Memory

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Kayley POV

Seitdem Jamie gemeinsam mit ihrer Freundin das Schulgelände verlassen hatte, hatte ich sie nicht mehr gesehen. An den darauffolgenden Tagen hatte ich sie nicht im Unterricht und auch heute schien ich mich leider darauf einstellen zu können, ihr nicht zu begegnen. Ich sah mich zwar ständig und überall nach ihr um, beobachtete vom Lehrerzimmer aus den Schulhof und verbrachte meine Mittagspausen in den Gängen. Ich meldete mich sogar freiwillig für die Pausenhof- und Sportwiesenaufsicht, doch ich bekam sie nie zu Gesicht. Hatte ich am vergangenen Freitag etwa etwas falsch gemacht? Nein, das konnte nicht sein, oder? Ich hatte doch schließlich gemerkt, dass auch sie unseren Kuss genossen hatte. Diesen Moment, der nur uns beiden gehörte, der mich erinnern lies, zu wem ich gehörte und für wen es sich wirklich lohnte zu kämpfen.
Doch wo war das schwarzhaarige Mädchen jetzt? Hoffentlich war ihr nichts passiert; ich musste sie unbedingt finden.
Heute war schließlich nicht irgendein normaler Tag. Nein - heute war Jamies achtzehnter Geburtstag.

Als ich am heutigen Morgen die Tür zum Lehrerzimmer aufschloss, war außer einzelnen Kollegen noch kaum einer da. Also stellte ich meine Sachen an meinen Platz, ging zu den Fenstern, öffnete eines und beobachtete auch heute, wie nach und nach die Schüler eintrafen. Währenddessen wanderten meine Gedanken wiedereinmal zu ihr und unseren verbotenen Gefühlen, die wir füreinander hegten.

Ich wusste genau, dass Alles, was wir hier taten, auf eine gewisse Art und Weise falsch war, aber wer kommt schon dagegen an? Wer hat jemals einen Kampf gegen sein Herz gewonnen? Du suchst dir schließlich nicht aus, in wen du dich verliebst. Es war, als ob ich von einem Magneten angezogen werden würde, wie Algen, die mich in die Tiefen des Meeres zurückzogen, wegen denen ich meinen Atem verlor. Ich würde diesen Kampf nie gewinnen, ganz egal wie sehr ich mich dagegen wehren würde.
Ja, Jamie war meine Schutzbefohlene und ja, eine Lehrerin sollte stets das Berufliche mit dem Privaten trennen. Doch ich konnte es nicht zurückhalten. Sie war meine Strömung, es gab Momente, da ließ sie mich Luft holen und dann waren da diese Momente, da ließ sie mich eintauchen, machte mich atemlos, nahm mich gefangen und ich wurde eins mit ihr. Mein Herz schlug schneller, wenn ich sie sah, wenn ich sie berührte, brodelte dieses Verlangen und dieses Adrenalin in meinem Körper. Ich wollte sie küssen, sie berühren, sie begehren.
Aber es würde immer Menschen geben, die etwas dagegen hätten. Menschen, die nicht verstehen, dass man sich auch lieben kann, wenn man das gleiche Geschlecht hat und eventuell ein etwas größerer Altersunterschied dazwischen liegt. Menschen, die immer noch Vorurteile haben und an Klischees glaubten.
Daher sollte es das einzig Wichtige bleiben, einander bedingungslos zu lieben, die Meinungen Anderer zu ignorieren und den Moment zu leben, oder?

Plötzlich spürte ich eine leichte Berührung am Rücken, während ich gedankenverloren durch das offene Fenster in den wolkenlosen, kalten Morgen hinaus blickte, und erwachte augenblicklich aus meinem Tagtraum. Die erste Schulstunde hatte bereits begonnen; glücklicherweise hatte ich wie so oft zunächst eine Freistunde.

Ich: Mh?

Ich drehte meinen Kopf und blickte in die grünen Augen von Jessica Davids, Jamies Philosophielehrerin.

Jessica: Hey Kayley, sag mal, hast du Jamie heute schon gesehen?

Bei ihrem Namen pulsierte mein Herz schneller in meinem Brustkorb und meine Hände begannen zu schwitzen. Trotz allem versuchte ich gleichgültig zu antworten.

Ich: Nein, wieso? Sollte sie jetzt normalerweise nicht in deinem Unterricht sein?

Jessica: Ja, aber sie taucht einfach nicht auf, hast du vielleicht etwas von ihr gehört?

Mein Herz setzte aus. Eigentlich hatte ich die Frage nur gestellt, damit sie keinen Verdacht schöpfte, doch damit hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Jamie war eigentlich nicht der Typ von Mädchen, der jeden Tag zu spät zum Unterricht erschien oder gar eine Stunde schwänzte, vor allem nicht Philosophie, welches zu einem ihrer Lieblingsfächer gehörte. Ich versuchte meine aufkommene Sorge vor Jessica zu verbergen, könnte aber einen entsetzten Blick nicht verhindern. Gleichzeitig spürte ich aber auch den warmen Blick meiner Kollegin, die die gleichen Gedanken zu haben schien.

