(Eine Predigt zur Jahreslosung 2018)
„Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst." (Offenbarung 21,6)
Da kommen bei mir Fragen auf, drei um genau zu sein:
Wer sind denn die Durstigen?
Was soll das mit dem Umsonst?
Und was um alles in der Welt ist lebendiges Wasser?
Durstig. Durstig zu sein bedeutet, dass es an etwas mangelt. Ein Durstiger braucht etwas, dem bedarf es an etwas. Ein Durstiger ist bedürftig. Aber uns hier in der westlichen Welt mangelt es doch an nichts, wir sind doch nicht bedürftig! Doch. Doch, das sind wir.
Umgeben von Menschen sind wir einsam. Die Zahl der Schuldner steigt. Wir kaufen immer weiter, immer mehr, und werden nicht satt. Mit immer neuen Dingen frönen wir dem Konsum in dem verzweifelten Versuch die Leere in uns zu füllen. Und doch fühlen wir uns nicht gesättigt, nicht erfüllt, uns dürstet noch immer.
Jesus sprach: „Wer von diesem Wasser hier trinkt, bekommt wieder Durst. Aber wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, wird nie wieder Durst haben. Denn das Wasser, das ich ihm gebe, wird in ihm zu einer Quelle: Ihr Wasser fließt und fließt bis ins ewige Leben." (Johannes 4,13-14)
Wenn ich Wasser in Kombination mit Gott höre, denke ich sofort an die Taufe. Durch Taufe und Konfirmation werden wir aufgenommen in eine Gemeinschaft, um die Liebe Gottes zu verspüren, die uns umgibt. Um den Durst nach Zugehörigkeit zu stillen. Aber wie viel ist von dieser Gemeinschaft noch übrig?
Schaut euch euren recht und linken Sitznachbarn an, schaut in die Reihe vor euch und in die Reihe hinter euch. Wie sehr fühlt ihr euch mit diesen Menschen verbunden? Wie viel Gemeinschaft ist da zu spüren?Umgeben von Menschen sind wir einsam. So sollte es nicht sein. So muss es nicht sein. Und es ist an uns das zu ändern. Jeder von uns trägt in sich die Fähigkeit, anderen eine Inspiration zu sein. Wir können eine Quelle sein, denn Gott hat die Quelle des Lebens in uns angelegt.
Eine Quelle? Eine Quelle ist ein Ort, an dem Wasser an die Oberfläche steigt, weil es in seiner Umgebung nicht genug Platz hat, um sich zu entfalten. Es ist lebendig, weil es nicht erstarrt, sondern sich fließend seinen Weg sucht.
Genauso hat Gott in uns eine Quelle gesetzt. Diese sprudelt voller Zuversicht, Mitgefühl und Wärme. Unser Körper ist bloß das Gefäß, welches diese Quelle beinhaltet. Doch wie auch bei dem Wasser im Erdreich ist unser Körper nicht groß genug, um den Schwall der Quelle zu stoppen und so sprudeln wir über. Das ist es, was uns wirklich lebendig macht.Die Quelle, die nicht versiegt. Der Ton, der nicht verklingt. Die Stimme, die nicht verstummt. Das Feuer, das nicht verbrennt. Die Flamme, die nicht verlischt.
Vielleicht ist es das, was der Heilige Geist meint.
„Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst." (Offenbarung 21,6)
Umsonst. Für umsonst, zum Verschenken, geschenkt, wertlos. Ich selbst kann das nicht mehr gebrauchen, aber ein anderer kann das ruhig haben.
Ich denke, so war die Sache mit dem Wasser nicht gemeint.Umsonst, ein Synonym für vergebens, keinen Zweck gehabt. Dann kann man es ja gleich bleiben lassen. Warum sich die Mühe machen?
Ich glaube, dass immer etwas von uns bleibt. Ich glaube, wir hinterlassen stets etwas in den Menschen, denen wir begegnen, einen Abdruck, und sei er auch noch so klein. Nichts ist vergebens.Umsonst. Wie oft wurde uns schon gesagt: „Im Leben kriegt man nichts umsonst." Na, offenbar doch. Das lebendige Wasser, die Liebe Gottes, ohne Gegenleistung, bedingungslos. So heißt es in dem Lied Privileg: „Wenn du sagst, an Gott glaube ich nicht, sage ich dir, Gott glaubt an dich."
Gott ließ sich unsere Rettung etwas kosten. Das Leben seines Sohnes. Lebendiges Wasser, kostenlos, denn der Preis wurde bereits bezahlt. Jesus hat alles beglichen.
„Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst." (Offenbarung 21,6)
Lebendiges Wasser? Wasser gibt es ja in verschiedensten Formen, in verschiedenen Aggregatzuständen.
Schnee zum Beispiel ist kristallines Wasser. So eine Schneeflocke ist hübsch anzusehen, aber fort sobald man sie berührt, unnahbar und kalt. Eis, erstarrt, fest, festgefahren, unveränderbar, keine Entwicklung, kein Fortschritt. Einst sprudelndes Wasser, das jedweder Flexibilität beraubt wurde, erkaltet.
Das erinnert mich an ein Musical, das ich als Kind immer rauf und runter gehört habe, Tabaluga und Lilli. Darin heißt es: „Es ist so lange her, ich erinnere mich kaum. Mein Herz ist längst aus Eis, Gefühle haben keinen Raum. Nur manchmal ist da ein Sehnen, so unendlich fein, als müsste diese Liebe schön gewesen sein. Wenn dich gar nichts mehr bewegt, Freude nicht und Leid, selbst der Schmerz tut nicht mehr weh, Eis im September. Wenn dein Herz nicht schneller schlägt, weil dich nichts mehr freut, dann musst du's ändern. Eis im September ist noch jung, wie die Erinnerung an Sommertage."
Ist Winter wirklich ein Zustand außerhalb? Das denke ich nicht. Der Winter in mir, Eis im September, Septembereis.
Dann ist manchmal alles was wir brauchen jemanden, der uns auftaut, uns von unserem inneren Arktos befreit, dieses ferne Sehnen, diesen Durst in uns stillt.
Durch fließendes Wasser, lebendig, Leben spendend, Lebensraum. Fließendes Wasser sucht sich immer seinen Weg und steter Tropfen höhlt den Stein.Nebel, der gasförmige Zustand des Wassers, im wahrsten Sinne des Wortes aufgehoben, durch Wärme.
Wenn Hoffnung der Funke ist, der das Feuer entzündet, wenn Liebe ein Herz aus Eis tauen und der Glaube Berge versetzten kann, dann, ja, dann haben diese drei die Kraft uns zu verändern. Die Kraft uns in den Grundfesten unserer Aggregatzustände zu erschüttern. Dann kann der Lahme gehen, der Blinde sehen und ein Fels auf dem Wasser stehen. Dann wird Saulus zu Paulus.
Gott gibt uns die Chance zu erkennen, dass wir mehr sind als das, was wir zu sein glaubten, dass wir wie eine Tardis von innen größer sind als von außen, dass wir übersprudeln und selbst eine Quelle sein können.
Musik dazu:
Waves of Grace – David Noble
Ströme lebendigen Wassers – Feiert Jesus!
In the Light – Dc Talk
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Spiritual"Wenn du sagst, an Gott glaube ich nicht, sage ich dir, Gott glaubt an dich." Poetry-Slam-Texte, Predigten, Gebete uvm