Aus einer anderen Welt

Kadett

„EREN!" Hanji liess sich herab, nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit sich. „Jetzt ist es Zeit, sich zurück zu ziehen. Sie wird das schon schaffen. Wir müssen nur aufpassen. Okay?" beruhigte sie ihn, während ich wie verrückt umher lief, Levi suchend. „DU BIST SCHULD!" brüllte ich verzerrt, hassend zu Levi hinauf. „Hmmm, wirklich amüsant. Also erinnerst dich?" fragte er ohne auf meinen Zorn einzugehen. Ich antwortete nicht. Mein gesamter Hass lies mich kochen, meine Muskeln spannen und mein Blut durch meine Adern strömen. Adrenalin loderte in mir auf, knurrend versuchte ich, Levi ausfindig zu machen. Und auf einmal spürte ich seinen Fuß in meiner Seite. Ein heftiger Tritt, kraftvoll und gleichzeitig reizend. Reizend in dem Sinne, ihn noch mehr zu zerfetzten für das, was er meiner Familie angetan hatte. Meiner RICHTIGEN Familie, hier. Aus dem Untergrund. Tief unter der Erde, versteckt und verzweifelnd. Ich erinnerte mich. Und das leider viel zu perfekt. „LEVI!!" brüllte ich und spürte einen erneuten Tritt. Gehetzt wirbelte ich herum. „Du bist zu langsam!" ein Seil band sich um mein Handgelenk. Gestresst, auf einmal gefangen, zog ich ein dem Strick. „Du bist lahmarschig." Ein zweiter Strick um das andere Handgelenk. Noch gestresster blickte ich umher. Da zogen sich die Stricke auch schon fest, ehe ich es mich versah, stand er hinter mir und presste einen dritten Strick durch meine Zähne. „Ich weiß, was du durchmachen musstest, hätte auch verhindert werden können. Aber das kannst du jetzt auch nicht mehr ändern, hörst du?" Wütend riss ich herum, wehrte mich gegen die Kraft des Seiles, fühlte mich wie Vieh behandelt. Beschämend.

„Deine Eltern waren unehrlich. Das weißt du genauso gut wie ich. Sie haben dich als ihre Tochter verraten und dich gequält, nur um herauszukommen, aus diesem Stinkenden Loch, besudelt von Dreck und Krankheiten. Widerlich. Alleine, dass sie bereit waren, ihre 5 Jährige Tochter erst fressen und danach verkaufen zu wollen... Findest du nicht auch? Nur, weil sie dachten, dass du ein Monster wärst..."

Sofort, als würde er auf eine Antwort warten, lockerte sich der Strick in meinem Mund, sodass ich reden konnte. Geschockt blickte ich auf. Erneut stiegen mir die Tränen in die Augen. „Das kann nicht sein!! Du lügst!!" und doch wußte ich, dass er recht hatte. Das vermeidliche Kind, was mich gebissen hatte, war kein Kind gewesen. Sondern eine Waffe der Menschen. Ein Hybrid aus Titan und Mensch. Und es war auch kein Badezimmer, sondern eine Einzelzelle für Menschen gewesen, in die sie mich damals mit dem Wesen gesteckt hatten. Genauso, wie es auch niemand anderes als Levi Ackerman gewesen war, welcher mich damals absichtlich entführt hatte. Genauso, wie Levi Ackerman meine Bluts-Eltern vor meinen Augen hat sterben lassen. Das war gewollt, jedenfalls von ihm. Er hatte mich danach an ein anderes Elternpaar gegeben, in einer anderen Zeit, zu einem anderen Ort. Warum, wußte ich nicht. Mein, was es vor kurzem noch war, Zuhause. Welches jetzt niemals wieder für mich erscheinen wird. Das wußte ich. Und genau dieser furchtbare Gedanke fuhr wie ein Blitz durch mich hindurch. Viel zu viele Fragen, viel zu viele Gedanken schossen durch meinen Kopf, während ich stark anfing zu Zittern und schlussendlich aufgab. Ich hörte ein surren, es war Levi, mit einer Fackel in der Hand. Ich schluchzte, holte schnappend Luft und lies mich sinken. „(Y/N)." sagte er und legte, wie gestern, seine Finger an mein Kinn und zog meinen Kopf ein Stück nach oben. „Hör mir zu. Ich weiß, dass ich eine furchtbare Tat damals begangen habe, wofür ich mich auch niemals richtig Entschuldigen, gar Revanchieren kann. Aber was ich machen kann ist, dich Auszubilden, dich stark machen für das, was kommt. Denn das wirst du brauchen. Genauso wie Eren. Und Eren braucht dich. Also hör auf, so Pessimistisch zu sein und reiss dich zusammen!! Ich kenne dich nur zu gut und weiß, dass du eine wahre Kämpfernatur bist. Und glaube mir, dass habe ich nicht einmal zu ihm gesagt. Also bitte, hör mit den Heulen auf und steh verdammt nochmal auf,

„Kadett!"