Nachdem Wanda die Tür des Quinjets hinter sich geschlossen hatte, fiel sie mehr oder weniger dagegen. Ihre Knie waren weich und ihre Hände zitterten stärker als je zuvor. Ihre Schläfen brannten.
Mit den Worten "He, brich uns nicht zusammen!" kam Nat aus dem Cockpit gestürzt. "Es geht schon.", presste Wanda hervor, und das war nicht gelogen: Wenige Sekunden später zitterten ihre Hände kaum mehr und sie konnte ihre Knie wieder spüren. Die Kopfschmerzen - tja, die würden noch ihre Zeit beanspruchen.
Sie richtete sich auf und sah Nat mit einem Lächeln an, das sie halbwegs entschlossenen wirken ließ, obwohl sie immer noch Tränen in den Augen hatte. "Starten wir?"Mit einer dicken Wolldecke um die Schultern, denn sie fror ein wenig, beobachtete Wanda, wie ein Ort nach dem anderen am Fenster des Jets vorbeizog. Erst seit ein paar Stunden waren sie unterwegs.
Sie fuhr mit dem Mittelfinger die Linie zwischen ihren Augenbrauen entlang.
Die Verbindung zu Vis, die sie die erste halbe Stunde Flugzeit noch gespürt hatte, war schließlich schwächer geworden und ziemlich genau auf die Stunde abgebrochen.
Der Abschied von ihm hatte eine plötzliche Stille in ihrem Kopf zurückgelassen, aber sie wusste, dass es nicht ewig so still bleiben würde. Daher versuchte sie, die Ruhe vor dem Sturm zu genießen.
Sam und Nat spielten ein langweiliges Kartenspiel und das ziemlich laut und enthusiastisch. So, wie Wanda es verstand, verlor Sam jedes Mal. Schon mehrmals hatten die zwei sie rübergewinkt, aber sie hatte immer nur den Kopf geschüttelt. Sie konnte die Faszination nicht nachvollziehen und im Moment stand ihr wirklich nicht der Sinn danach.
Also starrte sie weiter aus dem Fenster und lauschte dem Dröhnen des Flugzeugmotors. Und bald darauf schlief sie ein.Das unregelmäßige Ruckeln des Jets weckte sie einige Stunden später, ihr Kopf schoss nach oben und sie blickte sich um. Das Passenger Compartment war leer, die Spielkarten über den ganzen Boden verteilt und ein gedämpftes Donnern klang an ihr Ohr.
Eine gestresste Nat fiel aus der Hintertür geradezu ins Zimmer und griff nach einer der Schlaufen, die von der Decke herab baumelten, um sich festzuhalten.
"Wir durchfliegen ein Unwetter.", teilte sie allen durch das Gerät in ihrem Ohr mit.
"Was du nicht sagst.", kam es von Steve, er saß hinter dem Steuer und kämpfte wohl ziemlich mit den ihm entgegenwehenden Turbulenzen.
"Sag mal, in welchem Land sind wir gerade?", erkundigte sich Nat besorgt.
"Luftraum des Nordatlantik.", meldete sich Co-Pilot Sam zu Wort. "Mit einer Notlandung wird das hier nichts."
"Wir fliegen weiter.", entschloss sich der Captain.
Plötzlich ertönte ein Blitzschlag im Bereich des Cockpits und der Jet geriet gewaltig in Bewegung.
"Cap, was ist da vorne los?", fragte Nat alarmiert und hangelte sich durch den taumelnden Jet Richtung Cockpit. Wanda löste ihren Sitzgurt und folgte ihr.
"Der Blitzableiter hat sich verabschiedet.", rief Sam ihnen zu, als sie die Tür des Cockpits aufrissen. "Wir sind schutzlos."
In diesem Moment versetzte der Wind dem Jet einen weiteren heftigen Ruck und alle vier wurden an die rechte Seite des Cockpits geschleudert. Steve griff noch rechtzeitig nach dem Steuer und riss sich und den Jet wieder in aufrechte Stellung. Als sie sich in ihrer Ecke aufzurichten versuchte, kam Wanda ein Gedanke.
"Ich kann es tun.", sagte sie.
"Du kannst was?", fragte Sam.
Die Frage ignorierend sammelte sie ihre Kräfte in ihren Händen und richtete ihre Handflächen auswärts. Aus ihren Fingerspitzen strömte rote glühende Energie, die ihren Weg nach oben fand und durch die Lüftungsschleuse des Cockpits auf das Dach des Quinjets abzog. Von dort aus wanderte sie zu der dünnen, abgebrochenen Antenne und umschloss sie, bis sie ganz in Rot gehüllt war.
Der Jet stabilisierte sich. Das ganze Cockpit war nun mit roter Energie gefüllt, aber Wanda stellte sicher, dass sie keinem ihrer Kameraden zu nahe kam.
Steve sah sie vom Steuersitz aus ungläubig an.
"Bist du sicher, dass du das durchhältst?", fragte er.
Wanda nickte mit geschlossenen Augen.
"Flieg, Captain.", sagte sie leise.Ein paar Stunden später hatten sie den Atlantik und die irische Küste hinter sich gelassen.
Der Sturm hatte sich inzwischen gelegt. Wanda hatte sich tapfer geschlagen, sie sicher durch das Unwetter befördert und jeden einzelnen Blitz abgefangen.
Entsprechend geschwächt saß sie auf einem der hinteren Plätze im Cockpit. Sam hatte das Steuer übernommen, damit Steve sich ausruhen konnte und eine Playlist zum Abreagieren gestartet.
Nat brachte zwei Dosen kalte Cola und drückte Wanda eine in die Hand, bevor sie den Platz neben ihr einnahm. Wanda nahm einen langen Schluck davon.
"Das war ziemlich cool.", sagte Nat, die sie von der Seite beobachtet hatte.
Wanda schüttelte unmerklich den Kopf. "Das", sagte sie, "ist der Grund, weshalb das Abkommen in Kraft sein sollte."
Nat schwieg.
Auf Sam's Navi erschien eine neue Meldung und er grinste.
"Eintritt in schottischen Luftraum.", las er vor.
"Willkommem in Schottland, Team."
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Westering Home - Wanda's Vision
Fanfiction"Sie mag alte amerikanische Filme und den Geruch von Zimt. Aber wenn ich ihr etwas schenke, sollte es etwas besonderes sein. Und ich glaube, dass Materielles nicht ausreicht, um ihr all die Geburtstagsgeschenke zu geben, die sie nicht bekommen hat."...