19. Trügerisches Bildnis

21 1 0
                                    

24.05.2017, Trier, Charel's Sicht

"Noch Kaffee, Herr Ange?", fragt mich mein Sekretär und ich nicke.

"Doppelten Espresso bitte. Ohne Zucker oder Milch."
Der Mann nickt und verlässt mein Büro. Auch wenn Sara verschwunden ist muss ich mich meinen Geschäften widmen, was sich mehr als kompliziert gestaltet! Wir haben jetzt Donnerstag und seit Montag ist sie verschwunden. Keine Spur von Theo, keine Spur von de'Capro, oder Sara. Die Polizei tappt im Dunklen, genau wie ich. Nichts kommt voran. Nichts läuft.

Mein Terminkalender quilt über die Medien sind voll mit Klatsch und Tratsch! Es ist zum Kotzen! Frustriert zerknülle ich eine Anfrage für ein Interview, von einer Zeitung und werfe das Papierknäul in den Mülleimer. Die Zeitungen reißen sich mittlerweile um Interviews mit mir, nur wegen dieser Entführung! Nur weil ich mithelfe! Die sind doch alle durch geschossen in ihrem kranken Hirn.

Ein zögerliches Klopfen dringt in mein Büro und ich brumme ein schlichtes 'Herein'. Mein Sekretär kommt schnellen Schrittes mit meinem Espresso herein und stellt ihn auf meinem Schreibtisch ab.

"Welche Termine stehen noch an, Charles?", frage ich und blicke zu ihm hoch, in seine bernsteinfarbenen Augen. Kurz schließt er seine Augen und scheint nachzudenken. Als er sie wieder öffnet informiert er mich, dass ich gleich eine Videokonferenz haben werde und am Abend eine Gala besuchen muss.

Oh man... Wie ich solche Gala Abende hasse. Sie sind unnötig und mit nervtötendem Smalltalk gespickt. Wäre Sara jetzt hier würde ich sie als Begleitung mitnehmen, wenn sie wollte überhaupt. Aber nein, mon petit chaton ist entführt worden und krümmt sich vermutlich geschunden in irgend einer Ecke zusammen. Das Schlimmste ist auch noch, dass ich ihr nicht helfen kann. Ich weiß einfach nicht wo mein kleines Licht ist.

Sie fühlt sich so zum Greifen nah an... Als wäre sie präsent bei mir und nur wenige Meter von mir entfernt. Versteckt unter einer unauffäligen Glasglocke. Jeder Idiote könnte sie sehen, aber ich bin blind und finde sie einfach nicht!

Ich entlasse Charles für den restlichen Tag und sortiere meine Akten. Die kommende Videokonferenz ist wichtig. Ich will versuchen nun international auch auszubauen. Dafür war ich auch in Paris gewesen.

Paris... Mein Zusammenprall mit Sara ist mit Abstand die schönste Erinnerung an die Stadt der Liebe. Eine so galante Frau trifft man nicht oft. Galant und dich so unbeholfen und naiv. Facettenreich und aufregend. Eine wahre Lustbombe für jeden Mann. Ihre kleinen, leisen Stöhner. Gott... Bei dem Gedanken daran regt sich wieder mein ganzer Körper...

Nein, Charel. Du musst dich jetzt auf die Konferenz konzentrieren. Ich atme tief durch und öffne Skype. Kaum bin ich online kommt auch schon der Anruf von meinem französichen Geschäftspartner.

"Bonjour, Monsieur Ange.", grüßt er mich, mit einem wiederlich, schleimigen französichen Akzent. Doch ohne mir mein Vorurteil anmerken zu lassen grüße ich ihn ebenfalls und widme mich dem Geschäftlichen.

Es hat gefühlt Stunden gedauert, den Mann von meinen Bordellen und Diskotheken zu überreden. Schlaggebendes Argument war am Ende dann auch, dass er der Chef von einem Bordell sein kann. Ich hab ganz genau gesehen, wie seine Augen sich um das fünfzig-fache verdunkelt haben und ein dreckiges Grinsen sein faltiges Gesicht zierte. Wiederlicher Lüstling. Vergnügt sich mit Bordellangestellten!

Puuh... Ganz ruhig, Charel... Ganz ruhig. Kehr vor deiner eigenen Haustür. Du hast dich selber auch mit einer deiner Nutten begnügt. Jetzt hast du Sara und hast sowas nicht mehr nötig. Nein, nein, nein. Keine Urteile mehr gegenüber Bordellleitern die ihre Nutten vögeln.

Ich atme die angestaute Luft aus und schließe die Augen, denke an Sara und mein ganzer Körper entspannt sich vollkommen.

Ich sehe Sara vor mir, wie sie auf mich zukommt, in einem Hauch von nichts um die Hüften und einem Hemd von mir. Sie lässt sich auf meinem Schoß nieder und streicht mit ihren samtigen Händen über meinen, in ein Hemd eingepackten, Oberkörper. Sie grinst mich mehr als laziv an. Sie spielt mit mir.

Mon Voleur De Mon Coeur *ABGESCHLOSSEN*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt