25. Verlassen

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06.06.2017, Trier, Sara's Sicht

Heute ist Samstag. Heute sehe ich endlich wieder Charel. Ich habe ihn so vermisst, die letzten Tage. Vielleicht bessert das Treffen wieder unser Verhältnis auf. Diese Kälte die momentan da ist kann ich nicht mehr aushalten. Sie ist einfach nur unangenehm und bedrückend.

Schnell lege ich mir noch eine Kette um den Hals und betrachte mein Äußeres im Spiegel. Schwarze Hose und ein einfacher Pullover. Geistesabwesend blicke ich auf die Kette. Ich habe sie von meinem Opa bekommen, als ich mein Fachabitur absolviert hatte. Sie besteht aus reinem silber, mit einem kleinen roten Jaspis.  

Ein Klingeln lässt mich aufschrecken. Ich schaue kurz nochmal in den Spiegel und gehe dann Richtung Tür. Dort angekommen hebe ich das Telefon der Sprechanlage ab.

"Hallo?", frage ich in den Hörer und ich bekomme eine zügige Antwort von Charel. "Abend, Sara. Machst du mir auf?"

"Ja klar!", träller ich fröhlich und drücken den Knopf zum Öffnen der Tür. Meine Apartment Tür mache ich auch auf und gehe zur Küche, um zwei Gläser zu holen. Ich höre, wie meine Tür geschlossen wird und ich schaue zu Charel. Schnell stell ich die Gläser ab und begebe mich zu ihm. Charel hatte sich mittlerweile seiner dünnen Jacke entledigt und steht  nun wie gewohnt in einem Hemd vor mir. Da er nichts sagte entschied ich mich dazu, ein verlegenes 'Hey' zu flüstern. Er erwidert es schlicht und geht dann Richtung Sofa, wo er sich schwer fällig hinsetzt. 

Was ist nur los mit ihm? Besorgt setze ich mich neben Charel und lege ihm meine linke Hand auf seinen Oberschenkel. Er spannt sich sofort an und ich ziehe ruckartig meine Hand zurück. "Verzeih....", nuschel ich leise und schaue beschämt auf den Boden hinab. Ein bedrückendes Schweigen leckt sich um mich. Ich wagte es nicht, auch nur einmal noch meinen Mund zu öffnen, ehe er etwas sagt. 

"Sara..."

"Hm...?"

Ich blicke zu ihm, hoch in seine eisblauen Augen und da ist nichts, was ich im Mai noch gesehen habe. Kälte und Abweisung liegen in seinen Augen und seine Stimme ist ebenfalls klirrend kalt. "Es tut mir leid, Sara, aber wir können so nicht mehr weitermachen.", eröffnet er mir das Thema, weshalb er da ist. Verdutzt schaue ich ihn an und merke, wie man einen Dolch in meiner Brust um 180 Grad einmal dreht. "Wie meinst du weitermachen...?", fragte ich und er zog scharf die Luft, neben mir, ein. 

"Alles. Wir können uns nicht mehr treffen. Ich will keine Bindung!", gab er mir zu verstehen und ich erwiderte ihm schnell, dass ich gar keine Bindung bräuchte, sondern einfach nur mit im zusammen das machen, was wir bisher gemacht haben.

"Und genau DAS ist falsch!!"

Ich zuckte zusammen, als er seine Stimme so erhob und ich versuche die aufkommenden Tränen zurückzuhalten.

"Sara. Ich bin nicht das was du brauchst. Du bist zu jung für mich!"

"Und deswegen müssen wir das jetzt missen, was wir beide wollten?"

"Ich war nicht Herr meiner Sinne.", warf er mir schlicht weg gegen den Kopf und pure Wut keimte in mir auf. "Du warst nicht Herr deiner Sinne?! Was soll das jetzt heißen?! Dass ich nur ein Spielzeug für dich war?!"

Charel packt mich bei meinen Schultern. Fest und bestimmend. Er sieht mir geradewegs in die Augen und in diesen sehe ich, dass ich eh nichts  mehr tun kann, um seine Meinung zu ändern. "Sara. Es tut mir leid, aber ich brauch das nicht."

"Du brauchst mich nicht...das ist es. Du hast doch eh eine andere!", gab ich trocken und nüchtern von mir und wich seinen Blicken aus. "Bitte?! Sara jetzt.." 

"Lüg mich nicht an!", keife ich ihm entgegen und schlage seine Hände weg, stehe auf und geh auf mein Schlafzimmer zu. Im Augenwinkel sehe ich, wie Charel ebenfalls aufgestanden ist und mir hinterher gehen will. "Bleib wo du bist! Lass mich in Ruhe..."

"Sara. Jetzt motz hier nicht so rum, bitte!", sagt er und energisch drehe ich mich zu ihm. Die Tränen, die ich versucht hatte zurück zuhalten, laufen ohne jeden Halt an meinen Wangen hinab. Ein Zucken erfasst seinen Körper. Mit der letzten Kraft, die ich aufbringen konnte, setze ich zu einem letzten Satz an. 

"Verschwinde! Überschütte mich mit keinem Mitleid. Geh einfach! Lass dich hier nie wieder blicken!", fauch ich ihn an. Schlaff lässt er seine Schultern sinken. Er dreht sich um, nimmt sich seine Jacke und verlässt mein Apartment. Die Tür fällt leise ins Schloss und erschöpft lasse ich mich auf die Knie sinken. Die Tränen kullern schlicht hinunter und ich mache keine Anstalten, diese wegzuwischen. Ein aufheulender Motor ist von draußen zu hören. Kurze Zeit später ist das Auto weg und mit dem Auto auch er...

Ich richte mich auch auf und gehe in mein Atelier. Ich sehe das Gemälde, was ich für ihn gemacht habe und tiefste Trauer erfasst mich. Diese Arbeit war umsonst und am liebsten würde ich es kaputt machen! Wütend trete ich einen Farbtopf weg, welcher scheppernd durch den Raum fliegt und Pinsel und Farben von seinen Plätzen reißt. 

Verdammt! Warum tut das so weh? Warum? Als ob man mir das Herz raus reißt. So tut das weh... War ich doch nur ein Spielzeug..? Ein Mittel gegen die Langeweile? Egal was es sein mag... Ich werde es nie erfahren und er wird es mir auch nie sagen. Damit werde ich mich jetzt mit abfinden müssen... 

Ich verlasse das Atelier und gehe in meine Küche, öffne den Schrank, mit den Likören und Spirituosen und nehme mir eine Flasche raus, setze mich auf mein Sofa und ertränke mich in meinem Selbstmitleid. Trink ich mich halt hier bewusstlos. Einfach gar nichts mehr fühlen können wäre wundervoll. Einfach kalt sein. Gefühlslos. Innerlich tot sein... 

06.06.2017, Trier, Charel's Sicht

Ich dachte es mir, dass ich sie zum Weinen bringen würde und dann wurde ich wirklich auch noch weich und wollte sie trösten, obwohl ich das nicht wollte. Glücklicherweise hat sie mich dann abgewiesen, aber trotzdem fühle ich mich jetzt so leer. Irgendwie ist es jetzt noch einsamer als zuvor schon. Noch kälter. Kälter gar, bevor ich sie kennen  lernte. 

Betrübt sitze ich in meinem Wohnzimmer und starre auf das längste erloschene Feuer, im Kamin. Ich frage mich jetzt mal wieder, wie so oft. War das die richtige Entscheidung? Hätte ich ihr nicht doch das geben können, was sie sich so sehr erhofft, nach dem ganzen Mist, den sie erlebt hat? 

Nein. Es war schon richtig so. Getrennte Wege sind besser. Sie kann ihr Leben leben und ich meins. 

Ich entsperre mein Hand und tippe auf die Kontakte, gebe Sara's Namen ein und lösche ihre Nummer. Ich brauche jetzt einen neuen Anfang. Einfach leben und versuchen sie zu vergessen, mein kleines Kätzchen...

Mit einem Glas, meines liebsten Kognak, gehe ich in mein Bad und lasse Wasser in die Badewanne rein laufen. Als ich nach dem Badezusatz greifen will zöger ich kurz. Viele würden denken, ich sie ein paranoider Idiot, aber als ich mit ihr hier baden war hatte ich diesen benutzt und ich kann das jetzt nicht riechen. Ich denke sonst sofort wieder an sie und werde vermutlich schon wieder von Illusionen geplagt. 

Diese Illusionen... Ich hoffe ich werde die im Laufe der Zeit endlich los. Sie sind schrecklich. Lieber hätte ich sie in echt, als solche trügerischen Kopien... 

Vorsichtig setze ich mich in das warme Wasser und tauche bis zum Kinn in das Wasser ein. Diese Wärme ist wundervoll, genau wie die von Sara. 

Charel, du Idiot! Hör auf an sie zu denken! Du hast noch nie einer Frau so nachgejammert und das wirst du auch jetzt nicht!

Frustriert tauche ich komplett ab und versuche mir die Gedanken aus dem Kopf zu waschen. Ich will dich doch nur vergessen... Was ist so schwer daran?!


Heyho Leute!

Heute ein etwas kürzeres Kapitel, aber ihr habt denke ich mal kein Problem damit, hoffe ich xD Ich wünsche euch ein frohes neues Jahr und ein guten Rutsch ins Jahr 2019. Man liest sich Leute :D

Eure Lonelyone^^

Mon Voleur De Mon Coeur *ABGESCHLOSSEN*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt