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Freitag
5. November 2021, Er

Dicht sitzen wir nebeneinander am knisternden Feuer. "Du bist mir immer wieder ein Rätsel. Dafür dass ich dachte du hättest dein Leben am Himmel, fern von Menschen verbracht, kannst du erstaunlich viele menschliche Dinge. Ich meine wo hast du so Auto fahren gelernt? Man könnte meinen das war nicht deine erste Verfolgungsjagt."

"Das war sie auch nicht." antworte ich und sie hält gespannt die Luft an, als ich anfange es zu erklären. "Damals als ich wegen dem Brand alles verloren habe und gerade nicht wusste wohin, da bin ich verzweifelt durch die Gegend gezogen. Mich hat da jemand aufgenommen, der..." Ich suche die richtigen Wörter. "... das Gesetz nicht ganz so ernst nimmt. Ihm gehört unteranderem auch ein Schrottplatz auf dem ich aushelfen durfte. Da habe ich mit Schrottkarren das Fahren gelernt. Als ich dann einen seiner Aufträge erfüllen sollte, da habe ich mir ein paar Feinde gemacht, die ich irgendwie wieder los werden musste."

Sie schweigt eine Weile, bevor sie fragt: "Und das Feuer machen?" "Das ist schon solange her, dass ich dir nicht mehr sagen kann wann ich das gelernt habe." "Von welchen geheimen Fähigkeiten weiß ich denn sonst noch nichts?" "Naja bis auf das ich mich in so ziemlich alles verwandeln kann was ich will, ist wohl nichts so nennenswert."

"Ich möchte es trotzdem wissen." "Mmm wo soll ich da bloß anfangen bei den ganzen Fähigkeiten, die ich besitze..." Raven überlegt ein Moment. "Also ich bekomme wohl mit Abstand die besten Spaghetti ohne Soße hin, die es auf der ganzen Welt gibt. Ich habe ein grünen Daumen für Pflanze die ich nur einmal sehe und nicht zu vergessesn ein angeborenes Talent dafür in Schwierigkeiten zu gelangen."

"Das Letzte ist mir auch schon aufgefallen. Aber ich dachte immer dass liegt daran, dass du damit beschäftigt bist mir das Leben zu retten." Überrascht schaue ich sie an. "Du glaubst wir sind deinetwegen in diesem Schlamassel gelandet?" "Ich habe dich schließlich zu einem Treffen überredet und bin auf die Straße gelaufen."

Ich packe sie an den Schultern. "Amy, ich war es doch, der nicht einfach auf und davon geflogen ist, nachdem du mich gesund gepflegt hast. Außerdem meinetwegen haben sich unsere Wege im Wald doch erst gekreuzt. Wenn du also umbedingt jemand die Schuld zu schieben willst, dann mir."

"Aber du hast mir das Leben gerettet und damit habe ich erst alles ins rollen gebracht." Ich sehe wie ihre Augen glasig werden. Ich stupse meinen Kopf gegen ihre Stirn. Tief schaue ich ihr in die Augen, bevor ich andächtig meine: "Und du hast mir das Leben sogar gleich zwei Mal gerettet. Erst pflegst du einen undankbaren Raben wieder gesund und dann holt mich deine Stimme aus dem Koma zurück."

Nun rollen doch die Tränen. "Du hast mich doch auch zwei Mal gerettet. Ohne dich hätte man mich von der Straße kratzen können oder ich wäre gestern erfroren und verhungert." Ich löse mich ein Stück, um ihr die Tränen weg zu wischen. "Dann gibt es doch gar kein Grund zum Weinen. Wir sind quitt, was das Leben retten angeht. Keiner hat Schuld an unserer Situation jetzt und außerdem gibt es für mich weit aus Schlimmeres, als mich mit dir im Wald verstecken zu müssen."

Ihre Mundwinkel zucken kurz nach oben, bevor sie flüstert: "In deinem früheren Leben musst du ein edler Prinz gewesen sein." "Wohl eher eine hässliche Kröte." Nun muss sie richtig grinsen. "Egal was du sagst, du kannst mich von nichts anderem Überzeugen." Ich spüre einen Stich in der Brust und rutsche unweigerlich von ihr ab. Wenn ich ihr die ganzen Wahrheit über das Feuer damals erzählen würde, wird sie nicht mehr meinen ich sei der Märchenprinz.

Ich bekomme mich wieder unter Kontrolle und sage ruhig: "Am Besten wir legen für heute noch ein paar Kilometer hinter uns, um unseren Abstand zu vergrößern." Ich stehe auf. "Was ist dir am Liebsten als Fortbewegungsmittel? Ich könnte mich in einen weißen Schimmel verwandeln, davon träumt doch jedes Mädchen."

Sie schüttelt ihren Kopf, um ihr Gedanken zu ordnen, dann steht sie auch auf. "Es heißt zwar immer Frauen warten auf ihren Prinzen mit dem weißen Schimmel, aber in der heutigen Welt wäre es wohl eher ein Sportwagen." "Dann kann ich wohl nicht mit der heutigen Welt mithalten." ist das Letzte, was ich sage, bevor ich die Gestalt wechsel.

Uijuijuijuijui, da knistert wohl nicht nur das Feuer ;)

Bei den Beiden sind definitiv Gefühle mit in Spiel. Was meint ihr wer von den Zwei würde als erstes einen Schritt auf den anderen zu machen und ihm seine Gefühle erklären?

Aber eine Frage habe ich noch bevor ihr weiter lest. Meint ihr Ravens schlechte Bild über sich selbst, könnte mit dem Mann bei dem er groß geworden ist zutun haben?

Raven - GefiederWo Geschichten leben. Entdecke jetzt