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Wincent's Sicht:

Man. Es ist so schön einfach nur neben ihr zu sitzen. Sie so nah bei mir zu haben.
Ich bin kaputt. Innerlich. Allerdings scheint sie auch ihre Wunden zu haben. So wie jeder Mensch.
Wir sitzen jetzt schon 15 Minuten auf dieser Bank. Wenigstens ist ihr nicht mehr kalt. Ich hoffe die Bahn kommt bald mal. Sie soll nicht frieren. Andererseits müssten wir dann aufstehen und sie wäre nicht mehr so nah bei mir. Mhm.
„Wincent" sagt sie lachend.
„Mhm?" schmunzel ich sie an. Sie sieht einfach zu süß aus, wenn sie lacht.
„Die Bahn ist da!" sagt sie immernoch lachend und zieht mich an der Hand mit in die Bahn.
„Ups" grinse ich sie an.
Sie lächelt zurück. Ar.
Ich ziehe sie auf einen Platz direkt neben mir. Zwar sind hier nur ganz wenig andere, aber ich will sie zum einen an meiner Seite haben und zum anderen guckt so ein Kerl sie so pervers an. Ew. Sie gehört mit!
Tut sie nicht du Lappen
Jaja. Noch nicht. Vielleicht bald.
Aber natürlich
Pssssst!!!
Wir sitzen schweigend eine Weile nebeneinander. Nach einer kurzen Zeit spüre ich wie sie ihren Kopf auf meine Schulter legt und ihre Augen schließt. Aww
„Du willst jetzt aber nicht schlafen oder?" frage ich sie grinsend. Ich meine ich hätte nichts dagegen, weil mir das zeigen würde, dass sie sich bei mir wohl fühlt, aber wir sind bald da.
„Nein. Ich bin nur etwas müde und möchte ein bisschen entspannen."
Ich sage nichts, sondern lege einfach meinen Arm um sie. Dadurch kuschelt sie sich noch mehr an mich.
Wie kann sich so etwas so richtig an fühlen, obwohl wir uns gar nicht richtig kennen. Ich glaube, wenn sie mich richtig kennen lernen würde, würde sie sich von mir fern halten. Will ich dieses Risiko wirklich eingehen? So sehr verletzt zu werden? Schon wieder? Ich befürchte sogar, sie könnte mich jetzt schon mehr verletzten als meine Ex. Und das ist nicht gut. Gar nicht gut. Ich sollte mich von ihr fern halten. Allerdings will ich sie nicht verletzen. Könnte ich das schon? Will ich mich wirklich von ihr fern halten? Eigentlich nicht. Aber sie verdient doch einen Typen, der für Sie da ist. Immer. Und nicht jemand, der die meiste Zeit irgendwo in Deutschland unterwegs ist.
Aber ich merke in dieser kurzen Zeit selber, wie gut sie mir tut. Was soll ich jetzt tun?
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als die Station aufgerufen wird. Sie hat sie mir vorher gesagt. Als ich zu ihr schaue, scheint sie tatsächlich eingeschlafen zu sein.
Sanft streichel ich ihr über die Wange.
„Hey!" lächle ich sie an.
Etwas verschlafen guckt sie zu mir.
„Wir sind da!"
Als sie sich umguckt, hält die Bahn auch schon an, weshalb ich sie an der Hand nehme und mit ziehe. Auch auf dem Weg zu ihrer Wohnung reden wir nicht, halten aber Händchen. Als ich sie so von der Seite beobachte fasse ich einen Entschluss. Hoffentlich bereue ich ihn nicht.
Vor ihrer Wohnung bleiben wir stehen.
Lächelt dreht sie sich zu mir.
„Danke! Du hättest mich nicht begleiten müssen!"
„Ist selbstverständlich!"
Lächelnd sehe ich sie an. Das muss ich jetzt einfach tun.
Langsam komme ich ihrem Gesicht näher. Als ich kurz davor bin sie zu küssen, sehe ich in ihre Augen. Sie schließt sie, was für mich eine Bestätigung ist, sie zu küssen. Also schließe ich die letzten Zentimeter zwischen uns.
Dieser Kuss ist unbeschreiblich. Der beste den ich jemals hatte.
Viel zu früh löst sie sich wieder von mir und lächelt mich schüchtern an. Ich kann nicht anders als zu grinsen.
„Tschüss!" sagt sie noch, bevor sie sich umdreht und in dem Gebäude verschwindet.
Ich werde mich von ihr fern halten. Um uns beide zu schützen. Es ist wohl besser so...

Alte Wunden- Wincent WeissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt