II. Eulen

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Planänderung: ich schreibe das ganze erst auf deutsch und übersetze es dann ^^
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Ich erwachte erschrocken von einem unüberhörbaren Krachen und saß mit einem Ruck aufrecht, wies meine aufgebrachten Zweiglinge mit einer Geste zur Ruhe.

Meine wachen Augen glitten aufmerksam durch den Raum, fanden allerdings nichts, was eine Bedrohung darstellen könnte. Vom angrenzenden Raum her war allerdings ein unterdrücktes Stöhnen zu hören und reflexartig flog meine Hand besorgt zu meiner Seite, tastete über das weiche Blumenbeet in meiner Haut.

Ich konnte es spüren, wie unter meiner Hand frische Blüten sprossen und mit einem Satz war ich auf den Beinen, achtete nicht weiter auf meinen derzeit ziemlich unbekleideten Status, um nach draußen zu eilen.

Mein mysteriöser Besucher vom Vorabend krümmte sich derzeit am Boden und verfluchte farbenfroh seine Seite, hatte nichts mehr von dem dunklen Mann, der aus dem Sturm gekommen war.

Und ausgerechnet er musste es sein.

"Was machst du da, Sohn des Meeres?", erkundigte ich mich also kühl, hob herausfordernd eine Braue, als der Mann mir nur einen aufgebrachten Blick zuwarf.

Er hatte vermutlich versucht frühzeitig abzuhauen, um seinen Gläubigern zu entkommen. Er sah aus wie einer dieser rotzfrechen Burschen, die sich im Mastgebälk von Schiffen verbargen, nur um nachts die ahnungslose Crew auszurauben und anschließend das Weite zu suchen. Es überraschte mich positiv, dass er noch alle Finger hatte, auch wenn diese rau und grob waren.

"Da fallen Vögel aus deiner Decke! Bei Newgate, ich weiß, warum ich mich nicht mit Hexen einlasse!"

Das kam unerwartet.

Überrascht verharrte ich an meinem Platz, suchte ratlos nach Worten, denn das Blut tränkte wieder die Seite des Mannes und er hielt ein kleines Eulenbaby in seinen Händen wie als könnte er es zerbrechen, wenn er nicht aufpasste.

Der Fremde setzte sich ächzend auf, lugte sachte in seine geschlossenen Hände, um zu sehen, ob es dem fluffigen Tier gut ging.

"Du bist sicher, Kleiner. Die kleine Hexe hat in ihrem Job versagt, aber ich kümmere mich gut um dich, keine Sorge.", murmelte er dem Tier leise zu, während dieses ihn nur verschlafen ansah, sehr wohl kein Problem damit gehabt hätte auf dem Boden weiter zu schlafen, wie immer.

Aber dennoch hatte er es gefangen und frisches Blut tränkte inzwischen seine gesamte Seite rot.

Wie... erfrischend.

Ich schaffte es endlich doch noch mich zu fassen und trat zu der Szene, um dem Typen die kleine Eule abzunehmen und beiseite zu setzen, bevor ich in meinen hözernen Schränken nach dem richtigen Trank suchen ging, um die Blutung zu stoppen.

"Danke übrigens für deine Dienste gestern. Diese Dorftrottel hätten mich vermutlich gehängt, wenn sie mich erwischt hätten."

Meine Hand schloss sich um die betroffene Phiole und ich zog sie entschlossen hervor und die Ranken, die den Schrank verschlossen hielten, legten sich sofort wieder sicher um dessen Knäufe.

"Warum waren sie hinter dir her?", erkundigte ich mich ruhig, während ich mich hoheitlich neben meinen chaotischen Patienten kniete, diesem die Tinktur reichte.

"Ich bin Pirat. Scheinbar haben sie sich bedroht gefühlt."

Ich konnte mir mein Schnauben nicht verkneifen, aber ich schulte mein Gesicht schnell wieder in eine teilnahmslose Maske, nahm das nun leere Gefäß wieder an mich.

Der Mann wirkte glücklicherweise bloß amüsiert.

"Was, du glaubst mir nicht? Ich spreche die Wahrheit!"

Sicherlich tat er das. Aber ein kleiner Schiffsdieb war noch lange kein Pirat.

Er war wild, sicher. Seine Augen waren ungezügelt, die Zunge listig. Aber er war kein Pirat. Ihm fehlte die nötige Brutalität. Ein Pirat hätte mich nicht über Nacht am Leben gelassen oder so höflich um Einlass gebeten.

