17. Verzweifelt

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20.05.2017, Trier Charel's Sicht

Genervt sitze ich in meinem Büro. Ein plötzlicher Vorfall in einer meiner Diskotheken erforderte meine Anwesenheit und somit wurde mir ein Tag mit meiner kleinen Sara vermiest. Ungeduldig tippe ich mit meinem Stift auf meinen gläsernen Schreibtisch. Den ganzen Tag hab ich nichts mehr von Sara gehört. Wir haben jetzt schon 22 Uhr. Nichts. Kein Anruf. Keine Nachricht. Keine E-Mail. Nichts. Rein gar nichts! Das macht mich nervös!

Ich packe meine Tasche une begebe mich zu dem Fahrstuhl. Meine Krawatte lockere ich, da sie mir allmählich die Luft wegschnürrt. Mein Hemd knöpfe ich etwas weiter auf. Im Aufzug greife ich nach meinem Handy und öffne WhatsApp.
Ich tippe auf den Chat mit Sara und verfasse eine Nachricht.

'Guten Abend, mon Chaton. Ich hoffe du hattest einen angenhemen Tag noch und du hattest Spaß. Bitte schreib mir doch, wenn du meine Nachricht gelesen hast. Ich mache mir ehrlich gesagt ein bisschen Sorgen um dich.

Liebe Grüße,
Charel'

Ich schicke die Nachricht ab. Ein Hacken. Jetzt müsste gleich der zweite Hacken kommen. Ich warte. Warte und warte. Ein Ping signalisiert mir, dass ich angekommen bin und ich steige aus. Gehe zu meinem Auto und öffne es. Ich packe mein Handy weg, stelle meine Tasche auf den Beifahrersitz und drehe den Schlüssel, im Zündschloss um. Der Motor heult auf und ich fahre los. Brause mit meinem Sportwagen durch die leeren Straßen von Trier, zu meinem Haus, außerhalb der Stadt. Ich hab dort ein sehr großes Anwesen, mit viel Grünfläche. Das könnte Sara auch gefallen. Es ist ruhig dort, abgeschieden und kein Mensch kommt auf die Idee dort hinzukommen. Das einzige Gebäude in der Nähe ist ein altes Lagerhaus. Zehn Kilometer ist das von mir entfernt und steht schon Jahre lang leer.

Ich lasse die Stadt hinter mir. Noch eine halbe Stunde und dann bin ich zuhause. Gerne würde ich Sara einmal mein bescheidenes Heim zeigen. Ihr würde die kleine Bibliothek bestimmt gefallen. Bei dem Gedanke, wie sie in einem der roten Sessel vor dem Kamin sitzt muss ich unweigerlich schmunzeln. Kurze Hose ein Sweater von mir und ganz in das Buch vertieft. Das wäre ein traumhafter Anblick. Vielleicht kann ich sie ja dazu überreden, dass Wochenende zu mir zu kommen. Ich hab auch schon so Vorstellungen, was ich mit ihr alles machen könnte. Tagsüber unternehmen wir irgendwas und abends setzen wir uns in den Whirlpool auf der Terrasse von meinem Schlafzimmer.

Mmmh... Eine wundervolle Vorstellung. Sie, ganz entspannt, im Whirlpool mit einem Glas Champagner und nichts an und ich sitze ihr direkt gegenüber. Ich würde diese Spannung, die zwischen uns dann steht kaum aushalten. Diese Frau ist die reinste Verführung. Die Unschuld in Person würden die meisten sagen, aber nein. Das ist sie nicht. Sie ist ein kleines Biest verteufelt und sich dessen ganz genau bewusst, was sie mit einem Mann alles tut.

Ich lenke gerade in die Einfahrt ein, als mir eine Person auffällt, welche an meine Tür gelehnt saß. Was macht den jemand hier? Und dann auch noch um diese Uhrzeit! Na der wird sich was anhören können. Ich steige aus und die Bewegungsmelder entzünden das Licht. Langsam steige ich die Treppen, durch den Vorgarten, hoch, auf die Person zu. Als ich näher kam und das Lich an der Tür aufbrannte erkannte ich eine riesige Blutlache vor der Person. Der Kopf war in den Nacken gelegt und aus zwei Stichwunden floss Blut. Naja. Es fließt nicht mehr. Es ist getrocknet. Und der Körper ist leichenblass. Vermutlich ist er schon lange tot. Kein schönes Begrüßungsgeschenk. Ich Blicke an meine Tür.

"Pass auf Sa...", lese ich leise vor. Sa...? Sara? Meinte er sie? Meint er Sara? Aber warum sollte ich auf sie aufpassen? Oh man. Dumme Frage Charel! Der Typ hier hockt ermordet an deine Hauswand gelehnt! Klar! Sie ist in Gefahr! Verdammt, deswegen hat sie sich den ganzen Tag nicht gemeldet! Aber was ist jetzt genau?

Ganz klar. Der Mann hier wollte mir eine Warnung zukommen lassen und musste nun sein Leben lassen. Spitze. Echt super. In was hab ich mich jetzt schon wieder reingertitten, dass man sich an meiner Sara vergreift? Was hab ich schon wieder getan? Warum klärt man das Problem nicht einfach mit mir? Ist das so verdammt schwer? Ich fang langsam echt an extremst an der Menschheit zu zweifeln.

Mon Voleur De Mon Coeur *ABGESCHLOSSEN*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt