VII. Kratzer

248 16 2
                                    

Ich erwachte und war für einen Moment desorientiert warum ich in erster Linie überhaupt nochmal erwachte.

Wenn es nach mir ging, war ich nämlich tot, lag zerfetzt über das Deck der Nora verteilt.

"Wie ich sehe, lebst du noch. Das ist optional.", bemerkte jemand belustigt neben mir, während ich noch blinzelnd die Augen öffnete, mich konfus in dem fremden Raum umsah, in dem ich lag.

"Du kannst von Glück reden, dass ich es war, der dich fand. Ich weiß nicht, wie gut der Captain auf das hier zu sprechen gewesen wäre."

Reserviert wandte ich den Kopf zu dem Mann an meiner Seite, der gerade ungerührt seine Fingernägel inspizierte, sein dunkles Haar vor seinen Augen hängend.

"Welcher von den Scherzartikeln warst du doch gleich?", sprach ich ihn also vorsichtig an, meine Stimme war rau, aber dem Licht in dem spärlich möbelierten Raum nach zu urteilen war es noch derselbe Tag.

"Jongsuk, der Schiffsarzt und wohl dein neuer bester Freund." Der Mann hob nun endlich seinen Blick und lächelte mich überraschend freundlich an, bevor er mit dem Kinn auf meinen Oberkörper deutete.

"Wusstest du davon?"

Ich sah von ihm und seinen attraktiven Zügen zu meinem Oberkörper, über dessen obere Hälfte weiße Verbände lagen, während meine Hüfte noch immer von einem langsam verwelkenden Blumenbeet geziert war.

"Dass der Captain heimlich den Wunsch hatte mich zu ermorden? Klar. Deshalb bin ich schließlich hier.", gab ich trocken zurück, wich seiner Frage aus und Jongsuk akzeptierte die Antwort mit einem kleinen Lächeln, lehnte sich in seinem Stuhl an meiner Seite zurück.

"Das war nicht der Captain. Das war vermutlich Nora. Hat dir niemand gesagt, dass du nachts drinnen bleiben sollst?"

Ich wandte meinen Blick von ihm ab, weil ja, das hatten einige getan, aber ich war ja zu verdammt neugierig.

"Du meinst, dass seine Katzen alle irgendwelche gruseligen Dämonen sind, die nachts die Crew ermorden, wenn sie an Deck kommt? Zu was macht das Defsoul selbst? Werkatze?"

Jongsuk lächelte mir nur geheimnisvoll zu, sagte aber nichts zu dem Thema, weswegen ich mich in meiner Theorie bestätigt fühlte und nur ungläubig schnaubte.

Dann begann ich mich ätzend hoch zu wuchten, war bereits gut im Heilungsprozess, aber noch war Vorsicht gefragt.

Jongsuk stützte mich sanft an meiner Schulter und reichte mir dann mein Hemd hinüber, sobald ich aufrecht war.

"Der Captain weiß davon nichts, falls es dich beruhigt. Du solltest es am besten auch vor ihm geheim halten. Wenn du willst, arrangiere ich eine gefälschte Verletzung an deinem Bein."

Ich fragte mich, was es damit auf sich hatte. Warum es ihnen wichtig zu sein schien, dass Jaebeom nichts vor unserer Bindung wusste, aber dann fiel mir Youngjae wieder ein, der Geliebte des Captains und natürlich, ich würde sie nur entzweien.

"Das wäre nett, ja... Danke."

Seufzend schlüpfte ich in mein Hemd.

-

Jongsuk hatte mir letzten Endes einen Stein in den rechten Schuh gelegt, auf dass ich daran dachte zu hinken und sehr überzeugend einen dicken Verband um meinen Oberschenkel gewickelt, dessen Form unter meiner Hose noch zu erkennen war.

Er hatte mir außerdem eine braune Lederweste für über mein Hemd gegeben, damit ich die Verbände vollständig kaschieren konnte und mich dann mit einem freundlichen Schulterklopfen entlassen.

Die SeehexeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt