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Donnerstag
11. November 2021, Sie

Ich fühle mich immer unwohler in seinen Armen. Ich muss es ihm endlich sagen, sonst wird er nie aufhören mich mit meinen Gefühlen zu necken. "Raven? Bist du noch wach?" flüstere ich. Verschlafen kommt zurück: "Mmm noch mit einem Ohr. Für den Fall dass du noch weiter Beleidigungen vergessen hast." Ich atme einmal tief durch und versuche mich auf alles zu wappnen.

"Ich liebe dich."

Sofort als diese einfachen drei Wörter raus sind, durchströmen mich die Glücksgefühle. Endlich habe ich mich getraut ihm meine Liebe zu gestehen. "Ich dich doch auch." murmelt er zurück und augenblicklich ist die Freude wie verpufft. "Du nimmst mich überhaupt nicht erst." "Es ist mitten in der Nacht. Was erwartest du?" "Eine ehrliche Antwort." sage ich verletzt.

Plötzlich spüre ich seine weichen Lippen auf meinen und die Welt scheint sich langsamer zu drehen. In meinem Kopf ist plötzlich gähnende Leere, während in meinem Bauch ein riesen Feuerwerk zündet und mein Herz zu fliegen beginnt.

"Glaubst du mir jetzt?" fragt er hellwach, als er sich von mir löst. Mir fehlen die Worte. "Du bist zwar bekloppt, dass du dich in einen Idioten, wie mich verliebst. Aber ich kann dir keine Vorwürfe machen. Die Liebe geht ihre eigenen Weg."

"Ja." flüstere ich, unfähig noch mehr zu sagen.

***

Es ist mir ein Rätsel, wie ich einschlafen konnte. Als ich wieder wach werde liege ich noch immer an ihn gekuschelt und die ersten Sonnenstrahlen fallen durch das kleine Fenster. Ich schaue auf das noch schlafende Gesicht von Raven und stelle erfreut fest, dass er glücklich aussieht.

Als er die Augen öffnet, wünsche ich ihm einen guten Morgen und küsse ihn. "Womit habe ich den verdient?" fragt er verdattert. "Einfach so." antworte ich und will aufstehen. Aber er zieht mich zurück an sich. "Kann es sein, dass da jemand verdammt gut gelaunt ist?" "Was dagegen?" "Ganz im Gegenteil. Ich freue mich, dass ich der Grund für deine guten Laune sein darf." sagt er grinsent.

"Wer hat denn gesagt, dass ich wegen dir glücklich bin?" Überrascht schaut er mich an, dann fängt er an zu lachen. "Guter Konter, aber leider kenne ich die Wahrheit." Ich grinse und stehe auf. "Raus aus den Federn mit dir. Mein Vater ist Frühaufsteher. Vermutlich klopft es gleich an der Tür."

"Muss du nicht ins Bad? Dann kann ich mich nochmal in Ruhe umdrehen." "Ey selber Stinktier. Wann standst du das letzte Mal unter der Dusche?" "Bisher hat sich noch keiner beschwert." "Wenn man die ganze Zeit im Wald haust, hat man ja auch andere Sorgen als Hygiene. Aber nun sind wir zurück in der Zivilisation, also ab mit dir unter die Dusche."

Grummelig steht er auf, fährt sich durch das strubbelige Haar und schlurft ins Bad. Während er unter der Dusche steht, schaue ich raus aus dem Fenster und gehe meinen Gedanken nach. Er liebt mich. Mein Herz macht bei dem Gedanken einen Hüpfer vor Freude. Er wollte wenn die Sache mit den wahren Erben und Victoria gelöst war, mich mit etwas überraschen. Dass heißt er denkt über eine Zukunft mit mir nach und das würde auch bedeuten dass wir ein Paar sind.

"Nächster." sagt Raven und kommt mit einem Handtuch um die Hüften aus dem Bad. "Was gibt es denn so zu grinsen? Habe ich ein Witz verpasst?" fragt er, kommt zu mir und legt sein Arm um mich. "Ich habe nur eben festgestellt, dass wir ja jetzt richtig zusammen sind." "Waren wir das vorher nicht auch? Sozusagen zusammen unterwegs?" Ich rolle mit den Augen und sage nur: "Ich gehe jetzt duschen." "Viel Spaß." wünscht er grinsent, bevor ich im Bad verschwinde.

***

Bei Frühstück sitzt er neben mir. Es gibt für alle Spiegeleier. Mein Vater und er führen lockeren Small Talk, während ich nervös auf meinem Stuhl hin und her rutsche. Ich mache mir einfach zu viele Sorgen. Es wird schon alles gut. Raven wird das regeln.

Seine Hand legt sich beruhigend auf mein Bein. Ich schaue erwartungsvoll zu ihm rüber, doch er lächelt mich nur an. Als wir fertig sind mit Essen bleibt er ruhig sitzen und unterhält sich weiter. Schließlich ist es Dad der meint: "Ich glaube so langsam sollten wir aufbrechen zum Bahnhof. In einer guten dreiviertel Stunde kommt unser Zug."

Raven schlendert mit uns zum Bahnhof. Ich komme nicht dazu das Händchenhalten mit ihm zu genießen, den immer wieder taucht der Mann, welcher Victoria abstechen wollte in meinen Gedanken auf. Der Typ ist gefährlich. Wie will Raven ihn aufhalten?

Als der Zug einfährt, schlingt er seine Arme um mich. "Höre auf dir Sorgen zu machen. Morgen früh bin ich wieder bei dir und alles ist Vergangenheit." "Pass bloß auf dich auf." "Mache ich, aber für den Notfall kenne ich da eine super Krankenpflegerin." Ich boxe in in die Seite und er kann sich das Grinsen nicht verkneifen. "Du solltest jetzt besser einsteigen, sonst fährt dein Vater ohne dich." Ich gebe ihn einen Kuss und steige ein.

"Wehe du kommst nicht wieder!" rufe ich während sich die Türen schließen. Der Zug fährt los und Raven winkt mir, bis ich ihn nicht mehr sehen kann.

Uhi sie hat es wirklich getan und ihm seine Liebe gestanden X)

Seine Reaktion war da wohl eher typisch Mann oder habt ihr so wie Desinteresse auch schon bei Frauen erlebt?

Ach Desinteresse hin oder her, mich freut es einfach, dass es nun nach 31 Kapitel endlich soweit war. Dabei wäre ja schon beinahe früher passiert, aber endlich war der Mut da es laut auszusprechen.

Habt ihr auch schon mal so lange mit euch hin und her gezaudert? Wie lange hat es schließlich gedauert bis ihr es ihr/ihm gesagt hat oder war sie/er dann am Ende schneller als ihr?

Raven - GefiederWo Geschichten leben. Entdecke jetzt