash und schoss ein Tor, was Mikey zum jubeln brachte. Calums Blick verfinsterte sich. Schulternzuckend stand ich auf und zog mir im Badezimmer etwas gemütliches an.

Psycho ~Luke HemmingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt