Angst

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Eren und ich gingen durch den Wald, an der Stelle vorbei, wo ich ihn fand. „Hm, liegt hier noch etwas?" fragte ich ihn und fing an zu suchen. Fand jedoch nichts. „Nein." sagte er knappt zu mir. Eine traurige Stimmung lag in den Worten. „Hey. Du bist auch nicht allein. Ich bin da." sagte ich zu ihm und knuffte ihm in seine Seite. „Ja.." sagte er. Wir gingen noch weiter. Er wirkte nervös und konnte sich meinem Tempo schwer anpassen. Es hatte kurz den Anschein, als würde er sich den Bauch halten, doch dann verfiel das Gefühl auch schon wieder. „Eren.. Gaaanz locker. Keiner Drillt dich hier, zu rennen. Okay?" Eren nickte langsam. Doch lief kaum langsamer. Das reichte. Ich packte wütend nach seinem Arm. „Jetzt hör auf!" grölte ich dunkel und verstärkte meinen Griff. „Was ist denn los mit dir?!" sagte ich und sah ihn an. Erst dann bemerkte ich die Tränen in seinen Augen, und sofort liess ich ihn los. Ich bemerkte, wie seine Nervosität auf mich überging und mein Herz fing an, schneller zu schlagen. Wir standen da, mitten im Unterholz, zwischen Blättern und Ästen. Im einen Wald voller Leben und dieser Junge wirkte innerlich so tot wie niemand anders. Doch als dann die ersten Tränen über sein Gesicht liefen, erkannte ich einen Teenager, der mit seinen Emotionen nicht klarkam. Jedenfalls nicht mehr.

„Ich vermisse Armin.. Mikasa.. Die anderen.. Mein Zuhause.." weinte er und schniefte leise. Selbst jetzt versuchte er, so leise wie möglich zu sein, um niemandes Aufmerksamkeit zu erregen. „Auweh.. Das kenne ich.." sagte ich und lächelte nervös. „Eren, hör mal.. Wir alle haben unser Päckchen voller Sorgen zu tragen. Und das ist jetzt gerade deines. Es wird niemals vergehen, niemals wird es sich auflösen. Niemals wird es einfacher werden, es zu tragen. Darum musst du stärker werden, als dieses Päckchen. Lass dich davon doch jetzt nicht so runterziehen! Sei doch mal froh, dass du noch lebst!" sagte ich. Eren sah mich an. Die Augen rot verweint, die Nase laufend. „Boah Eren. Muss das sein?" fragte ich und gab ihm ein Taschentuch.

Da sackte er auf einmal zusammen. Sein Körper hatte keine Kraft mehr, sich selbst zu halten und er kippte auf den Boden. „Shit!" rief ich und rüttelte an ihm. „Wach auf!" rief ich und rüttelte erneut. „Eren!! Wach auf!!!" schrie ich und klatschte ihm eine, noch eine und noch eine, bis er endlich zur Besinnung kam. „Ach, endlich auch mal wieder wach!" knurrte ich. „Ich gebe es auf.. Ich will nicht mehr.." schluchzte er. Ich ignorierte den Satz und legte meine Hand an seine Stirn. Glühend heiss. „Du hast Fieber Eren." sagte ich und zog ihn hoch. Es war wirklich schwer, den weinenden Eren erneut nach Hause zu schleppen. Am Ende wußte ich selber nicht, wie ich es schaffte, ihn die Treppen hoch zuziehen. Er war wirklich genauso ein Trauerklos wie ich. Aber vielleicht war das garnicht einmal so schlecht. Als wir ankamen, zog ich ihm Shirt und Jeans aus, welche er von mir bekommen hatte. Alles klatschnass und sein Körper glänzte vom Schweiss. Kurz dachte ich nach und ich beschloss, ihn erstmal nur in den Garten und im Haus zu „behalten", um sowas zwar nicht verhindern zu können, aber ihm besser und schneller helfen zu können. Er war in keiner Lebensbedrohlichen Lage, doch auch nicht in einer tollen Verfassung. Eren kochte. Sein Atem ging schnell und ich drehte ihn auf die Seite. Genau richtig, denn er erbrach alles, was er am Morgen eingenommen hatte. Das wird wohl an den ganzen Zusatzstoffen liegen.. Ich seufzte und holte mir zwei Handtücher aus der Kommode in meinem Zimmer. „Halt durch.." sagte ich, während ich ihm den Mund abwischte und den Geruch ignorierte. „Ich bin sofort wieder da!" sagte ich und sauste nach unten, um Wadenwickel und nasse Tücher zu holen. Auch setzte ich Wasser auf und besorgte einen Lavendel-Strauch, sowie Eimer und Schmerz-Globolie, welche nur Pflanzlich basiert waren. ‚Hoffentlich wird das helfen..' dachte ich und sauste nach oben.

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