26. Zeit ändert Menschen

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10.06.2017, Trier, Sara's Sicht

Geistesabwesend blicke ich durch die Cafeteria, vom Campus. Vor mir steht mein Essen, welches mir Ina geholt hatte, aber seit Samstag rühre ich wieder selten etwas essbares an. Mein Blick bleibt an den Fensterscheiben hängen und ich schaue unentwegt hinaus, in das schöne Grün, des Campus.

Plötzlich werde ich gestummpt und ich sehe Ina böse an. "Das tat weh, du Idiot!", keif ich sie an und schaue wieder hinaus. "Das kann doch nicht dein scheiß Ernst sein, Sara!", schnaubt sie und schiebt mir erneut das Essen unter die Nase. "Iss. Jetzt!"

"Och man, Ina. Ich hab keinen Hunger.", erwider ich. Wütend tippt Ina nun auf den Tisch mit ihren langen Fingernägeln und raubt mir damit den letzten Nerv. Bissig keift sie dann, dass ich schon seit vier Tagen nichts essen würde. Patzig drehe ich mich von ihr weg. Böse nuschel ich was vor mir her, was sie nicht hört und deswegen noch aggressiver wird.

Sie steht auf, geht um den Tisch herum und packt mich hart an den Schultern, weshalb ich versuche mich gegen sie zu wehren. Sie jedoch hielt mich eisern fest und sah mir geradewegs in die Augen. "Du hörst mir jetzt mal zu, junges Fräulein!", fing sie an,"Er war nur ein Mann! Ein Idiot, wie jeder andere! Er verdient dich NICHT! Lass dich von so einem Arschloch nicht runterziehen!"

"Er war anders...", hauche ich und sehe hinab auf den Boden. Meine Finger haben sich im Stoff meiner Jeans festgekrallt und rundliche dunkle Flecke tauchten nach und nach ,auf dem Jeansstoff, auf. Wieder weinte ich. Wie die letzten Tage auch schon. Ich kann nichts anderes tuen, als zu weinen. Er hat mich so verrückt nach ihm gemacht und jetzt ist er weg... Er hat mich verlassen, sozusagen. Jetzt muss ich mich an den Alltag ohne ihn gewöhnen. Ohne ihn...

Keine Nachrichten. Keine Telefonaten. Keine Bilder. Keine Treffen. Keine Zärtlichkeiten mehr... Wie kann ich nur so verrückt nach seinen Berührungen sein?!

"Hey. Sara. Hör mir mal zu. Du bist ein wundervolles Mädchen und dein Held wird auch noch kommen. Er war ganz sicher nicht dein Held, wenn er dich so hat sitzen lassen. Es wird noch jemanden kommen. Jetzt aber wirst du dich bitte auf die Gegenwart konzentrieren. Ok?", versucht Ina auf mich einzureden und streichelt mir über meine Oberschenkel.

"Er war mein Held...Er war der Erste, der mich respektvoll behandelt hatte...", flüster ich bedauernd und wende mich dann von ihr ab. Lustlos stocher ich in dem Essen herum, während meine Freundin sich wieder vor mich setzt. Aufordernd beäugte sie mich. Sie will mich wirklich zum Essen bringen. Ich kann aber nicht essen... Nicht mit solchen Gedanken.

"Sorry, Ina...", nuschel ich und stehe auf. Ich verlasse die Cafeteria. Hinter mir vernehme ich nur ein lautes Seufzen ihrerseits, doch das hält mich nicht davon ab, wieder vor meinen Problemen zu flüchten. Wieder einmal renne ich davon. Nie suche ich nach einer Lösung. Ich versinke anscheinend viel lieber in Selbsthass und Kummer.

Unbewusst bin ich zur Bibliothek der Universität gelaufen. Langsam tappe ich durch die Gänge und nehme die entspannende Atmosphäre in mich auf. Dieser Ort ist wie eine Schutzzone für mich. Hier kann mir niemand etwas antun. Naja... Das glaube ich zumindest. Ich hab ja wiede merken dürfen, wie man mir das Herz bricht. Sie wollen ja alle nur mit mir spielen. Sehe ich wirklich wie ein billiges Spielzeug aus, nach außen hin? Macht es ihnen so viel Spaß?

Betrübt lasse ich meine Hand über die Buchrücken gleiten und genieße die unterschiedlichen Beschaffenheiten, der Einbände. Genau wie Charel, irgendwie. Er war immer ein bisschen anders. Überall. Körperlich, aber auch geistig. Gerade das faszinierte mich so sehr an ihm. Er ist so facettenreich. Einfach ein wundervoller Mann. Ein Mann, der einen mehr als nur zufriedenstellen kann. Mehr als nur glücklich machen kann, doch er will nichts. Will nichts von mir. Bestimmt liegt er gerade mit irgend einer Frau im Bett. Bei dem Gedanken keimt erneut unbändige Wut in mir auf, weshalb ich sauer gegen eine Bücherwand boxe.

Mon Voleur De Mon Coeur *ABGESCHLOSSEN*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt