12. Erinnerungen in Narben verewigt

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14.08.2018, Trier, Sara's Sicht

"Verheimlichts du mir was?"

"Was? Nein! Ich verheimliche dir nichts! Warum sollte ich?", wehrte ich schnell ab.

Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah er auf mich hinab. Er wusste, dass ich log und doch sagte er nichts. Warum? Ich hab bisher so gut wie alles vor ihm verschwiegen. Was meine Familie anging, meine Vergangenheit und die Narben an meinem Unterbauch. Ich hab schon immer bemerkt, wie er mitleidig die Narben kurz vor und nach dem Sex betrachtete. Er strich immer sanft über sie mit seinen Fingern und küsste sie leicht, so als wolle er mir sagen 'Vertrau mir. Ich tue dir nichts. Ich bin nicht so wie die anderen.'
Aber trotzdem kann ich mich ihm nicht öffnen. Es sind Erinnerungen, die ich schon lange vergraben habe. Ich möchte sie nicht zurückholen.

"Sara?"

"Ja...", hauchte ich leise

"Vertrau mir endlich.... Ich bitte dich, mon Chaton! Du kennst mich nun schon so lange und ich weiß nicht mal die Hälfte von dir. Wie soll ich dich dann richtig beschützen, mon Ange?", offenbarte er mir nun seine Sorgen und eine tiefe Traurigkeit überkam mich. Er hatte Recht. Wie lange will ich noch davor wegrennen. Er bietet mir ja seinen Schutz an, denn ich so sehr haben will. Warum nehm ich dieses Angebot nicht einfach an? Was hält mich davon ab?

Angst

Ja es war die Angst. Angst, dass er mich nicht mehr sowie vorher sehen wird. Angst, dass er mich nicht versteht. Angst, dass er mich wie ein Porzellanpüppchen behandelt.
Ich saß seit Jahren in einem dunklen Loch. Niemand kam und half mir hinaus. Sie gingen alle an mir vorbei, denn ich lächelte ihnen ins Gesicht und sagte, dass alles okay sei. Nie sahen sie hinter die Fassade. Ich wollte sie aber auch nie mit meinen Gefühlen und Problemen belästigen.

"Mon Chaton, du musst mir nicht alles auf einmal erzählen. Fang doch erstmal bei deinem sichtbaren Schmerz an. Was sind das für Narben an deinem Unterbauch, mein Engel? Sie müssen physischen und argen psychischen Schmerz ausgelöst haben."

Wie Recht er doch wieder hatte. Er sah nur so durch mich hindurch. Erkannte alles. Er wusste es einfach, wenn ich traurig und bedrückt war. Er stand mir immer bei, auch wenn ich es ihm nie erzählte, was war. Jetzt war es an der Zeit. Ich will seine Hand nun ergreifen. Die Hand, welche mir Sicherheit und Schutz versprach.

Charel zog kleine Kreise mit seinem Daumen ganz sanft über mein bloßes Knie. Es entspannte mich. Diese simple Berührung löste soviel Entspanntheit aus und eine enorme Wärme floß durch meinen Körper. Seine Hand glitt mein Knie hinab, zu meinem Unterleib. Seine Hand suchte sich seinen Weg unter mein Shirt und strich dann über die Stelle mit den zwei dicksten Narben. Scharf zog ich die Luft ein. Ein Schmerz durchzuckte mich. Sie waren nun schon so alt, aber wenn man etwas gröber über sie fuhr schmerzten sie wieder.

"Bitte...", flüsterte er,"Bitte, bitte, bitte, mon Chaton. Erzähl es mir. Wer hat dir das angetan?"

Ich schluckte schwer. War ich bereit es ihm zu erzählen? War ich bereit ihm zu erzählen, was vor gut zwölf Jahren geschah? Und sich sieben Jahre später wiederholte, weil man mein Vertrauen ausnutzte....

Ja. Ich war bereit. Ich musste endlich reden.

"Weißt du?", entschied ich mich zu sagen und drehte mich zu ihm hin. Kniete vor ihm, nahm seine Hände, welche meine ganz schnell mit den seinen verwob. Ich nahm diesen Moment vollkommen in mich auf. Kostete ihn in vollen Zügen aus.

Ich lächelte verlgen. "Puh... Es etwas schwer. Ich weiß nicht, wie und wo ich anfangen soll."

Er sah mich liebevoll an. Seine Augen waren ganz weich. Er löste unsere Hände und zog meine zusammen zu seinem Mund und hauchte kleine Küsse auf diese. Es war zwar eine kleine Geste, aber dafür eine intensive. Er legte in diese Aktion all seine Gefühle und sein ganzes Verständnis.

Mon Voleur De Mon Coeur *ABGESCHLOSSEN*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt