Raven - Gefieder

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Mittwoch
10. November 2021, Er

Ein komisches Gefühl weckt mich. Irgendwas stimmte nicht. Draußen ist es hell und ich höre aufgebrachte Raben. Ich löse mich von Amy, welche kurz etwas brummelt und sich umdreht. Ich schaue aus dem Fenster, kann aber nichts Merkwürdiges erkennen. Da mich die Unruhe nicht los lässt öffne ich das Fenster, was direkt an der Feuerleiter liegt und schaue die Sprossen hinauf und hinab. Nichts Auffälliges. Der Himmel ist zugezogen und die Luft eiskalt. Ich kann nur einige aufgebrachte Männerstimmen vernehmen, aber auch das ist in diesem Viertel normal.

Plötzlich ist Bewegung auf dem Hotelflur. Mehrere Menschen scheinen über den Flur zu rennen. Sofort hetze ich zu Amy und schüttel sie wach. "Schnell stehe auf Amy! Wir bekommen Besuch!" Verschlafen setzt sie sich auf und ich höre die Schritte vor unserer Tür stoppen. "Los jetzt! Kletter die Feuerleiter runter und laufe zu Vic. Ich kümmere mich um die!"

"Eins!" schreit jemand auf der anderen Türseite. Sie realisiert meine Worte und steht auf.
"Zwei!" Ich werfe einen letzten Blick zu ihr, dann wende ich mich der Tür zu.
"Drei!" Eine Sekunde später bricht die Zimmertür aus den Angeln und ich setze zum Sprung an.

Die Polizisten mit dem Rammbock in der Hand sehen als Erstes den weißen Löwen, der auf sie zu gesprungen kommt. Doch alle sind zu überrascht, dass auch nur einer rechtzeitig reagieren kann. Ich pralle voller Wucht gegen den dicht gedrängten Einsatztrupp und schleudere sie zurück in den Flur. Ich komme zurück auf die Beine, schüttel meine Mähne und gebe das mächtigste Brüllen von mir, was ich in den letzten Jahren je zustande gebracht habe.

Ängstlich und noch immer völlig überrumpel weichen die Männer zurück. Als sich endlich Einige wieder an ihre Ausbildung erinnern und ihre Waffen auf mich richten, weiß ich jetzt ist die Zeit für ein taktischen Rückzug. Ich drehe mich um und renne um mein Leben. Gefährdete Art hin oder her, wenn sich Menschen bedroht fühlen greifen sie an. Ich weiß nicht wie viele Schutzengel ich haben muss, dass sie es schafften mich davor zu bewahrt, dass auch nur eine einzige Kugel auf mich abgeschossen wird. Auf jeden Fall springe ich durch das Fenster im dritten Stock in die Freiheit ohne einen Kratzer.

Kurz vor dem Boden wachsen mir Flügel und ich steige empor in den Himmel.

***

Mittwoch
10. November 2021, Sie

Hektisch setze ich einen Fuß vor den Anderen. Ich höre ein lautes Brüllen und mein Herz legt erneut ein schnelleren Gang ein. Er hat sich verwandelt. Hoffentlich passiert ihm nichts.

Kaum dass meine Fußsohle den Boden berühren, laufe ich los. Ich renne nach rechts zur Straße. Als ich um die Ecke biege bleibe ich abrupt stehen. Zwei Streifenwagen riegeln beide Straßenseiten ab, ein Truppentransporter steht vor dem Eingang und noch drei weitere Polizeiwagen parken daneben. Verdammt ich sitze in der Falle.

Ich weiche in die Gasse zurück, doch man hat mich schon gesehen. "Bleiben sie stehen." ruft mir jemand hinterher, als ich in die andere Richtung laufe. Ich schaffe es bis zum Ende der Gasse und biege ohne Nachdenken nach Links. Hautsache in die Richtung, welche weg vom Hotel führt.

Ich stoße volle Kanne gehen jemanden und falle nach Hinten. Schmerzhaft lande ich auf meinen Hintern. Meinem Gegenüber scheint es nicht besser zu gehen. Als ich aufblicke erkenne ich Bruno in einer großen Pfütze aus Kaffe sitzen. 'Jackpot' schreit es in mir. Das fehlte mir noch.

Ich rappel mich auf. Doch ich hatte den Polizisten hinter mir total vergessen. Er packt mich unsanft und biegt mir beide Arme auf den Rücken. "Sie sind verhaftet, wegen dem dringenden Tatverdacht polizeiliches Eigentum entwendet zu haben."

Die Handschellen rasten ein und ich bin gefangen.

Tja ich befürchte diesmal kommt Amy wohl nicht so einfach wieder aus der Sache heraus, wie beim letzten Mal wo Raven sie befreit hat. Oder glaubt ihr er kann sie auch diesmal irgendwie befreien? Ob er überhaupt mitbekommen hat, dass die Polizei sie festgenommenen hat?

Ich bin auf jeden Fall gespannt wie sich Amy dieses Mal im Verhör schlägt, vorausgesetzt es gibt eins.