Bella

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Ihr Herz war stehen geblieben. Gespannt, was sie nun tun würde hielt ich die Luft an. Was würde nun passieren? Wie würde sie reagieren? Für mich waren Neugeborene ein komplett neues Feld, da ich so noch nie mit ihnen zu tun hatte. Ich hatte zwar schon viele Erzählungen über sie gehört, doch persönlich hatte ich noch keine Erfahrungen mit ihnen.

Mein Blick war auf den Körper auf dem Tisch gerichtet. Edward stand neben ihr und berührte sie an ihrer Wange. Keine Sekunde dauerte, da riss sie die Augen auf. Ich spürte ihre Anspannung. Sie sprang so schnell von dem Tisch herunter, dass ich Mühe hatte ihr zu folgen. Sie kauerte nun in einer Ecke des Raumes und warf Edward einen vernichtenden Blick zu. Anscheinend nahm sie mich gar nicht war, denn sie sah nur Edward an. Ihre Angriffshaltung veränderte sich kaum merklich, als sie verstand, wer da vor ihr stand. Sie öffnete kurz ihren Mund, schloss ihn dann aber sofort wieder. Mit ihrer neugewonnen Schnelligkeit stand sie unter einer Sekunde vor Edward, der sie vorsichtig erneut an der Wange berührte. "Wir haben nun die gleiche Körpertemperatur," sagte er leise zu ihr. Ich wollte mich nicht in diesen Moment einmischen, deswegen verhielt ich weiterhin ruhig.

Bella legte vorsichtig ihren Kopf in seiner Hand und genoss seine Berührung. Diese Gestik zeigte mir, wie viel sie füreinander empfanden. Ich hoffte, dass es niemals enden würde, denn dann würde mein Bruder endlich seinen Frieden finden. Unsere Familie würde keine neuen Kriege zu Kämpfen haben, sondern könnte in Frieden leben.

"Es ist wunderschön," sagte Edward. Mir war nicht ganz klar, was er damit meinte. Immer noch war ich nur stiller Beobachter, der im Notfall einschreiten würde. Nun richtete Bella ihren Blick auf ihn und sah ihn durch ihre Augen an. "Endlich kann ich all dies mit dir teilen," erklärte Edward und lächelte sie dabei an. Er konnte nun unsere Welt mit ihr teilen. Vorher war dies nicht möglich gewesen, denn sie konnte die Welt nicht mit den Augen, wie wir sie haben wahrnehmen. Durch ihre Verwandlung war sie nun auch ein Teil unserer Welt geworden.

"Bella?" fragte ich sie. Ich konnte nicht länger hier stehen und nichts tun, und wenn ich mir sicher war, dass sie Edward nichts tun würde konnte ich wieder gehen und sie alleine lassen.

Blitzschnell hatte sie sich zu mir umgedreht und war wieder wie ein Pfeil auf einem Bogen gespannt. Vorsichtig machte ich einen Schritt auf sie zu. "Ich bin es Lizzy," sagte ich. Es muss neu sein, diese ganzen Eindrücke auf einmal wahrzunehmen. Als sie begriff, dass ich es nur war die vor ihr stand entspannte sie sich sichtlich. "Deine Stimme hört sich so anders an," sagte sie mit ihrer hellen Stimme. Ich lächelte sie an. "Dies ist meine normale Stimme, als Vampir kannst du die Klänge, die für Menschen nicht hörbar sind erfassen," erklärte ich ihr und ging einen weiteren Schritt auf sie zu.

Sie sah mich an und war sichtlich von meiner Stimme überrascht. "Sie ist so hell," stellte sie fest. Ich kicherte. "Du wirst dich daran gewöhnen," sagte ich amüsiert. "Es wir vieles geben, woran du dich im laufe der Zeit dran gewöhnen wirst."

Nun sah sie hinter sich zu Edward. "Deine Schnelligkeit, deine Stärke, deinen Hunger," zählte ich ein paar der Dinge auf. Als ich den Satz beendet habe fasste sie sich an die Kehle. "Ihr beide solltet jagen gehen, dann wird das Brennen in deiner Kehle besser werden," schlug ich vor. Es würde ihr helfen sich zu kontrollieren, und es würde ihr helfen ihre Tochter zu sehen. Mit einer schnellen Bewegung sah sie zu Edward. "Wir sollten uns auf den Weg machen," bestätigte er.

Sie wandten sich von mir ab und gingen zu Fenster. Von hier würden sie leicht in den Wald kommen. Kurz vor dem Fenster hielt Bella an und schaute nach links. Als ich ihrem Blick folgte sah ich, was sie dort betrachtete. An der Wand war ein Spiegel befestigt, in dem sie ihr neues ich sah. Mit großen Augen sah sie sich an.

"Bin das wirklich ich?" fragte sie. "Ja, die Verwandlung hat dich zu einem Vampir gemacht, sowohl äußerlich, als auch innerlich," sagte ich. Es muss komisch sein sich selber so verändert zu sehen. Sie sah zwar immer noch aus, wie Bella, jedoch mit kleinen Veränderungen. Ihre Haare waren Gesünder und auch ihre Figur schreite nach Supermodel. Die typischen Vampirmerkmal. Doch ein Merkmal ihres neuen Körpers schien sie zu stören.

"Was ist den mit meinen Augen?" fragte sie etwas erschrocken. Beruhigend nahm Edward ihre Hände und sagte: "Die Farbe wird verschwinden, wenn du Tierblut trinkst. Deine alte Farbe werden sie zwar nie wiederbekommen, aber sie werden sich verändern." Erleichtert über die Aussicht, dass sie nicht für immer mit diesen Augen herum laufen musste begann sie zu grinsen. Sie drehte sich zu Edward um und nahm ihn schwungvoll in den Arm. Ich merkte, dass sie ihre Kraft unterschätzte und Edward beinahe zerquetschte. Ich wollte gerade einschreiten, da bedeutet mit Edward nichts zu tun. "Bella, du bist viel stärker als ich momentan," sagte Edward mit zusammen gebissenen Zähnen. Von meinem Platz aus konnte ich sehen, dass sie begriff, was er ihr damit sagen wollte. Einen kurzen Augenblick später lies sie von ihm ab.

"Jetzt musst du vorsichtig sein," sagte er provokant. Als Gegenreaktion zog sie ihn weiter an sich. Dies war der Moment, an dem ich entschied zu gehen. Dies wurde mir eindeutig zu intim und war ganz sicher nicht für meine Ohren und Augen geeignet. Vorsichtig wollte ich den Raum verlassen, doch als ich an der Tür angekommen war Fragte Bella: "Was ist mit dem Kind?"

Ich wand mich zu ihnen wieder um. "Renesmee geht es gut, doch bevor du sie kennenlernst solltest du jagen gehen. Das ist sicherer für dich und für sie," sagte ich und sah dabei die beiden an. Als sie den Namen ihrer Tochter hörte weiteten sich ihre Augen. "Ich habe eine Tochter," sagte sie überglücklich. "Wir haben eine Tochter," korrigierte Edward sie.

Ich schmunzelte und drehte mich zum gehen um. Als ich gerade die Tür aufgemacht habe hörte ich die Stimme von Edward: "Ich danke dir, Lizzy. Für alles." Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung. "Wir sind eine Familie für die Ewigkeit," sagte ich. Lachend sagte ich: "Außerdem werde ich auf deine Hilfe zurückkommen." Ich sagte dies zwar mit einem Grinsen auf den Lippen, doch ich wusste ganz genau, dass auch einmal für mich eine schlimme Zeit kommen würde und dann würde ich jeden aus meiner Familie brauchen. Und ich war mir ziemlich sicher, dass dieser Zeitpunkt früher kommen würde, als mit lieb war.

"Wenn ihr wieder da seid, werden Jake und ich auf euch warten," sagte ich und wollte gerade den Raum verlassen, als erneut eine Stimme, dies Mal die von Bella hinter mir erklang. "Jacob ist noch hier?" fragte sie. Minimale Wut er packte mich. "Ja, Jake ist hier. Warum sollte er auch nicht?" fragte ich als Gegenfrage. Sie sah mich an: "Ich dachte da ich nun ein Vampir war, da hat er sich von mir abgewandt."

"Jake ist auf mich geprägt worden, falls du es vergessen hast. Er ist hier da ich hier bin, außerdem würde er dich niemals für das verachten, was du bist," sagte ich. Ich war mir zwar nicht sicher, ob Jake wegen mir hier war oder wegen Bella, doch ich wollte klarstellen, dass Jake zu mir gehörte und sie bloß ihre Finger von ihm lassen soll. Lizzy, reis dich zusammen. Bella wird dir Jake nicht wegnehmen. Sei nicht gleich so eine Bitch. Sie hat nur nach ihrem besten Freund gefragt.

Doch trotzdem war es mir wichtig, dass sie wusste, was ihr gehörte und was nicht.

On both Sides - VergeltungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt