Die Seehexe

VIII. Bekanntschaften

Im Nachmittag des folgenden Tages legten wir an einer nahen Insel an, deren Namen ich schon einige Male von den tuschelnden Stadtbewohnern aufgeschnappt hatte, die ich selbst allerdings nur aus den farbenfrohen Erinnerungen von reisenden Vögeln kannte.

Die Crew war bei der Ankunft ekstatisch und verstreute sich binnen wenigen Minuten am Strand und im dahinterliegenden Wald. Ich hinkte in Jongsuks Arm ebenfalls die Planke hinab und sah mich neugierig in dem lebhaften Wald um, entdeckte immer wieder versteckte Magiequellen, die der üblichen Crew verborgen blieben.

"Eine Kräuterhexe lebt hier. Sie ist etwas in den Captain verliebt.", murmelte mir Jongsuk grinsend zu, während er mir durch den Wald half und ich schnaubte bloß abfällig, verstand das Sentinent, aber die Popularität des Captains ging eindeutig zu weit.

"Ich bin mir sicher die halbe Crew arbeitet nur wegen seines Gesichtes für ihn.", hängte ich an, half einem blauen Frosch behutsam wieder auf den Ast hoch, von dem er zu fallen drohte.

"Und für seine Schultern.", pflichtete Jongsuk mir ertappt bei und winkte dann Daehyun zu sich herüber, der nicht weit von uns durch den Wald spazierte, laut mit sich selbst redete.

Der Blonde gehorchte seinem Ruf sofort und eilte wie ein pflichtbewusster Hundewelpe zu uns herüber, um sich unter meinen anderen Arm zu klemmen, meine Nase mit einem sehr menschlichen Geruch nach Schweiß und Salz zu füllen.

"Jinyoung hat gerade das Prinzip unserer Crew durchschaut.", verriet der Arzt dem kleineren Mann süffisant lächelnd und Daehyuns Augen blitzten amüsiert auf, während er uns mit der freien Hand freundlich das eigenwillige Gestrüpp aus dem Weg hielt.

"Oh, du hast sicherlich mit irgendwelchen tragischen Hintergrundgeschichten gerechnet und Lebensrettungsaktionen, nicht mit etwas so einfachem, richtig?"

"Du musst wissen, dass der Cap sehr faul ist, was derartiges angeht. Warum sollte er es sich auch schwer machen, wenn er bloß sein Gesicht zeigen muss?", sinnierte Jongsuk weiter und ich lauschte kurz einer Dolme in ihrem mittaglichen Gesang, ließ mich ablenken.

"Oh, aber wir, also Yongguks Crew, wir gehören nicht wirklich dazu. Wir sind nur momentan als Allianz unterwegs."

Na das war doch interessant.

"Wer gehört alles zu deiner Crew?", hinterfragte ich aufmerksam und versuchte dahinter zu kommen, ob die Allianz auf meiner Geschichte basierte, oder ob sie ein womöglich anderes Ziel hatte.

Wenn dem so war, hätte ich immerhin einiges weniger zu tun.

"Oh, Yongguk natürlich, Himchan, ich, Youngjae, also...der andere, Jongup und Junhong. Der Halbtroll, ich glaube du kennst ihn.", zählte Daehyun pflichtbewusst auf und ich rechnete nach. Dann blieben in der originalen Crew noch 10 Leute, mich einberechnet. Wenn ich es schaffte Bambam und Defsoul für mich zu gewinnen, dann bedeutete das, dass ich mich nur sieben weiteren Männern entledigen musste. Von denen allerdings potenziell alle sieben unmenschlich waren.

Das waren gute Neuigkeiten.

"Was Woobin, Soohyun und mich angeht, so sind wir ebenfalls nur speziell für diese Mission dabei. Defsoul ist normalerweise nur mit seinen fünf Jungs unterwegs.", hängte Jongsuk noch freundlich an, behielt die Augen allerdings aufmerksam auf meinem glatten Gesicht, lasmeine Emotionen.

Warum das wohl so war?

"Und von dieser ursprünglichen Crew... Wie viele Menschen sind es? Ich nehme so viel unterschiedliche Magie auf dem Schiff wahr, ich hatte die Sorge, dass du der einzige Mensch hier bist.", lächelte ich kameradschaftlich Daehyun zu und stupste ihn sanft an, bevor ich den Blick wieder nach vorne richtete, wo bereits das geduckte Haus der Kräuterhexe in der Ferne aufgetaucht war.

"Naja ich kann dir versichern, dass von seiner Crew selbst keiner menschlich ist, aber frag mich bloß nicht über den Captain, der macht ein großes Geheimnis daraus." Daehyun zuckte nur lässig die Schultern, bewegte dabei die Meine mit und ich biss die Zähne zusammen, als der Schmerz durch meine Brust schoss, lehnte mich mehr gen Jongsuk.

Es stimmte, es war tatsächlich nicht ganz einfach dahinter zu kommen, was genau es mit unserem residenten Defsoul auf sich hatte und seine Katzen verdeckten auch erfolgreich jeden potenziellen Hinweis, den ich an ihm hätte erschnüffeln können.

"Jedenfalls werden wir nurnoch hier sein, bis wir sicher die Marinebasis passiert haben, dann nehmen wir eine andere Route und treffen euch erst am Zielort wieder.", plapperte Daehyun mir unbekümmert alle Geheimnisse aus und ich schmunzelte nur, bevor ich meine Fühler nun auch gen Erdboden ausstreckte, tief unten den schlafenden Körper eines mächtigen Drachens ertastete und es im Hinterkopf behielt besonders vorsichtig aufzutreten.

"Und ihr hattet wirklich die Sorge, dass ich euch genug Probleme bereiten würde, dass ihr alle dort sein müsst?", scherzte ich etwas, um die Stimmung aufzulockern, mich selbst nicht verdächtig zu machen und Jongsuk lachte neben mir trocken auf und sah sich kurz nach hinten um.

"Man kann ja nie wissen. Defsoul hat darauf beharrt allein zu gehen und wurde auch prompt verletzt." Die Art und Weise mit der er das sagte, sprach Bände über eine natürliche Leichtsinnigkeit des Mannes und ich nahm es mir vor mir mehr Kleidung zuzulegen, die meine Haut verbarg.

Jongsuk schien neben mir dasselbe zu denken und entließ mich dann aus seinem Griff, als wir die Hexenhütte erreichten.

Ich setzte mich mit Daehyuns Hilfe ätzend auf einen Baumstumpf vor ihrer Hütte, wusste ihren Bännen nicht zu nahe zu kommen und gemeinsam erwarteten wir Defsouls Ankunft, während ich den Vögeln lauschte, die über unsere Ankunft tuschelten und auch Notiz von dem Wind nahm, der bald schon eine verliebte Melodie zu summen begann.

Es war das Anzeichen für Defsouls Auftritt und der Mann trat selbstbewusst zwischen den Bäumen hervor, eng gefolgt von seinem Schatten, der unabhängig von ihm agierte. Er trug seine Weste heute gänzlich offen, entblößte die weißen und rosanen Blüten, die sich wie feurige Schluchten über seine Haut zogen, mit Stolz.

Es schien ihm und Youngjae nichts auszumachen, dass er das tat, gar eine Art von Angeben ausübte, weswegen ich ihn bloß still beobachtete, wie er zu der Haustür trat und sanft dort klopfte, Jongsuk an seine Seite winkte, ohne mir einen Blick zu schenken.

Daehyun eilte ebenfalls in den Wald davon und ich wartete geduldig, während die Tür von selbst auf schwang und sich nach den drei Gestalten wieder schloss.

Ich fragte die Winde leise nach Bambam und sie versprachen ihn mir sofort zu schicken, bevor sie in Erzählungen über Defsoul verfielen, scheinbar froh waren einen Gesprächspartner gefunden zu haben.

Höflich führte ich meine Konversation mit ihnen und hielt dabei Ausschau nach Bambam, der nur wenige Minuten später mit Yugyeom an seiner Seite auftauchte, schnell darin war besorgt zu mir zu eilen und zu prüfen, ob alles in Ordnung war.

Während ich noch mit ihm sprach, glitt mein Blick zu Yugyeom und fragend legte ich den Kopf schief, versuchte darauf zu kommen, was er verbarg. Er wirkte weitesgehend menschlich auf mich. Neben ihm blieb dann nurnoch Youngjae in Frage, aber etwas sagte mir, dass es bei ihm nicht so schwer sein würde, wie bei Yugyeom.

"Wir sollten Ikr vielleicht fragen, ob sie dir damit irgendwie helfen kann, hm? Sie stellt ganz ausgezeichnete Heilsalben her.", murmelte Bambam nachdenklich von wo er zwischen meinen Beinen kniete und und mein 'verletztes' Bein auf seiner schmalen Schulter balancierte, um es zu entlasten.

Ich gab dem Drang nach ihm durch das weiche Haar zu streichen und ließ die weißen Strähnen fasziniert durch meine Finger gleiten, bevor ich begann ihn sanft im Nacken zu massieren, etwas meiner Magie in seinen Köper sickern zu lassen, um ihn zu entspannen.

"Ich komme klar, danke für deine Hilfe. Vorerst sollten wir den Captain allein lassen.", murmelte ich unschuldig, während Bambam beinahe schnurrend seinen Kopf in meine Hand schmiegte und Yugyeom sich seufzend neben uns nieder ließ und eine Tafel Schokolade aus dem Nichts hervor zog.

"Das könnte dauern.", grinste er uns schüchtern zu und bot mir dann lächelnd die Schokolade an.

Grinsend griff ich zu, hielt Bambam genau da, wo er war.