Erwin hatte mich herzlichst begrüßt und ein-zwei Worte bezüglich meines Aufenthaltes erwähnt und mich dann wieder ganz Jay überlassen. Mit einem Händeschütteln verließen wir schließlich das Büro und ich lehnte mich ausatmend an die Wand. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte vor Nervosität. Ich hatte Besorgnis darüber, dass es sich bei Erwin um einen miesen Mafia-Boss oder so handelt. Dennoch war ich froh, dass er so freundlich war.
„So, wohin gehen wir als nächstes hin?", wendete ich mich an Jay und sah in seine blauen Augen. Das Blau gab mir das Gefühl von Vertrautheit und Zuhause, an diesem mir unbekannten Ort. Wäre Jay nicht hier, wäre ich womöglich schon längst am Anfang einer Existenzkrise gewesen.
„Hm lass mich überlegen. Wir waren bei Zane, bei Erwin.. ach es gibt noch jemanden, der schon ganz gierig darauf ist, dich wiederzusehen. Aber er ist gerade nicht hier", erklärte er mir und brachte mir ein teil überraschtes und teil fragendes Gesichtsausdruck ein. Wen gab es denn noch, der mich unbedingt sehen wollte? Ich dachte angestrengt nach, doch mir fiel einfach niemand ein.
„Wer-", fing ich an und wollte ihn fragen, um wen es sich bei dieser mysteriösen Person handelte.
„Das wirst du noch früh genug herausfinden. Ich soll es dir nicht sagen, meinte er."
Verwirrt nickte ich dennoch.
Wir standen noch einige Sekunden vor dem Büro und ich versuchte zu Kräften zu kommen. Mein Körper war immer noch äußerst schwach. Wovon, wusste ich nicht einmal so richtig. Jay stellte sich neben mich hin und stützte mich. Ich nickte ihm dankbar zu.
„Komm wir gehen in die Cafeteria. Du musst was essen und wieder zu Kräften kommen. Dein Körper braucht wieder richtige Nahrung, nachdem du tagelang nur durch Infusionen ernährt wurdest." Ich hatte nichts gegen seinen Vorschlag auszusetzen und stimmte ihm schließlich zu. Ich hatte den Arm um seine Schulter gelegt und er seine Hand auf meine Hüfte. Mich an ihm stützend, gingen wir schließlich in die Cafeteria.
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Wir hatten mehrere Minuten gebraucht und ich war unendlich froh, als ich den Geruch von warmem Essen wahrnahm. Mehrere vereinzelte Tische standen verstreut im Raum und wurde von kleinen Gruppen besetzt, die sich angeregt unterhielten und dabei was aßen. Jay führte mich an ein Tisch in der Ecke.
„Hier setzt du dich erst einmal hin und ruh dich aus. Ich hole dir was."
„Danke Jay", sagte ich aufrichtig. Mein Dank galt nicht nur für das Essen, sondern auch, dass er mich gerettet hatte. Ich wusste noch gar nicht wie und warum, aber ich hatte es zum Teil ihm zu verdanken, dass ich jetzt hier sein konnte.
Jay schenkte mir ein kurzes Lächeln und machte sich auf dem Weg zur Kantine und ließ mich somit alleine zurück. Derweil blickte ich mich etwas um. Ich konnte einzelne Augenpaare auf mir spüren, doch jedes mal wenn ich zu den Leuten schaute, blickten sie weg. Etwas Unwohl starrte ich die Tischplatte an und versuchte die Blicke der anderen so gut es ging zu ignorieren.
Nach wenigen Minuten kam Jay mit zwei Tabletten in den Händen zu mir und legte diese auf dem Tisch ab. Auf beidem war eine fette Portion Nudeln mit gebratenem Lachs und Salat drauf. Nachdem ich das Essen sah, merkte ich erst wie hungrig ich eigentlich war. Ich griff nach der Gabel und stürzte mich auf meine Portion. Jay lachte mich kurz aus bevor auch er seinen ersten Bissen nahm.
Nachdem unsere beiden Teller leer waren, unterhielten wir uns noch etwas.
„Das alles fühlt sich immer noch so surreal an", erklärte ich.
„Wie meinst du das?", fragte er und legte den Ellbogen auf den Tisch und stützte seinen Kinn auf seiner Hand.
„Die Tatsache, dass ich jetzt eigentlich tot sein müsste, aber stattdessen mit dir hier Nudeln esse, erscheint mir wie ein Traum. Jay, ich dachte wirklich ich wäre tot."
„Glaub mir es hat uns viel gekostet dich zu retten. Ich bin einfach nur froh, dass es geklappt hat. Ach und eben hat Frank mir gesagt, dass ich dir mitteilen soll, dass du morgen früh zu Erwirn ins Büro noch einmal kommen sollst."
„Meinst du er erklärt mir morgen endlich alles?"
Jay zuckte mit den Schultern. „Er sagte mir nur, dass Erwin dich morgen sprechen wolle."
Ich nickte. Obwohl Erwin einen positiven Eindruck auf mich hatte, so war ich dennoch etwas nervös vor unserem Treffen. Natürlich stellte sich auch die Frage, was er mit mir besprechen wollte. Womöglich würde er mir endlich die ganze Situation erklären, denn ich brannte schon förmlich auf die Antwort auf meine mysteriöse Wiedererweckung von den Toten.
„Es ist schon spät, soll ich dich auf dein Zimmer begleiten?", fragte er mich.
„Nein schon gut. Ist ja sowieso hier gleich um die Ecke und ich möchte dir auch ungern zur Last fallen."
„Na gut, wie du meinst. Ich räume schon den Tisch ab. Geh du schon einmal, wenn du möchtest." Ich nickte ihm zu und beobachtete, wie er mit den zwei leeren Tabletten wieder zur Kantine ging. Langsam erhob ich mich und ging langsam zu den Treppen.
Ich atmete tief durch, als ich im richtigen Stockwerk ankam und machte mich auf dem Weg zu meinem Zimmer. Langsam schlenderte ich über den Flur und konnte nicht das Gefühl unterdrücken, verfolgt zu werden. Leise Schritten hallten im Flur wieder. Meine und die eines anderen. Ich legte einen Zahn zu und als ich mein Ziel erreicht hatte, verspürte ich eine tiefe Erleichterung. Ich griff nach der Türklinke und öffnete langsam die Tür.
Plötzlich wurde ich am Handgelenk gepackt und mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt. Mein Puls schoss in die Höhe und meine Atmung beschleunigte sich. Ich hob den Kopf, um der Person in die Augen zu blicken. Sie waren eisblau.
Derjenige, der vor mir stand, war niemand geringeres als Dave Cameron O'Hell.
„Endlich habe ich dich für mich ganz allein", hauchte er und sein heißer Atem verschaffte mir eine Gänsehaut.
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King ♔ | greenflame✔️
FanfictionNach dem tragischen Ereignis flüchtete Kai in die Welt der Einsamkeit. Doch lange hielt dieser Zustand nicht an. Schon langsam musste er wieder in die Rolle des Prinzen schlüpfen und seine Pflichten übernehmen. Und das Erste war die geplante Krönung...