Um halb vier klingelte mein verfickter Wecker und ich quälte mich aus dem Bett unter die Dusche. Nein, gestern war nichts mehr passiert. Denn nachdem er mir diesen letzten Satz ins Ohr geflüstert hatte, war er einfach verschwunden. Ich wusste weder seinen Namen, noch wieso er hier war oder was er damit meinte das wir zwei noch viel Spaß miteinander haben würden!
Wütend stopfte ich meine schwarze Bluse in den hoch taillierten, rosanen Bleistiftrock. Schnell schlüpfte ich in meine schwarzen Leder-High-Heels. Meine honigfarbenen Haare ließ ich in sanften Wellen offen auf meine Schultern fallen.
Meine Brüder schliefen noch als ich die gelieferten Blumen in unzähligen Vasen überall im Haus verteilte. Zara hatte die Blumen mit einem Zauber belegt, wodurch sie nach zwei Wochen immer noch frisch aussahen, also wie gerade erst gepflückt, und auch immer noch gut rochen. In den Gästezimmern, in jedem Flur, in der Küche, in den Arbeitszimmern, im Wohnzimmer und in allen Schlafzimmern standen jetzt Vasen mit Tulpen oder Rosen. Die rosanen Rosen hatte ich mit den weißen und orange-gelben vermischt. Das Tischgesteck stand auf unserem großen Esstisch.
Meine Brüder schliefen immer noch als ich ihnen ihre Anzüge, für heute Abend, in die Zimmer brachte. Daran sieht man ja mal wieder wer hier alles macht. Meine Brüder definitiv nicht!!!
Kurz nach drei Uhr mittags fuhren zwei schwarze Chevrolet Suburban vor. Während unsere Gäste von meinen Brüdern in Empfang genommen wurden, lief ich in die Küche, um das auf mittlerweile Körpertemperatur erwärmtes Blut in zwei Karaffen zu füllen. Die Gläser standen schon im Wohnzimmer. Conrad wusste das er die Gäste dort hinbringen sollte. Ich konnte nur hoffen das Valentin und Markus ebenfalls noch wussten was ich ihnen aufegtragen hatte. Sie sollten das Gepäck nämlich in die Zimmer bringen und wenn sie das taten dann doch bitte auch in die richtigen Zimmer.
Vorsichtig stellte ich die beiden Karaffen auf dem Wohnzimmertisch ab.
Freudig sprang Lothar aus seinem Sessel auf und kam auf mich zu.
"Meine wunderschöne Tochter. Du wirst wirklich jeden Tag schöner!", rief er aus.
Demütig küsste ich seinen Handrücken und knickste vor ihm.
"Vater also wirklich sie altert seit 268 Jahren nicht mehr", lachte Kasper.
"Es freut mich sehr Euch in unserem Haus wilkommen zu heißen."
Ich schaute ihm nicht in die Augen. Er hatte mir beigebracht das Mädchen oder Frauen, also allgemein weibliche Wesen, so ihren Respekt vor Männern zeigten. Da er dieser Auffassung war, hatte er mir verboten ihm oder meinen Brüdern sowie jegwilligen andern Vampiren, die älter als ich sind, direkt in die Augen zu sehen.
"Netter Zauber", sagte plötzlich der Fremde. Warte diese Stimme kenne ich doch irgendwoher! Aber das konnte doch nicht möglich sein! Das war einfach unmö-
"MAGIE!!!", brüllte Lothar. Wütend wand er sich an mich. Noch bevor ich etwas zu meiner Verteidigung sagen konnte, spürte ich den Boden unter meinen Füßen nicht mehr. Lothar hielt mit einer Hand meinen Hals umklammert. Auch als Vampir braucht man Luft zwar weniger, aber ohne ging trotzdem nicht.
"Du bist die Hausherrin! Woher kommt die Magie?! Übst du welche aus?!!!", brüllte mein Vater weiter.
"Nein! ... Bitte, Vater.... lasst es ... mich ... erklären!", presste ich krächzend hervor.
Unsanft wurde ich wieder auf dem Boden abgesetzt.
"In der Stadt wohnt eine Hexe. Ihr gehört der Blumenladen. Sie will uns nichts böses und gehört auch keinem Hexenzirkel an. Sie sorgt mit ihrer Magie blos dafür, dass die Blumen länger frisch bleiben und gut riechen", sprudelte es schnell und leise aus mir heraus, "Ich werde sofort alle Blumen entfernen."
"Nein, lass sie nur wo sie sind. Sie sind ja ganz hübsch", sagte Lothar jetzt wieder ganz freundlich. Diese Stimmungsschwankungen werde ich echt nicht vermissen, wenn ich abhaue.
"Entschuldingt mich bitte."
Ich machte einen Knicks und lief schnell hoch in mein Zimmer. Lothar hatte mich schon oft grob angefasst, wenn ihm etwas an mir, meinem Verhalten oder dem Haus nicht gefiel. Trotzdem fühlte ich mich jedesmal wieder schrecklich, ein bischen wie ein kleines Kind das mit der teuren Vase gespielt hat, von der es genau wusste das es nicht damit spielen durfte. Es aber trotzdem tat und dann geschah was geschehen musste und die Vase ging zu Bruch.
Nachdem ich mich wieder etwas beruhigt hatte, ging ich wieder nach unten zu den anderen. Conrad und Lothar waren in Conradsarbeitszimmer. Zumindest kamen die Stimmen der beiden aus diesem Raum. Meine restlichen Brüder waren mit Lothars Gast immer noch im Wohnzimmer.
Zaghaft klopfte ich an die offen stehende Tür.
"Darf ich mich zu euch setzen?", fragte ich.
"Nur wenn Ihr mir in die Augen seht", antwortete der fremde Vampir. Wieder diese Stimme. So tief, aber trotzdem melodisch. Einfach wunderschön. Der Fremde auf unserem Sofa musste einfach der Vampir von letzter Nacht sein. Zu gerne hätte ich hoch geschaut um wieder in diesen grünen Augen zu versinken, aber Lothar würde mich umbringen!
"Du vergeudest deine Zeit. Lothar hat es ihr verboten. Sie schaut nicht mal mehr uns -ihren Brüdern in die Augen", antwortete Markus.
"Ich vermisse es ihre strahlenden Augen zu sehen, wenn sie sich über etwas freut oder die Liebe, wenn zum Beispiel mit Philipp über Bücher diskutiert!", hörte ich David sagen.
"Setz dich zu uns", sagten Jacob und Kasper wie aus einem Mund.
Ich setzte mich zwischen die zwei. nervös schaute ich au meine gefalteten Hände, die auf meinem Schoß lagen. Ich fühlte mich nicht wohl, wenn meine Brüder so über mich sprachen.
"Ich bin Johannes. Mein vampirischer Vater ist Jeronimus und ist auch im Rat der Ältesten", fing unser Gast an zu erzählen. Am liebsten hätte ich ihn dankbar, für diesen Themenwechsel, angelächelt, aber das ging ja nicht.
"Anna Maria. Und wer mein Vater ist wisst Ihr ja bereits", antwortete ich.
"Schon bald werdet Ir mir in die Augen sehen, das verspreche ich", flüsterte Johannes so leise das ich fast nicht gehört hätte.
"Das gehört sich nicht! Ich bin 16 und unverheiratet", flüsterte ich zurück.
"Ich sag doch du vergeudest deine Zeit!", rief Markus aufgebracht.
Ich räusperte mich. Jetzt war definitiv der Zeitpunkt für eine neues Thema gekommen.
"Weshalb hat Lothar Euch denn mitgebracht?", wollte ich von Johannes wissen.
"Das sollte er Euch vielleicht lieber selbst sagen."
Irgendwie kamen wir dann auf das Thema Vor- und Nachteile ein Vampir zu sein. Mir kam es gar nicht so lange vor, das wir über das Thema diskutierten. Allerdings wurde ich eines besseren Belehrt als ich auf die Uhr sah. Es war schon eine dreiviertel Stunde vergangen. Gerade kam Conrad herein.
"Anna Maria, könnte ich dich bitte kurz sprechen", Conrad hörte sich sehr angespannt an.
Ich folgte ihm in sein Arbeitszimmer. Lothar war nicht mehr hier. Unruhig machte Conrad die Tür hinter uns zu. Auch wenn das nichts bringen würde gegen die neugierigen Ohren unserer Brüder. Gespannt sah ich Conrad an. Normalerweise machte er nicht so ein Drama um etwas.
"Lothar möchte..."

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268 Jahre 16
ParanormalIch bin seit 268 Jahren 16. Und ich kann euch sagen es ist ätzend! ich bin ein Vampir. Gegen meinen Willen muss man dazu sagen! Jetzt lebe ich seit 284 mit meinen sieben Brüdern zusammen. Es ist wirklich ein Wunder das ich nicht schon längst vor lan...