"Geh heim. Ich bin mir sicher dein Weib vermisst dich bereits.", riet ich ihm also gelassen, dann erhob ich mich wieder, wandte mich leise lächelnd ab.

Mein Geschäft mit dem Mann war hiermit beendet und eigentlich war es nun an der Zeit, dass der Mann ging und wie einander nie wieder sahen, so untypisch unser erstes Treffen auch gewesen war.

Aber so sollte es nicht kommen.

-

Es vergingen drei Tage, bis ich den rätselhaften Mann wiedersah. Und es war der Tag seiner Hinrichtung.

Es war ein Sohn eben jenen verhassten Dorfes gewesen, der den Mann auf der Flucht gefasst hatte und in seinem blinden Stolz hatte der Soldat darauf Anspruch erhoben den Dieb in seiner Heimat hinrichten zu lassen. Die Winde hatten mir tuschelnd davon berichtet und ich überquerte neugierig den Friedhof und das Moor, um der übereilten Hinrichtung beizuwohnen.

Der Himmel war aufgebracht an jenem Tag. Die Wolken türmten sich dunkel und bedrohlich am Horizont auf, die Wellen schwappten wütend gegen die Klippen und der Wind war kalt, sang ein geisterhaftes Lied zwischen den Baumwipfeln.

Die Magie knisterte geradezu in der Luft und auch wenn die Leute es nicht spürten, ich tat es. Und es beunruhigte mich, während es mich gleichzeitig mit einem erregten Rausch füllte.

Ich bewegte sich unbemerkt durch die Menge, eine gebückte Gestalt im schwarzen Mantel, die niemand weiter beachtete und die immer genau dann aus der Sicht verschwand, sollte ihr denn einmal jemand neugierig hinterher sehen.

Sie hatten den dunkel gewandten Dieb in der Mitte des Markplatzes vor einem Brunnen auf seinen Knien, die Hände hinter seinem Rücken gebunden und sein Haar war wieder wild, der Wind mochte es es weiter durcheinander zu bringen.

Er riet mir sogar es ebenfalls einmal zu versuchen.

Ich war nicht direkt interessiert an der Hinrichtung, bloß neugierig. Was würde mit mir passieren, wenn der dunkle Mann nun doch starb? Warum erschien der Himmel so abgeneigt dem gegenüber? Und warum bekam ich das drängende Gefühl, dass das noch lange nicht alles war?

Ich würde nicht eingreifen. Aber ich brannte darauf zu sehen, was geschehen würde.

Der Prozess begann.

"Der hier anwesende Im Jaebeom, bekannt und gejagt unter einer schwarzen Flagge und gezeichnet mit dem Namen 'Defsoul' wird hier und heute zum Tode am Galgen verurteilt.", begann unser Bügermeister feierlich, sah ebenso wie der Rest der anwesenden Menschen eine kranke Zufriedenheit im Tod.

Der Name Defsoul jagte mir einen weiteren kleinen Schauer der Erregung über den Rücken und gespannt wartete ich, dunkel verborgen im Schatten meiner Kapuze und der Häuser. Der Himmel grollte inzwischen, aber noch kein Regen fiel.

Die versammelte Menschenmenge wartete gespannt, lechzte nach Blut.

"Ihm werden folgende Straftaten vorgeworfen. Mord. Diebstahl. Zerstörung. Vergewaltigung. Gesetzesbruch. Brandstiftung. Körperverletzung..." Die Liste war noch länger, voll von kuriosen Gräueltaten, die ich sicherlich nicht von einem Mann erwartete, der sich selbst in Gefahr brachte, bloß weil es Eulen regnete.

Der angebliche Pirat verbarg etwas wichtiges.

Und natürlich sollte ich recht behalten.

Der Himmel entlud sich, bevor der Kläger noch zu Ende gesprochen hatte. Bevor die Liste zu Ende war. Bevor die grausame Menge sein Leiden sehen konnte.

Ich erwartete einen Blitz. Vielleicht sogar eine andere Hexe. Ich erwartete eine grandiose Rettungsaktion, ein überweltliches Spektakel, einen Götterzorn. Alle Hinweise hatten darauf gedeutet.

Aber es war nichts dergleichen.

Es gab keine große Überraschung. Nur ein langes Paar starker Arme, das sich von hinten um mich legte und mir einen harten Gegenstand an den Kopf schlug, mich bewusstlos aus der Gasse zerrte.

Die SeehexeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt