XVII. Seelenverwandt

172 13 0
                                    

Ich erwachte mitten in der Nacht und fuhr sofort kerzengrad im Bett hoch, weil mir tief im Schlaf plötzlich die glorreiche Idee gekommen war, dass ich was auch immer, dass Defsoul das letzte Mal vor meinem Bann geschützt hatte nun problemlos aus ihm ziehen könnte und in seiner Schwäche seinen Widerstand brechen.

Die Fessel um unsere Hände verhinderte es, dass ich mich richtig bewegen konnte, weswegen ich mich eng an Defsouls entblößten Oberkörper schmiegen musste, der voll war von kratzigen Verbänden und eigenartig warm, um meine freie Hand in seinen Nacken gleiten zu lassen.

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber in dem dämmrigen Licht der kleinen Lampe an seiner Seite erkannte ich, dass die meisten Verletzungen in seinem Gesicht schon wieder so gut wie verheilt waren, dank meiner Nähe.

Grummelnd ignorierte ich das Potential, dass ein Bündnis mit ihm hätte und schnappte mir ein weiteres Mal seinen Willen, war sorgfältig damit ihn auszusperren und zusätzliche Barrieren zu errichten. Erst nachdem ich alles noch einmal sorgfältig überprüft hatte, setzte ich mich etwas auf, um meine Lippen auf seine zu pressen. Ich behielt ihn vorsichtig im Blick, achtete auf seine friedlich geschlossenen Augen über der geraden Linie seiner Nase, war bereit jederzeit zu reagieren, sollte er erwachen.

Seine Attacke kam aus einer anderen Richtung, überraschte mich und brachte mich aus dem Gleichgewicht.

Ich hatte allgemein nie besonders viel mit anderen zu tun gehabt, aber die Dorfbewohner waren nochmal ein ganz anderes Thema im Vergleich zu diesem Mann und es verwirrte mich.

Er kickte nach mir, rollte mich erfolgreich von sich und sich selbst in der gleichen Bewegung auf mich, schnappte sich meine zweite Hand mit der, die an die meine gekettet war und drückte sie oberhalb von meinem Kopf in die weichen Kissen, hatte nun beide meiner Hände reglos, während er noch eine frei hatte, mit der er sich gerade konfus die Augen rieb.

Das Gewicht seines Körpers auf meinem war nicht übermäßig schwer, nur sehr, sehr ungewohnt. Meine Haut prickelte wo auch immer seine Haut meine berührte und mein Herz spielte verrückt, sprang regelrecht in meinem Brustkorb umher, obwohl es keiner dazu aufgefordert hatte.

Es war ganz anders, als die paar Dämonen, mit denen ich hin und wieder mein Lager teilte. Defsoul mit seinem wilden Haar und den katzenhaften Augen, die sich flammend in die meinen bohrten wirkte viel ungezügelter und gefährlicher als alle Dämonen, die ich kannte.

Ich blinzelte erschrocken zu ihm hoch, wie er regelrecht auf mir lag und meine Arme hielt, mit der anderen Hand nach etwas auf seinem Nachttisch tastete.

"Es ist 3:03 Uhr, was zur Hölle tust du?", fragte er dann mit einem Blick auf die Uhr entrüstet, starrte mir wieder direkt ins Gesicht und mein Blick driftete verlegen ab, fiel auf sein rechtes Ohr. Es war eigenartig ihn so anzusehen, wenn er so nah war. Ich fürchtete mich vor dem, was es unfreiwillig mit mir machen könnte.

"Kannst du dich nicht einfach unterwerfen?! Was ist daran so schwer?", beschwerte ich mich selbst mit einer rauen Stimme vom Schlaf und die Ohrringe in seinem Fleisch blitzten auf, als er ungläubig den Kopf schüttelte.

"Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass ich mit deinem vorlauten Mundwerk auf mir aufwache, könntest du es vielleicht etwas eindämmen? Ich verstehe es ja absolut, wenn Leute mich begehren und lasse da auch mit mir reden, aber das muss wirklich nicht so plötzlich und mitten in der Nacht sein, Jinyoung!", gab er zurück, jammerte beinahe und ich starrte ihn nur eisig nieder, zwang mich still liegen zu bleiben, um meine Hände zu behalten.

"Ich habe mich nicht beschwert, als du dir Bambam genommen hast. Auch nachdem du Youngjae entführt und abgehauen bist, war ich gewillt dich gehen zu lassen. Ich sagte es auch mit keinem Ton, dass du mich angegriffen hast.", zählte er ungeduldig auf, starrte nicht minder hart zurück, während seine Wärme wie Honig in meinen Körper sickerte, die Nora leise begann zu summen.

"Du hättest einfach daheim bleiben können und nichts wäre dir passiert. Dennoch bist du zurück gekommen."

Ich starrte wieder sein Ohr an.

"Du wusstest es, nicht? Von Anfang an. Trotz dem Risikio bist du hier. Warum, Jinyoung?"

Ich antwortete ihm nicht, spannte nur den Kiefer an und ignorierte ihn meisterhaft, bis er geschlagen seufzte und sich ungeduldig auf seine Fersen zurück setzte, nun direkt zwischen meinen Beinen kniete und mit einer Hand nach etwas in seinem Nachttisch kramte.

"Ich wollte das hier eigentlich nicht tun... Aber ich kriege wirklich kein gutes Gefühl bei dir und ich schätze mal eine Strafe ist angebracht..."

Er zog ruckartig zwei kleine Fläschchen aus der Schublade hervor und legte sie außerhalb meines Blickfeldes neben mir auf das Kissen. Ich versuchte meine Fühler danach auszustrecken, um zu erraten, um was es sich handelte, aber die Behältnisse waren gegen Eingriffe gesichert.

"Das hier erklärt allerdings einiges... Ich hatte schon die Paranoia, dass etwas nicht stimmte und du es tatsächlich geschafft hättest mich zu verhexen... Aber siehe da, es war nur mein Seelenverwandter, der mir etwas ungeschickt in die Arme gestolpert ist.", seufzte er und sein Blick glitt über mein Gesicht, über den Schnitt an meiner Wange, der alles zunichte gemacht hatte.

"Was hast du vor?", fragte ich misstrauisch, als ich ihn nachdenklich auf die beiden kleinen Phiolen starren sah, er sichtbar zögerte.

"Ich denke nach."

Ich schnaubte ungläubig, fing mir dafür einen Schlag auf die Schulter ein.

"Ich denke nach, ob ich dir freie Spielbahn lassen soll und sehen, wohin es uns verschlägt, oder ob ich die Situation etwas wenden sollte und dich mir unterwerfen... Was denkst du?", erkundigte Defsoul sich unentschlossen bei mir und ich hob perplex eine Braue.

"Du willst mich nicht töten?", fragte ich verwirrt nach und er lachte auf, seine Augen verabschiedeten sich, um zu dunklen Sicheln zu werden und er entblößte zwei Reihen gerader, strahlend weißer Zähne.

"Nein, nein, man sollte seine andere Hälfte nicht töten... Nur arbeitest du gegen mich und ich überlege mir gerade ob ich in dein Spiel einsteigen soll oder dir all den Blödsinn aus dem Gehirn brennen und geheilt aus der Affäre kommen."

Ich gab einen empörten Laut von mir.

"Schlägst du hier gerade allen ernstes vor deinem Geliebten mit deinem Seelenanhängsel fremd zu gehen?! Ich hatte wirklich die Hoffnung, dass du über so etwas ständest."

Sollte er lieber mit mir spielen, als mich unter Drogen setzen, war besser so.

Defsoul lachte auf, ein voller Laut und beugte sich dann nah über mich, ließ seine Lippen liebkosend über die verräterische Wunde gleiten, nur um sie dann an mein Ohr zu legen.

"Du stiehlst mir meine Hexe und meinen Freund, verschweigst mir, dass du mein bist, versuchst mich zu hypnotisieren, gehst gegen meine Befehle vor... Und wenn ich kurz davor bin dich gegen deinen Willen zu nehmen, dann kommst du mir mit Moralpredigten? Sieh dich um, wir sind Piraten, mein Lieber. Ebenso wie du mit Tricks arbeitest, werde ich das Gleiche tun.", murmelte er samtig und weich wie das Fell eines Panthers, während sein Atem an mein Ohr stieß und ich meine Finger in seine krallte, um mich selbst davon abzuhalten ihm das Genick zu brechen.

"Lass es uns ausfechten.", war alles, was mein Gehirn mir liefern konnte und Defsoul zog sich etwas von mir zurück, um mir direkt ins Gesicht zu starren, wieder drifteten meine Augen zu seinem Ohr ab, mieden seinen amüsierten Blick.

"Aber natürlich, Jinyoungie."


Die SeehexeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt