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Freitag
12. November 2021, Sie

Ich kann mich heute auf der Arbeit nicht richtig konzentrieren. Nachdem ich einem Hamster beinahe zu viel von einem Medikament verabreicht hätte, hat mich mein Vater nach Hause geschickt. Auf dem Wiesenweg kommt mir eine Frau und ein Mann entgegen. Gedankenverloren fahre ich weiter. Erst als ich mich den Zwei auf hundert Meter genährt habe und aufschaue, erkenne ich ihre Gesichter.

"Victoria? Raven? Was macht ihr den ihr?" "Na ich habe doch gesagt ich bin am nächsten Morgen wieder da. Gut ich habe mich etwas verspätet, weil das Packen von Vics Koffern ewig gedauert hat. Aber besser etwas später als nie." "Hey! Gib jetzt nicht mir die Schuld. Wegen wem musste ich denn packen?" Raven ignoriert Victorias Stichellei, kommt zu mir und küsst mich.

"Na endlich." höre ich Vic im Hintergrund murmeln. Ich löse mich schnell wieder von Raven. Vor Vic ist es mir irgendwie peinlich und schnell frage ich ihn: "Wie kommt es, dass du nicht alleine bist?" "Wir waren bei Jack. Vic wurde gefeuert und ich bin ausgestiegen." Mir klappt der Mund auf. Raven meint es wirklich ernst mit uns.
"Aber jetzt seit ihr doch ohne Zuhause oder nicht?" frage ich. "Ich hatte nie ein Zuhause. Es macht für mich also kein Unterschied. Nur Vic hat alles verloren." Sie seufzt und winkt ab: "Schon gut. Was passiert ist, kann man nicht ändern. Ich habe Fehler gemacht und muss nun mit den Konsequenz leben. Außerdem vielleicht war der Rauswurf für mich genau das Richtige. Jetzt kann ich nochmal komplett von vorne starten."

"Wisst ihr denn auch schon, wie es nun für euch weiter gehen soll?" "Als Erstes werden wir uns wohl ein Hotelzimmer suchen müssen, bis sich eine kleine Wohnung findet." meint Raven. Vic nickt und stimmt zu: "Erst brauchen wir ein Dach über dem Kopf, bevor wir uns Arbeit suchen können. Ich würde ja zu gerne einen seriösen Job finden, aber als ungelernte Arbeitskraft und mit meiner Vorgeschichte als Nutte wird das bestimmt schwierig."

"Wie wäre es, wenn ihr erstmal mit zu uns kommt und heute Abend wenn mein Vater von der Arbeit zurück ist, spreche ich mit ihm. Vielleicht könnt ihr dann einige Nächte bei uns wohnen." "Das würdest du tatsächlich machen?" fragt Victoria erstaunt. "Ja wieso nicht?" Sie schüttelt nur ungläubig den Kopf auf meine Antwort.

***

"Wie bist du eigentlich auf den Spitznamen Raven gekommen?" fragt mich Victoria unverhofft und überrumpelt mich mit der Frage total. "Ähm..." ist mein wenig schlauer Ansatz, mir eine plausible Antwort einfallen zu lassen. Hilfesuchend schaue ich mich nach Raven um, aber er ist gerade mit Wasser kochen beschäftigt und versteht über das Blubbern hinweg nichts.

"Tja also so genau weiß ich das gar nicht mehr. Aber er mag den Namen lieber und deshalb hat es sich bei mir auch so eingebürgert ihn Raven zu nennen." sage ich ausweichent. Victoria weiß nicht dass er sich verwandeln kann und ich wollte nicht diejenige sein, die es ihr verrät. Das ist ganz alleine Ravens Entscheidung, sie einzuweihen oder nicht.

Er kommt mit dem Wasser zu uns und gießt den Tee auf. Mit Gebäck und Tee setzen wir uns ins Wohnzimmer.

***

Ich höre wie sich die Haustür öffnet, springe auf und laufe zu Dad. "Hi Papa. Bitte sei mir nicht böse, aber wir haben Besuch." Er zieht sich die Jacke aus und fragt knapp: "Wer ist es?" "Raven und seine Mut-" ich stocke. Besser ich stelle das von Anfang an Richtig, bevor es zu Missverständnissen kommt. "Seine Pflegemutter." Bevor Dad an mir vorbei in Wohnzimmer treten kann, umarme ich ihn schnell und flüstere ihm zu: "Sie weiß es nicht." Dann löse ich mich wieder und er nickt mir zu, als Zeichen dass er verstanden hat, was ich meine.

Raven kommt uns entgegen und begrüßt meinen Vater mit einem festen Händeschütteln. Als Victoria ebenfalls zu uns tritt, werden die Augen meines Vaters groß. "Das ist meine Mutter-" fängt Raven an."Nennen sie mich ruhig Victoria. Ich freue mich wirklich sehr, sie endlich kennen zu lernen." unterbricht Vic ihn und umarmt meinen Vater herzlich. Geflasht stammelt er nur: "Die Freude ist ganz meinerseits."

Wir gehen ins Wohnzimmer und setzen uns. Der Tee ist schon kalt, doch es interessiert keinen. Dad hat nur Augen für Victoria. Angeregt unterhalten sich die Beiden. Ich kann es gerade zu in der Luft knistern hören. Raven und ich kommen gar nicht zu Wort. Irgendwann wird mir das Geflirte zwischen den Beiden zu viel und ich ziehe Raven vom Sofa mit ihn mein Zimmer.

Dieser grinst nur wie ein Honigkuchenpferd und meint, kaum dass wir alleine sind: "Ich glaube wir müssen uns keine Gedanken darüber machen, dass wir die Nacht nicht hier bleiben dürfen. Mich würde es sogar nicht wundern, wenn die Zwei sich die Nacht über ein Bett teilen." Ich muss bei dem Gedanken auch lächeln. "Es ist schön, dass es zwischen ihnen sofort gefunkt haben scheint. Dad ist schon viel zu lange alleine und Victoria wird sich dann in Zukunft nur noch um einen Liebhaber kümmern müssen."

Raven kommt zu mir und zieht mich in seine Arme. "Und wie ist es mit dir?" "Was meinst du?" "Na wirst du dich in Zukunft auch nur um einen Liebhaber kümmern?" Frech grinsent antworte ich: "Wer weiß, wenn mir jemand Nettes über den Weg läuft könnte-" Ich komme nicht mehr dazu noch was zu sagen, denn ich stolpere nach hinten und ziehe ihn mit mir. Gemeinsam landen wir auf dem Bett. Oh man, dass war ja wie in all diesen schlechten Liebesfilmen. Fehlt nur noch-

Er küsst mich mit so einer Leidenschaft, dass ich alles um uns herum vergesse. "Ich werde dich nie wieder gehen lassen." dringt es noch zu mich durch, dann gebe ich mich endgültig meinen Gefühlen hin.

Raven - GefiederWo Geschichten leben. Entdecke jetzt