Gefunden

Hi Gott

Hi Gott, ich habe Dir was zu sagen.

Oder soll ich Dich Vater nennen? Das klingt irgendwie falsch. Denn zum Wohle der ganzen Welt hoffe ich, dass Du nicht wie ein Vater bist. Zumindest nicht so wie meiner.

Ich weiß, ich melde mich nur, wenn ich was will, und das tut mir auch leid, aber vielleicht habe ich dir einfach nichts mehr zu sagen.
Wie viele Menschen beten wohl jetzt gerade in diesem Moment zu Dir? Vielleicht solltest Du besser denen zuhören. Ihre Lage ist sicher viel schlimmer und ihre Last bestimmt viel schwerer als meine. Wer bin ich denn, dass ich Dich mit meinen Lappalien belästige? Du hast doch schon genug zu tun.

Und was wenn ich mich mit dem Glauben an Dich bloß lächerlich mache? Was wenn ich mich getäuscht habe und alles nur Wunschdenken ist? Was wenn ich irgendwann tot bin und da ist nichts? Kein Leben nach dem Tod. Sowas wie eine Seele existiert nicht. Das Bewusstsein besteht nicht über den Tod hinaus, denn Bewusstsein entspringt dem Gehirn. Keine Hirnströme mehr messbar, der Hirntod, das Ende der Existenz. Was wenn mir gerade überhaupt niemand zuhört und ich nur mit mir selbst rede?

Ich versuche wirklich an Dich zu glauben. Ich versuche es, aber das ist nicht genug. Ich bin nicht genug. Das ist das Gefühl, was entsteht, wenn ich an Dich denke. Also tue ich es nicht. Lieber ignoriere ich Dich, das ist leichter.
Vielleicht tue ich Dir damit Unrecht. Nein, bestimmt. Vielleicht ist es wahr, dass Du mich liebst. Wie es Dir wohl damit geht? Unerwiderte Liebe tut weh, das weiß ich. Es tut mir leid, dass ich Dich nicht so lieben kann wie Du mich, aus Angst Du könntest gar nicht da sein. Weil ich feige bin.

Es gibt so viele verschiedene Religionen. Aber in der Bibel steht, dass Du sagst: „Ich bin der Weg." Wenn Du mich mehr liebst als die Menschen, die nicht an Dich glauben wollen, dann will ich Deine Liebe nicht, denn ich bin nicht mehr wert als sie.
Für mich bist Du nicht der eine Weg, aber Du bist mein Weg.

In diesem Sinne, bis bald und Amen.

Musik dazu:
Dreimal - Albert Frey