Neuer Freund

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Mit Tränen in den Augen stürzte ich den Flur entlang. Ich war selten so sauer und enttäuscht gewesen. Eren hatte sich nur wegen einer solchen Kleinigkeit unmöglich benommen. Meine Wut wurde zugleich mit meiner Trauer immer größer. Es vermischte sich zusammen und lies mich dunkel fühlen, fast schon hassend und verfluchend ging ich über den Platz. Die anderen waren auch da, standen in Reih und Glied, während ich einfach dazwischen stapfte. Levi sah mich prüfend an. ‚Sag lieber nichts.' dachte ich und funkelte ihn an. Seine Augenbraue erhob sich und langsam ging er auf mich zu. „Wo sind die anderen?" fragte er ruhig und schien zu bemerken, wie sehr mein Maß an Zorn gewachsen war. Ich stand völlig versteift vor ihm, Tränen der Wut und ein rotes Gesicht mit geballten Fäusten. Ich wollte ihm wehtun. So richtig wehtun. Und ich erschrak bei dem Gedanken. Was dachte ich denn da...? Doch bevor ich weiterdenken konnte, unterbrach Kommandeur Erwin Smith meine Gedanken. „Kadetten! Ich begrüße manche von euch heute zum ersten mal und wünsche euch viel Glück und Erfolg bei eurem Training!" rief der große Mann. Levi trat neben ihm plötzlich hervor. „Als erstes lernen wir das Reiten! Ihr werdet ohne euer Tier, welches wir euch zuweisen, sofort auf dem Schlachtfeld gegen die Titanen verenden. Behandelt sie also mit Sorgsamkeit, habt ihr das Verstanden?" rief er und blickte in unsere Gesichter. Ich fing an zu lächeln. Ich liebte Pferde seitdem ich denken konnte, wußte mit ihnen umzugehen und auch, dass wir eine große Verantwortung trugen. Stolz richtete ich mich wieder auf und blickte nach vorn. Ich freute mich auf das Training. Plötzlich stellte sich jemand neben mich. Es war Mikasa. „Was um alles in der Welt hast du zu Eren gesagt??" fragte sie mich leise. „Das es vorbei ist." erwiderte ich gleich darauf und meine Fäuste verhärteten sich. „Warum? Weil er mal ein wenig zickig gewesen ist? Überleg dir das lieber nochmal! Eren ist ein hochtemperamentvoller Mensch, aber das bist du genauso. Lasst euch lieber ein paar Tage-" „Jetzt hör mal zu Mikasa. Ich habe keinen Bock mehr, mich ständig von ihm so behandeln zu lassen! Ich war fast ein gesamtes Jahr für ihn da, habe ihn gesund gepflegt und ihn aufgepäppelt. Und das einzige, was ich von ihm bekomme, ist das?! Nur, weil ich mit jemanden befreundet bin, den er nicht mag?!" Mikasa blickte mich stumm an. Erst jetzt bemerkte ich, dass die gesamte Aufmerksamkeit auf uns gerichtet war. Schluckend hielt ich meinen Mund und blickte wieder starr nach vorne. Levi funkelte mich an. Er wußte, wen ich gemeint hatte und auch, was los war. Stöhnend wendete ich meinen Blick ab. Ich hatte langsam echt genug.

Wir marschierten zu den Ställen. Sofort stieg mir der Geruch von Stroh in die Nase. Ich hörte lautes Schnauben und das klacken unserer Absätze auf dem Stallflur. Ich liebte es jetzt schon. Sog den Geruch ein und genoss es kurz, wie früher Zuhause zu fühlen. Levi nahm mich an seine Seite und brachte mich zu einem kleinen Paddock. „Suche dir eines von ihnen aus. Alle Soldaten sollen sich ihr Tier selbst aussuchen können. Auch du." sagte er und ich schlüpfte nickend unter dem Zaun hervor. Es waren mehrere Braune, ein paar Rappen und auch zwei Schimmel dabei. Während ich die weißen Tiere staunend betrachtete, stupste mich eine weiche Schnauze der schwarzen Tiere an. Das Tier war zwar dunkel, dennoch irgendwie mit einem Graustich versehen, was es schimmern lies. Ich blickte mir das Tier an. Es war ein gesunder Wallach, mit freundlichen Augen und dicker Mähne. Ein wenig Zottelig. Mein Entschluss stand fest. Ich holte mir ein passendes Halfter und führte das junge Tier heraus. Langsam und Vorsichtig lernte ich das Pferd kennen. „Es heißt Akkaido. Er hat nur selten bisher das Schlachtfeld gesehen.. Bist du dir sicher, dass du ihn nehmen willst?" fragte Erwin langsam. Ich nickte. „Das wird schon gut gehen. Viel trainieren." sagte ich und legte dem bereits gestriegelten Akkaido die Satteldecke auf, nachdem ich ihn dran schnuppern lies. Ich wollte wissen, wie weit ich gehen konnte. Das Pferd stand ruhig da und lies alles über sich ergehen. „Eine Frage Kommandant.. Haben sie auch Trensen ohne Gebiss? Ich möchte dem Tier nicht unnötig im Maul wehtun." fragte ich nach und funkelte Levi an, als ich sein schnauben vernahm. „Frag den Stallmeister, er wird dir geben was du suchst."

Aus einer anderen WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt