t w e l v e

974 49 10
                                    

Irgendwann öffnete ich die Augen, als ich wieder zu Bewusstsein kam. Wann war ich denn in Ohnmacht gefallen?
Mein Kopf pochte und ich hob die Hand und drückte sachte auf meinen Hinterkopf. Dabei spürte ich Widerstand an meinem Handgelenk. Überrascht bemerkte ich, dass meine Hände in Ketten gelegt waren, welche an die Wand knüpften.

Was zum Teufel?

Mein Blick wanderte panisch um den Raum umher. Drei Wände bestanden aus Steinen, während die letzte Wand, welche gegenüber von mir war, aus langen Eisengittern bestand. Es war kalt und nur ein schwaches Licht erleuchtete den Flur vor mir. Ich war gefangen in einem verdammten Kerker!

Mir war bewusst, dass in England noch eine Monarchie herrschte und demnach alles etwas altmodischer war, aber wer kettete schon im 21.Jahrhundert jemanden im Kerker an eine Wand?

Ich musste mich irgendwie von diesen Fesseln befreien. Wie ein Geistesblitz erinnerte ich mich an das Messer, welches ich unter der Hose an meinem Oberschenkel angebracht hatte. Ich lehnte mich vor und zog die Hose etwas in die Höhe, um enttäuschend festzustellen, dass es nicht mehr da war. Cole hatte mich sicher ordentlich abgesucht. War auch klar.

Ich versuchte mich aufzusetzen, doch nicht einmal das ging, da die Ketten zu kurz waren. Niedergeschlagen ließ ich mich wieder auf den Hintern fallen.

Verdammt, verdammt, verdammt.

Das war ganz schlecht. Ich müsste jetzt eigentlich zurück beim Hauptquartier sein und nicht gefesselt in diesem modrigen Loch. Ich nahm tiefe Luftzüge um nicht in Hysterie zu verfallen, denn ich war nicht so der Typ, der auf Fesseln stand.

Okay Lloyd, keine Panik. Alles wird gut. Erwin und die anderen werden mich schon retten kommen. Du musst nur etwas geduldig sein. Ganz ruhig.

Wie ein Mantra wiederholte ich diese Worte in meinem Kopf, bis mein Herzschlag sich auch endlich wieder beruhigt hatte.

Erwin und die anderen müssten spätestens jetzt bemerkt haben, dass ich nicht da war. Sie würden sich sicher gerade einen Plan überlegen, um mich hier rauszuholen. Und wenn nicht, dann würde Dave hoffentlich versuchen mich zu retten.

Eine Tür knallte zu und ich schreckte auf. Mein Blick fiel auf den Flur hinter den Gittern. Ein Schatten machte sich bemerkbar, welcher immer näher kam. Irgendwann erschien die Gestalt eines Mannes vor meinen Augen. Ich schluckte schwer.

„Lloyd Montgomery Garmadon", ertönte die Stimme Chengs und verschaffte mir eine Gänsehaut.
Er blickte mich herablassend und hasserfüllt an, als hätte ich die Pest oder so.

„Eigentlich dürftest du nicht einmal am Leben sein."

Ich bildete mit den Händen eine Faust und sah ihn hasserfüllt an. Die gesamte Cheng-Familie hatte meinen Mord geplant und wofür? Für mehr Macht und Ruhm. Ich könnte kotzen.

Wir blickten uns beide gegenseitig in die Augen um zu sehen, wessen Hass noch stärker war.

Ich hatte ihm nicht geantwortet. Wozu auch? Er hatte es nicht verdient.

Sein Blick wanderte schließlich durch den Raum umher.

„Scheint mir nicht so gemütlich auszusehen." Ein boshaftes Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. Wie sehr ich ihn auch anschreien wollte, es würde nichts bringen. Meine Situation war mir klar: Ich war hier völlig im Nachteil und Cheng hielt alle Fäden in der Hand.

„Du scheinst dich auch nicht gerade so Wohl zu fühlen. Ich kann verstehen, dass du wieder raus willst. Und das kannst du auch."

Schlagartig verfinsterte sich sein Blick und sein Gesichtsausdruck wurde ernst.

„Im Austausch gegen Skylor werde ich dich frei lassen."

Das war klar. Aber ich konnte seine Bitte nicht erfüllen nur Erwin besaß die Macht und das Recht dazu.

„Ich kann sie dir nicht zurückgeben. Ich besitze nicht die Macht dazu", sprach ich zum ersten Mal.

Er sah mich prüfend an um zu beurteilen, ob ich die Wahrheit sagte. Anscheinend schien er mir zu glauben, denn seine Schultern sackten unmerklich wieder runter.

„Nenne mir den Namen des Verantwortlichen", befahl er mir.

Ich biss mir auf die Umterlippe.
Erwin hatte mir nicht gesagt, was ich in so einem Fall sagen sollte, geschweige denn verhalten sollte.
Ich rang mit meinen Gedanken, als ich mich auch schlussendlich dazu entschied es ihm zu sagen.

„Erwin."

Cheng nickte und trat wieder den Rückzug an. Doch dann hielt er kurz inne und warf mir noch einen kurzen Blick zu.

„Du weißt, dass wenn ich meine geliebte Skylor nicht wieder zurück bekomme, dass es dir nicht so gut ergehen wird? Und dieser Kerker wird erst der Anfang sein. Ich werde wieder gekommen."

Ich erstarrte und wie in Trance nickte ich kaum merklich, doch er schien es zu sehen und verließ nun endgültig das Kerker.

Ich atmete tief aus, wobei ich nicht einmal bemerkt hatte, dass ich die Luft anhielt.

Alles würde wieder gut werden. Erwin würde Skylor wieder in die Obhut ihres Vaters übergeben und mich befreien.

Nur wenige Minuten später hörte ich das erneute Öffnen einer schweren Tür.
War das wieder Cheng? Hatte er mir nicht schon genug mit seinen Worten angetan?

Die Person trat an das Gitter. Sie war jedoch viel größer und breiter gebaut und trug schwarz.

„Cole.."

Er hielt einen Schlüssel in der Hand, welches kurz das Licht reflektierte.
Diesen benutzte er schließlich um die Tür zu öffnen und einzutreten.

Was sollte das?

Coles schwarzen Augen saugten meine ganze Lebenskraft gefühlt auf, wie ein schwarzes Loch. Seit dem ersten Tag als ich ihn gesehen hatte, war es so.

„Cheng meinte ich solle dir schonmal einen kleinen Vorgeschmack darauf geben, was passiert, wenn ihr unsere Forderung nicht erfüllt."

Er kam mir beängstigend immer näher und ging vor mir auf die Hocke um auf Augenhöhe zu sein.

Ich hätte ihn hier und jetzt fertig machen können. Das war schließlich der Grund weshalb ich so lange trainiert hatte. Aber mit den Fesseln an den Händen und der eingeschränkten Bewegungsfreiheit ging das nicht. Ich war wehrlos und ihm völlig ausgeliefert.

Ich machte mich innerlich schon auf den ersten Schlag und den Schmerz gefasst. Vor meinen Augen bildete Cole eine Faust und schlug mit aller Kraft an meine Wange. Mein Kopf wurde zur Seite geworfen und die Welt drehte sich für einen Moment.

Verdammt der war wirklich hart gewesen und viel schlimmer als ich erwartet hatte.

Der nächste Schlag ging in den Magen, womit ich nicht gerechnet hatte. Ich spannte meinen Muskeln urplötzlich an. Vor Schock konnte ich einen Moment keine Luft holen, während im nächsten Moment die Schmerzen sich bemerkbar machten.

Mit der Zunge nahm ich einen leicht metallischen Geschmack in meinem Mund war. Scheiße.
Ich spuckte Blut auf den Boden und versuchte gegen die Schmerzen anzukämpfen.

Cole hatte jedoch andere Pläne und schlug erneut auf mich ein.

Und noch einmal.

Und noch mal.

Und ein weiteres Mal.

King ♔ | greenflame✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt