Der Weg zurück zum Schiff war nicht schwer zu finden. Ich fühlte mich unbesiegbar, machtvoll mit dem Rauschen des Meeres um mich, als ich pfeilschnell durch die Dunkelheit der lichtlosen Tiefen schoss, die unbekannte Kühle sanft wie Federn auf meiner Haut.
Das Wasser stand mir beiseite, flüsterte mir die wahren Ausmaße meiner neu gefundenen Macht zu und raunte süße Versprechungen, was ich mit ihr alles anstellen konnte.Es war unglaublich und absurd auf die gleiche Art. Das Meer wollte mich nicht beugen, mich nicht ausnutzen, es liebte mich wie eine Mutter und versprach mir alles, das ich mir je gewünscht hatte. Es war nicht reissend und alles verschlingend, wie für Menschen. Für mich war es wie eine melodische Harmonie, eine tiefgreifende Ästethik voller heimatlicher Gefühle, die ich so lange unterdrückt hatte.
Das Meer würde mir helfen.
Wenn auch die Meeresbewohner mich zu fürchten schienen - für meine menschliche Hälfte vermutlich -, so waren die Fluten umso liebevoller und wiesen mir den direkten Pfad zu der Insel, an der das Schiff derzeit vor Anker lag, das Wasser salzig am Kiel leckte.
Ich wurde langsamer, bewegte mich vorsichtiger und streckte vorerst meine Fühler nach Bambam aus, versuchte zu erahnen, wo der Mann sich befand.
Wie es aussah, war er mit Defsoul und Yongguk ins Landesinnere gereist und der Rest der Crew war wahllos auf dem Schiff und dem Strand verteilt, aß, lachte, sang oder schlief.
Mir am nähesten war der Gumiho aus Yongguks Gruppe und neugierig, was genau meine Talente detaillierte, schwamm ich näher an die Felsen, die aus dem Wasser ragten wie schiefe Zähne heran und verbarg mich hinter einem.
Der Gumiho saß seelenruhig am Strand und sah gedankenverloren in die See hinaus, das helle Haar wild vom Wind verwuschelt.
Sirenen sangen über das, was das Opfer am meisten begehrte. Bei Männern war das oft Sex, oder Frauen. Warum auch immer erklangen allerdings in den verführerischen Lauten, die meinen nun geöffneten Lippen entkamen, keine obszönen Anstößigkeiten, viel mehr ging es um das Versprechen von Macht und Einfluss und ich wusste, ich hatte die richtige Wahl getroffen.
Wind und Meer trugen meine Worte sinnlich zu ihm herüber und ich beobachtete aus meinem Versteck, wie der Gumiho neugierig den Kopf wandte und ohne zu blinzeln intensiv in meine Richtung starrte, mir nun doch etwas Angst einjagte.
Und dennoch schaffte ich es ihn aufzubuttern, wob meine Magie in meinen Gesang, tränkte ihm im süßen Nektar der Versprechungen und es dauerte nicht lange, dann warf er alle Vorsicht in den Wind und watete ein Stück weit ins Wasser, bevor er den Rest zu mir hinüber schwamm.
Er wirkte nicht überrascht mich zu sehen, seine Augen gläsern von dem Zauber und seinem Verlangen.
Sobald er nahe genug war, griff ich mit einem graziösen Lächeln seine Hand und zog ihn zu mir hinter die Felsen, hielt ihn außer Sichtweite über Wasser.
"Du willst also Macht, hm? Wir sitzen sehr buchstäblich im gleichen Boot.", grinste ich ihm verschlagen zu, während er mich nur gebannt anstarrte und dann langsam nickte.
"Yongguk... Yongguk sollte Captain sein. Jaebeom ist gut, aber nicht gut genug. Es ist Yongguks Platz.", murmelte der Mann lallend, starrte regelrecht durch mich hindurch und ich setzte mein symapthischstes Lächeln auf.
"Du kannst das bewerkstelligen... Du weißt, wo seine Schwachstelle liegt, nicht? Bring sie mir. Sag mir, was er ist. Ich werde ihn stellen und bekämpfen. Und sobald er schwach genug ist..." Ich beugte mich näher zu ihm, sprach direkt an seinem Ohr. "Sobald er vor uns auf dem Boden kriecht... Darfst du ihn töten."
Ich zog mich dunkel grinsend zurück, hörte den Himmel über mir Grollen und das Meer antworten, als es meine Wut spürte und die Aufregung durchzuckte mich gleich einem Blitz, ließ mich unruhig werden mit der Sehnsucht Defsouls Blut auf meinen Händen zu haben.
Der Gumiho sah kurz nachdenklich in mein Gesicht, dann breitete sich ein nicht minder boshaftes Grinsen auf seinem Gesicht aus, verzerrte seine hübschen Züge zu einer grausamen Grimasse und für einen Moment sah ich seine nachtschwarzen Augen und die grässlichen Reisszähne, die in naher Zukunft Defsouls Kehle zerfetzen würden, während auf meinem Hals wunderschön die Blumen erblühten.
"Ich werde Youngjae holen. Er kann besser erklären als ich und wird ebenfalls interessiert sein.", murmelte der Mann mir teufisch zu und wandte sich dann um, verschwand kurz darauf zwischen den Bäumen, während ich noch teuflisch wie eine Fliege meine Hände rieb. Das klappte ja ganz vorzüglich.
Ich ging stark davon aus, dass hierbei natürlich der Youngjae aus Yongguks Crew gemeint war und nicht Defsouls Geliebter und behielt damit auch recht, als der bösartige Gumiho kurz darauf mit dem anderen im Schlepptau zurückkehrte, ihm winkte ihm ins hier oben warme Wasser zu folgen.
Ich summte etwas mein Lied über Macht und Reichtum, wickelte mir den Mann mit den kindlichen Gesichtszügen um den Finger, bevor er überhaupt bei mir ankam.
Als er es dann tat, breitete sich ein wissendes Grinsen auf seinem Gesicht aus.
"Ich wusste, dass mehr hinter dir steckt. Du planst also die Crew zu übernehmen?"
Mit diesem musste ich vorsichtig sein, er schien geübt darin Leuten die Worte im Mund umzudrehen.
"Nicht doch.", säuselte ich lieblich und fuhr dem Gumiho zuneigungsvoll durch das Haar.
"Defsoul steht mir im Weg und ich glaube, wenn ich mit euch zusammen arbeite, können wir einander helfen. Er stört euch ebenso wie mich, nicht?"
Youngjae grinste mir niedlich zu.
"Das stimmt, aber bisher hatten wir keine Chance ihn loszuwerden. Du denkst du kannst dich darum kümmern?"
Ich nickte fest.
Youngjae strich sich nachdenklich mit der nassen Hand durch das dunkle Haar, nahm es aus seiner Stirn und sah augenblicklich schon deutlich weniger nett aus, als zuvor. Der Gumiho neben uns grinste auch weiterhin gruselig das Lächeln eines Mörders, trug nur dazu bei.
"Gut, dann verrate ich dir, was es damit auf sich hat. Wenn du ihn los wirst und Yongguk das Schiff übernimmt, so werden wir dir dabei helfen an deinen Schatz zu kommen.", versprach er mir verschlagen und ich grinste zufrieden, horchte dann aufmerksam zu.
"Du kennst bereits beide Komponenten, die Jaebeom die Stärke geben, die er hat. Die Katzen und den Falken. Der andere Youngjae gilt nicht umsonst als Defsouls größter Schatz."
Aufmerksam horchte ich zu, versuchte einen Schluss zu ziehen.
"Er ist die Reinkarnation einer uralten Göttin, musst du wissen. Eine der wenigen ihrer Art, die eine große Schlacht überlebt hat. Es ist nirgends überliefert, wie man sie töten kann... Aber sobald der Schutz seiner beiden Hilflinge erlischt, so gibt es, den Sagen nach, einen gigantischen Wolf und eine giftige Schlange, die fähig sind diese Götter zu töten. Der Wolf wurde bereits ausgelöscht und noch nicht wiedergeboren... Aber die Seeschlange... Nun, ich sehe eine gute Chance darin, dass du sie womöglich finden könntest."
Ein Plan nahm langsam vor meinem inneren Auge Gestalt an und mit ihm wuchs auch das Lächeln auf meinem Gesicht.
"Das sollte nicht schwer sein. Ihr kümmert euch um die Katzen, den Vogel habe ich bereits ausgeschaltet. Sobald ihr euren Teil gemacht habt, komme ich mit der Schlange zurück."
Das wahnsinnige Grinsen den Gumihos vertiefte sich.
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Die Seehexe
Fanfiction"Das ist ziemlich viel Blut." "Könntest du BITTE beiseite gehen, bevor ich dich töten muss?!" -Got7 boyxboy-