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Bei seiner plötzlichen Nähe begann mein Herz zu rasen.
Dave hatte seine Hände an die Wand gelegt und ich war zwischen ihnen wie gefangen. Ich fühlte mich ihm ausgeliefert und entblößt. Die Art wie er mich ansah und wie seine Augen bei meinem Anblick funkelten, kam mir viel zu sehr bekannt vor.

So sah mich Kai auch immer an. In seinen Augen brannte das Feuer der Leidenschaft, aber wenn man genauer hinsah, dann versteckte sich dahinter der Funken der Liebe. Der Ursprung unserer Gefühle zueinander.

Für einen Moment hielt ich inne. Ich hatte den gesamten Tag über kein einziges Mal an Kai gedacht. Weder nach dem Gespräch mit Erwin, noch beim Essen mit Jay. Nicht einmal jetzt war ich auf die Idee gekommen an ihn zu denken, wenn Dave nicht hier vor mir stünde.

Dieser näherte seinen Kopf an meinen bis nur noch wenige Zentimeter unsere Gesichter voneinander trennten.

„Lloyd..", wisperte er auf einer äußerst attraktiven und anziehenden Weise und ließ mich somit erröten.

„Am Tag des Balles..", fing er an und erlangte somit meine ganze Aufmerksamkeit. Ich hatte es schon beinahe verdrängt, aber es stimmte, er war auch auf dem Ball gewesen und hatte womöglich ebenfalls alles miterlebt.

„Am Tag des Balles war ich für deine Sicherheit zuständig. Ich hatte Erwin um diesen Posten gebeten, weil ich vorher schon viel über dich gehört hatte. ‚Der zukünftige Verlobte des zukünftigen Königs', hieß es immer. Und das hatte meine Aufmerksamkeit geweckt. Du hast meine Aufmerksamkeit erweckt. An jenem Abend hatte ich dich beobachtet und war dafür zuständig, dafür zu sorgen, dass alles nach Plan verlief."

„Aber-", unterbrach ich ihn, jedoch ließ er mich nicht ausreden.

„Du fragst dich sicherlich weshalb ich es zuließ, dass auf dich geschossen wurde. So sehr es mir auch das Herz herausriss, es gehörte alles zum Plan."

Meine Augen weiteten sich.

„Ich habe gehört, dass du morgen zu Erwin gehst. Er wird dir alles erklären. Das verspreche ich dir."

Ich nickte wie in Trance und versuchte diese kleine Menge an Informationen zu verarbeiten. Er hatte mir nicht viel preisgegeben, aber nun konnte ich mir sicher sein, dass die Vortäuschung meines eigenen Todes die einzige Option war dem Cheng-Clan zu entkommen. Stellte sich jedoch die Frage, wie das alles ermöglicht wurde. Ich hoffte darauf morgen von Erwin weit möglichst aufgeklärt zu werden.

„Nun ja.. du hast mir zum Teil dein Leben zu verdanken, also schuldest du mir noch was." Seine Lippen waren nur noch Millimeter vor meinen. Ich blieb reglos und mit weit geöffneten Augen vor ihm stehen. Ich sah wie gebannt in seine Augen. Während Kais Augenfarbe dem von Feuer glich, glich Daves dem eines Eiskristalls.

„Und ich hätte da auch schon die perfekte Idee dazu."

In meinem Körper wurde ein Alarm ausgelöst.
Beweg dich!, rief es. Aber ich war, wie ein Baum, auf dem Boden wie festgewachsen. Ich wusste, dass es nicht richtig war ihm die Möglichkeit zu geben mich zu küssen. Und so sehr ich mich auch dagegen sträubte, wollte ein klitzekleiner Teil ihn küssen. Nicht, weil ich Kai nicht mehr liebte, sondern da Dave eine hohe Anziehungskraft zu besitzen schien.

„Dave..", flüsterte ich.

Plötzlich ertönten Schritte auf dem Flur und näherten sich uns. Dave sah mir noch für einen Moment in die Augen bevor er schließlich mit einem Seufzer sich von mir löste.

„Ich sollte gehen. Gute Nacht Lloyd", wünschte er mir und gab mir ein kurzes Lächeln.

„Gute Nacht", konnte ich nur noch perplex erwidern.

King ♔ | greenflame✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt