Kapitel 14

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Ich stand vor dem Spiegel und betrachtet mich selbst. Elisabeth und Trine standen hinter mir. Die beiden hatten wirklich ein wunderschönes Kleid ausgesucht. Und die Kleider, die sie mir als ihre Brautjungfernkleider gezeigt hatten, haben sie nicht gekauft. Es waren bodenlange, Trägerlose, weinrote Satinkleider, die oben bis zur Hüfte eng waren und dann nach unten nicht mehr hauteng, aber trotzdem noch schmal in einer geraden Linie. Beide hatten ihre Haare offen gelassen und nur leicht gelockt. Meine dagegen waren Hochgesteckt.

"Du siehst wunderschön aus, Süße", flüsterte Elisabeth, während Trine wie ein aufgeschrecktes Huhn um mich herum lief und am Kleid herum zupfte.

Die kirchliche Trauung verlief sehr angespannt. Meine Brüder wussten mittlerweile was vorgefallen war und waren dagegen, das ich Johannes heiratete. Sogar Lothar war es egal ob es dann zu einem Krieg kommen würde. Aber ich wollte Johannes vorher das Eheleben zur Hölle machen, erst danach konnten Jeronimus und Lothar nur zu gerne einen Krieg gegeneinander führen. Bei der Trauung war ich sehr abwesend, erst als die stelle mit dem 'Ja, ich will' kam, fing ich an zuzuhören.

Jetzt waren wir kirchlich verheiratet. Sollte das nicht der glücklichste Tag meines Lebens sein?! Wieso war ich dann so traurig. Ich wollte Johannes ja eigentlich sogar heiraten und zwar nicht nur um ihm erst einmal zu zeigen das ich mich nicht wie Dreck behandeln ließ sondern auch, weil ich ihn irgendwie mochte! Aber nein ich werde es ihm nicht so einfach machen. Das habe ich zumindestens Zara so versprochen. Betreten schaute ich auf den Boden.

Jetzt trat Dalila vor. Sie war eine der ältesten Mitglieder des Rates. Sie sollte die vampirische Trauung druchführen. Ich wand mich wieder an Johannes und schaute in seine grünen Augen.

"Reicht euch die Hände", sagte Dalila mit ihrer durchringenden Stimme. Vorsichtig legte ich meine Hände in Johannes. Beruhigend strich er mit seinen Daumen über meine Handrücken.

Es folgte eine ellenlange Rede über unsere Pflichten als Ehepaar und wie wir uns zu verhalten hatten. Das es sowas wie Scheidung nicht gab und Fremdgehen schon gar nicht. All solche Sachen. Plötzlich beugte Johannes sich zu mir herunter. Scheiße hätte ich doch mal lieber zugehört! Verzweifelt sah ich Johannes an.

"Verbindet euch nun miteinander für die Ewigkeit, so wie es Vampire zu tun pflegen", dröhnte Dalilas Stimme neben mir. Ach das wollte sie von mir. Ich rückte näher an Johannes heran. Er beugte sich noch weiter zu mir herunter bis er an meinem Hals angekommen war. Ich streckte mich da ich sogar mit den hohen Schuhen an seinen Hals kam. Meine Fangzähne fuhren aus. Gleichzeitig bissen wir in den Hals des Jeweils anderen. Ein erstickendes Stöhnen entkam mir, als ich sein schweres, kaltes Blut schmeckte, das meine Kehle hinunter ran. Auch er stöhnte auf. Als wir uns von einander lösten, schaute er mich voller Lust und Verlangen an. Um uns herum fingen alle wie wild zu klatschen und zu jubeln an. Plötzlich hörte ich unzählige Stimmen auf einmal, die ununterbrochen durcheinander redeten. Schmerzhaft fuhr ich mit meiner Hand an meinen Kopf. Was zum Teufel ist das?

"Johannes!", keuchte ich und ging vor lauter Schmerzen in die Knie. Er packte mich und zog mich eng an seine Brust.

"Mach was. Bitte. Es. Tut. So. Weh", presste ich irgendwie hervor. Beruhigend strich Johannes über meinen Rücken.

"Shhh. Ganz ruhig. Entspann dich, Schatz. Das geht gleich vorbei", flüsterte er sanft in meine Ohr, so dass nur ich es hören konnte. Was er sagte stimmte. Nach kurzer Zeit ließ der Schmerz nach. Die Stimmen allerdings blieben, nur leiser.

"Was ist das?"

Wir haben uns miteinander verbunden. Das heißt meine Begabung teile ich mit dir.

Das sind alles die Gedanken von unseren Gästen?

Ja.

Aber ich hab doch schon einmal von deinem Blut getrunken!

Ja, aber ich nicht deins und es war keine Verbindng, bei der du mein Blut getrunken hast.

Peinlich berührt wurde ich rot. Wenn das überhaupt möglich war. Lachend strich Johannes über meine Wangen.

Da ist ja wieder mein Engel!

Lass das. Ich bin immer noch wütend auf dich.

"Komm mit ich will dir jemaden vorstellen", sagte mein Ehemann jetzt wieder laut.

Wir gingen Händchen haltend in einen kleineren angernzenden Raum. Hier stand ein großes Sofa und es gab eine kleine Bar. Ein Mann mit schwarzen Haaren bediente sich gerade an der Bar. Als er sich umdrehte schaute er uns immer noch nicht an.

"Bruder, ich würde dir gerne meine Frau vorstellen", zwitscherte Johannes grinsend. Erst jetzt schaute der Man hoch. Als er mich sah ließ er das Glas, das er eben erst gefüllt hatt, fallen. Entsetzt schaute ich ihn an.

"Scheiße", stieß er aus.

Quietschend lief ich auf ihn zu und sprang ihm um den Hals.

"Oh mein Gott!", flüsterte ich.

"Lange her, Kleines."

268 Jahre 16Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt