Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug, zuckte ich kurz zusammen, bis ich bemerkte, dass Embry neben mir lag. Ein kurzer Blick durch den Raum ließ mich beruhigt ausatmen. Ich genoss seine Nähe noch mehr als sonst und drückte mich noch enger an ihn. Er umschlang mich daraufhin mit seinem Arm und drückte mir einen sanften Kuss auf meine Schulter, was mich leicht lächeln ließ. Doch so gut sich alles für diesen Moment anfühlte, war es leider nicht. Innerlich fühlte ich mich noch immer ausgelaugt und könnte nur schreien. Am nächsten Tag waren alle Rudelmitglieder bei Paul und ich versuchte trotz weinerlicher und zittriger Stimme alles wieder zu geben, was Charles mir erzählte. Sam und die anderen schienen sichtlich überfragt, da sie diese Version der Geschichte noch nie gehört hatten. Dennoch waren sich alle einig mehr herauszufinden und Charles aufzuhalten.
Die nächsten Tage vergingen eintönig. Keiner der Jungs ließ mich auch nur für eine Millisekunde aus den Augen. Ich dürfte das Haus nicht verlassen, bis meine körperlichen Wunden verheilt waren und keinerlei Diskussion half mir. Selbst die anderen Mädels waren auf der Seite der Jungs. Es war schon erstaunlich, dass ich alleine auf die Toilette durfte.
Die ersten Tage machten mir aber auch psychisch sehr zu schaffen. Embry musterte jedesmal aufs neue meine Blessuren die mir Charles zugefügt hatte.
Gerade wenn ich duschen ging, oder mich anzog stand ich selber oft wie angewurzelt da und begutachtete meine Wunden, oder brach in Tränen aus. Obwohl wir uns liebten, war es mir mehr als unangenehm, dass er mich immer bemitleidenswert anstarrte, denn dass wollte ich eigentlich auf keinen Fall, weshalb auch unsere Beziehung unter den Umständen ziemlich litt. Auch das sich alle weigerten mich nach einer Woche wenigstens nur mal vor die Türe zu lassen, machte mir zu schaffen. Ich fühlte mich erneut eingesperrt, was vor allem in meinen Träumen fürchterliche Flashbacks verursachte. Fast jede Nacht musste mich Embry, oder Paul beruhigen, wenn ich weinend und schreiend aufwachte. Ich zuckte auch Anfangs oft bei normalen Geräuschen zusammen und bekam Schweißausbrüche, was auch den anderen nicht entgangen war. Mein Blick fiel zu Embry als ich wieder wegen eines normalen Fußbodenknarren erschrak. "Ich kann keinesfalls mein restliches Leben eingesperrt und voller Angst verbringen" kam es bestimmend und etwas flehend von mir. Es war ihm anzusehen das er mit sich selber kämpfte, bis er schließlich auf mich zu kam und nachgiebig sagte "Du hast recht, wir können dich nicht einsperren bis wir vielleicht irgendwann Charles gefunden haben", weshalb wir die darauffolgenden Nächte, wenigstens wie früher aufs Hausdach kletterten und in den Himmel starrten. "Danke" hauchte ich in der Stille der Nacht zu ihm herüber. "Für was?" gab er aber leicht verwundert von sich. "Dafür das du der einzige bist der mir wirklich hilft und mich versteht." In seiner Nähe zu sein half mir in jeder Hinsicht. Ich fühlte mich beschützt und sicher und auch diese ungeheuren Wutausbrüche die ich schon ein paar mal hatte waren wie weggeblasen.
Als Emily endlich nach fast 2 Wochen ihr okay gegeben hatte, dass die physischen Wunden soweit verheilt waren, konnte ich endlich wieder offiziell einen Schritt vor die Türe setzen. Eine weitere Woche verging und obwohl mich immer noch jede Sekunde einer der Jungs beschattete, solang die anderen nach Charles suchten, kehrte der Alltag zurück. Mich störte es mittlerweile nicht mehr und musste sogar zugeben, dass ich mich sicherer fühlte, wenn einer von ihnen in der Nähe war. Was mir aber immer noch sehr zu schaffen machte, war, dass Embry mich seither nicht mehr richtig anfasste. Ich hatte desöfteren Andeutungen in dieser Art gemacht, aber er blockte immer wieder ab, wie auch dieses Mal wieder. "Ich kann das nicht Freya" kam es bedrückt von ihm, denn er wusste wie sehr mich seine Abweisungen verletzten. "Ich will dich nicht ausversehen verletzen nach all der Zeit" fuhr er immer wieder mit den selben Worten fort. "Bitte versprich mir dann nur eins!" kam es leicht enttäuscht von mir. Er sah mich gespannt und unsicher an, als ich eine Hand an seine Wange hielt. "Versprich mir das du mich überhaupt jemals wieder anfassen wirst!" Hauchte ich leise und hoffnungsvoll. Zu meiner Überraschung schmunzelte er leicht, küsste mich auf die Wange und flüsterte in mein Ohr "Versprochen", was mein Herz leicht rasen ließ, wie ein frisch verliebter Teeneger.
Es war mittlerweile relativ kalt draußen, als ich eines Morgens gut gelaunt mit Embry und Jake aus dem Haus trat, während Paul mit den anderen unterwegs war. Mir blieb für einen kurzen Moment das Herz stehen, bevor ich einen ungeheuren Zorn in mir spürte.
„Geh mir aus den Augen" Ich wollte ihm ausweichen und mich an ihm vorbei drängen, was er aber immer wieder zu verhindern wusste. "Du kannst zur Hölle fahren Derek!" wurde ich langsam immer aufgebrachter. „Freya bitte, ich hatte keine Wahl." „Verschwinde einfach, bevor ich dir jeden Knochen einzeln breche" kam es mehr als wütend von Embry, der direkt hinter mir stand. „Bitte Freya.... Anfangs war es wirklich so, dass ich dir nur näher gekommen bin, um an Informationen von Jake zu gelangen. Aber das hatte sich geändert, als ich mich in dich verliebt hatte und als ich mich dann auch noch auf Leah geprägt habe, war die Sache für mich komplett erledigt. Ich habe Charles danach nichts wesentliches mehr über das Rudel erzählt. Bitte, dass musst du mir glauben!"Er griff nach meinem Handgelenk und als ich mich wieder zu ihm umdrehte gab ich ihm mit voller Wucht eine Ohrfeige. Enttäuscht von mir selbst, dass ich nicht erkannt hatte, dass er mir die ganze Zeit nur etwas vorgemacht hatte und das er durch mich auch die anderen so hintergehen hat können, riss ich mich mit Tränen in den Augen wieder von seinem Griff los. Embry und Jake wollten schon auf ihn los gehen, aber ich hielt meinen Arm schützend dazwischen. „Er ist es nicht Wert" sah ich sie nacheinander an. Als er erneut nach meiner Hand greifen wollte, war ich aber schneller und ging einen Schritt zurück. „Du hast mich im Wald einfach ausgeliefert und bist abgehauen wie ein Feigling! Und da warst du bereits auf Leah geprägt, also lass dir bessere Lügen einfallen. Und das du mich verraten und hintergangen hast ist ja die eine Sache, aber du hast die Menschen die ich am meisten liebe hintergangen und in Gefahr gebracht." Mit jedem Wort, dass ich sagte konnte ich schon wieder diese unbändige Wut in mir fühlen, doch dieses Mal war es anders. Mein ganzer Körper fing an zu zittern und ich hatte keine keinerlei Kontrolle mehr über mich selbst. Derek machte einen Schritt zurück und Embry, der immer noch hinter mir stand drehte mich zu sich herum. Er sah verwundert und wie hypontisiert in meine Augen, bis Jake ihn von mir weg zog. „Freya?" hörte ich nun immer wieder dumpf meinen Namen sowohl von Embry, als auch von Jake rufen. Es war als wären sie direkt neben mir, aber doch irgendwie auch Kilometer weit entfernt. Meine Sicht verschwam für einen kurzen Augenblick und im gleichen Moment konnte ich einen unglaublichen Schmerz in allen Gliedmaßen spüren. Es fühlte sich an, als ob jeder Knochen einzelnen in mir brechen würde. Mein Zahnfleisch schmerzte und meine Zähne drückten zugleich, als im nächsten Moment meine komplette Sicht verändert war.
Ich konnte schlagartig viel schärfer sehen. Mein Geruchssinn verstärkte sich urplötzlich und ich war mir sicher, dass ich nun Dinge hören konnte, die kein normaler Mensch mehr hören können sollte.
„Freya!" kam es noch einmal zögerlich von Derek. Als ich meine Augen auf ihn richtete, sah auch er mich fasziniert an und bekam kein weiteres Wort mehr heraus. Noch immer verwirrt über mich selbst, funkelte ich ihn böse an. Ein knurren entwich mir, anstatt einer weiteren Schimpfparade und als ich verstand was passiert war, rannte ich verstört in die Dichte der Wälder.Wie in einem Rausch rannte ich einfach immer weiter, ohne überhaupt zu wissen wohin ich rannte. Die vielen verschiedenen Gerüche des Waldes, der Blumen und der anderen Tiere vermischten sich. Ich war unbeschreiblich schnell und spürte eine Kraft in mir, wie nie zuvor.
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Rivalisierende Rudel
FanfictionIch saß am Flughafen von Atlantis und wartete nur darauf bis ich endlich in den Flieger steigen konnte. Ich wollte weg von hier. Raus aus dieser Stadt, mit der ich mittlerweile nur noch traurige und schmerzhafte Erinnerungen verband. Ich kehrte endl...