Jessica: Ich sage dir Bescheid, wenn sie doch kommt.

Ich nickte kurz und als die Tür wieder hinter ihr zufiel, fuhr ich mir durch die Haare. Wo konnte sie nur sein?

                            ***

Jamie POV

Ich: Shit, shit, shit! Ausgerechnet heute muss ich verschlafen!

Gestresst zog ich mir meinen schwarzen Lieblingspullover und meine halbhohen Stiefel über und wollte gerade aus den Haus gehen, als ich die Stimme meiner Mutter aus der Küche vernahm.

Mum: Willst du denn gar nicht wissen, was dein Geschenk ist?

Ich zögerte, meine rechte Hand blieb auf der eisernen Türklinke liegen.

Ich: Mum, ich bin schon spät dran und du weißt doch, dass ich mittwochs immer Philosophie habe...

Meine Mutter erschien in der Küchentür, trocknete gerade noch den letzten Teller ab und nahm mich anschließend an der anderen Hand.

Mum: So viel Zeit muss sein, man wird schließlich nicht jeden Tag volljährig.

Seufzend ließ ich die Türklinke los und folgte unter der Führung meiner Mutter ins Wohnzimmer. Es sah fast so aus wie immer, nur auf unserem Esstisch lag neben einer frisch gebackenen Schokoladentorte ein blauer Umschlag. Fragend, aber auch etwas neugierig, blickte ich sie an.

Mum: Na los, geh hin und mach ihn auf.

Ich befolgte die Anweisungen meiner Mutter und holte wenige Sekunden später einen Brief und ein silbernes Medallion aus dem Umschlag. Zunächst las ich mir den Brief durch, während ich den stolzen und liebevollen Blick meiner Mutter auf mir spürte.

Brief:

Meine liebe Jamie,

endlich ist es so weit, du bist endlich volljährig. Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe zum achtzehnten Geburtstag. Du bist das Beste, das deinem Vater und mir passieren konnte und ich weiß, dass dein Dad heute genauso stolz wär, wie ich es bin. In dem Umschlag findest du ein Medallion. Es gehörte deiner Urgroßmutter väterlicherseits und dein Vater wollte, dass du es zu deinem achtzehnten Geburtstag erhälts. Leider hat er selber nicht mehr die Möglichkeit dazu, es dir persönlich zu überreichen. Vergiss nie, er wird immer bei uns bleiben und in unseren Herzen weiterleben.
Bitte bleib immer so wie du bist und verändere dich nicht für Andere. Lasst dich nicht von deinen Mitschülern einschüchtern, denn deine Freundinnen und ich lieben dich wie du bist. Und wir haben Glück, jemanden wie dich zu haben.

In Liebe,

Deine Mum

Tränen hatten sich in meinen Augen gesammelt, die nun langsam über meine Wangen flossen. Ich legte den Umschlag beiseite, ging mit dem Medallion in der Hand zu meiner Mutter und schloss sie anschließend in eine feste und innige Umarmung.

Ich: Danke Mum...wirklich danke...

Sanft strich mir meine Mutter über den Rücken, bevor sie mir das Medallion vorsichtig aus der Hand nahm und es öffnete. Im Inneren war ein Foto von meinem Vater zu sehen, der mich auf seinen Schultern trug. Wir beide lachten darauf und sahen so unbeschwert und glücklich aus. Auch jetzt entlockte mir die Erinnerung ein kleines Lächeln.
Schließlich strich ich meine Haare über meine rechte Schulter, damit mir meine Mutter das Erbstück anlegen konnte.
Ich fuhr mit den Fingern über den Anhänger, schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Dann verabschiedete ich mich schließlich von ihr, bevor ich mich zügig auf den Weg zur Schule machte.
Hoffentlich schaffte ich es noch rechtzeitig zur zweiten Stunde Philosophie.

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Hey ihr Lieben😊,
ich weiß, dass Einige von euch schon lange sehnsüchtig auf ein neues Kapitel warten und ich habe es nach den anstrengenden Monaten in der Schule geschafft meine Schreibblockade rechtzeitig zu überwinden. Die letzten Monate waren sehr hart für mich, umso mehr hoffe ich, dass euch das Kapitel gefällt! Ich bin auch schon am Neuen dran. Ihr dürft gespannt bleiben, was noch alles in Jamies und Kayleys Beziehung passiert😉.
Bis dahin wünsche ich euch allen besinnliche Weihnachten und eine wunderschöne Zeit mit euren Liebsten❤🌲.
~HearttoHeartJungkook~

                          

Secret Love  (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt