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Mittwoch
10. November 2021, Er

"Ich würde besser nicht in die Schränke gucken. Du findest dort nur Sextoys." Sofort löst sich ihre Hand wieder von der Schublade und sie läuft rot an. "Ich verstehe nicht, warum du den Kerl nicht einfach direkt gefragt hast, ob er das Auto entsorgen kann. Jetzt musst du zusätzlich auch noch dieses sauteure Zimmer bezahlen."

"Dafür kannst du dich aber endlich wieder ihn einem Bett, so richtig ausschlafen." Ich lasse mich auf das Sofa fallen und lege mich quer. "Und ich kann ohne Rückenprobleme am Morgen aufwachen und als Mensch pennen." "Aber dafür musst du doch nicht auf dem Sofa übernachten." Ich setze mich wieder auf. "Und wo soll ich sonst schlafen?"

Ihr Gesicht wird noch einen Tick dunkler, als sie meint: "Das Bett ist groß genug für uns Beide." Überrascht rutscht mir raus: "Für dich ist es ok, wenn wir uns ein Bett teilen?" "Ich habe doch schon mal in deinen Armen geschlafen." "Aber doch nur weil du sonst erfroren wärst. Du musst dich nicht meinetwegen dazu gezwungen fühlen."

"Ich fühle mich nicht gezwungen." Ich verstehe die Welt nicht mehr. Wenn es ihr nichts ausmacht mir die eine Betthälfte zu überlassen, warum ist sie dann so peinlich gerührt? "Ich habe deine Nähe sehr genoßen. Unabhängig der Kälte."

Da macht es endlich Klick bei mir. Sie hat tatsächlich Gefühle für mich. Trotz dem dass ich meine Familie umgebracht habe, dass ich in den falschen Verhältnisen bzw. unter Jacks Herrschaft aufgewachsen bin und dass ich vor ihren Augen fast einen Menschen zu Tode geprügelt habe, empfindet sie sowas wie Zuneigung für mich.

"Ich doch auch." kommt es über meine Lippen, obwohl ich ihr gerade sagen wollte, dass ich nicht gut für sie bin. Wir leben in komplett unterschiedlichen Welten und ich würde die ihre nur zerstören mit meiner.

Sie macht einige Schritte auf mich zu und scheint meine Gedanken lesen zu können, als sie antwortet: "Ich weiß, dass wir in komplett gegensätzlichen Verhältnissen augewachsen sind und unsere Welten nicht unterschiedlicher sein können. Doch ich wäre gerne noch etwas länger teil von deiner Welt. Denn die Meine kommt mir so langweilig und eintönig vor, neben dem was wir gemeinsam erleben, dass ich Zweifel daran bekomme, ob ich je wieder zurück will."

Ich überbrücke denn letzten Abstand zu ihr und ziehe sie in eine feste Umarmung. "Danke, du weißt gar nicht was mir deine Worte bedeuten." Ich lasse sie wieder los und kurz bilde ich mir ein sie sieht enttäuscht aus. "Du solltest jetzt aber trotzdem ins Bett und schlafen, sonst geht die Sonne noch vorher auf."

Sie krabbelt in die rote Bettwäsche und ich mache es mir auf der anderen Betthälfte bequem. Ich gebe mir innerlich einen Ruck und breite wie damals die Arme aus, um ihr die Chance zu geben meine Nähe abzulehnen. Doch sie denkt gar nicht daran und kuschelt sich an mich.

Ich spüre dass ihr was auf der Seele brennt. Ich warte und nachdem wir lange so da liegen fragt sie: "Wieso hast du mich Victoria gegenüber, als deine Freundin bezeichnet?" "Sind wir denn nicht sowas wie Freunde?" "Nachdem was wir durchgemacht haben, ist das wohl das Mindeste." antwortet sie, bevor sie flüstert: "Aber das meinte ich nicht und dass weißt du ganz genau."

"Tja weiß du, ich hatte nie Freunde. Geschweige denn eine längere Beziehungen, als drei Tage. Ich wollte ihr einfach zeigen, dass ich momentan jemanden an meiner Seite habe, die ich schon länger als ein Monat kenne und der ich vollkommen vertraue." Ich grinse sie an. "Ist es nicht völlig egal, wie wir uns anderen gegenüber vorstellen, solange wir selbst wissen wie wir zueinander stehen?" "Und weiß du das?" "Ich weiß es. Du etwa nicht?" Schweigen ist die Antwort und ich fahre fort ihr meine Sicht zu erklären.

"Ich spüre dass uns etwas verbindet und dass dieses Band immer stärker wird. Egal ob wir jetzt Bekannte, Freunde oder ein Paar sind kann ich dir sagen, dass ich alles tun werde um dieses Band nicht zu zerstören. Denn so eine Verbindung mit jemand anderen, fühlt sich für mich endlich richtig an."

"Raven ich muss dir noch was sagen." setzt sie an. Gespannt warte ich. "Ich... also um ehrlich zu sein, habe ich... bin ich..." "Schon gut. Sammel in Ruhe die richtigen Wörter und versuche es morgen früh nochmal." muntere ich sie auf. "Für jetzt sollten wir endlich schlafen, wer weiß was uns den Tag über wieder passiert." Sie seufzt und schmiegt sich an mich. Irgendwas murmelte sie noch, dann wird ihr Atem immer gleichmäßiger.

Raven - GefiederWo Geschichten leben. Entdecke jetzt