Ohne besondere Vorkommnisse kamen wir im Schloss an. Während draußen panische Schreie und Schüsse erklangen, war es hier still. Meiner Meinung nach zu still. Ich spannte meinen Körper an, jederzeit bereit zu reagieren, falls etwas passieren sollte. Vor mir ging der Wachmann, neben mir aber mit deutlichem Abstand Lloyd und Skylor bildete den Schluss. Wir gelangten durch einen Geheimgang in das Schloss, welcher durch die Küche führte. All die Köche waren wie verschwunden und auch die Wachen konnte ich nicht ausmachen. Es war ein erschreckendes Gefühl. Es fühlte sich alles so falsch an. Als ob hinter der nächsten Ecke jemand uns auflauern würde. Doch ich hätte nicht erwartet, dass der Angriff von einem von uns ausgeführt werden würde.
"Nicht so schnell", ertönte die Stimme von Skylor hinter mir. Ich wandte mich ihr zu, als sie auch Lloyd packte und ihm ein Messer an den Hals hielt. Meine Augen weiteten sich kaum merklich und mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus. Die Bilder von dem Abend des Balles kamen mir wieder in den Sinn und spielten sich in Hochgeschwindigkeit ab. Der Moment wo ich erkannte, dass Lloyd tot war, blieb in meinen Gedanken hängen. Dieses Gefühl wollte ich nie wieder erleben. Ich durfte nicht zulassen, dass Lloyd ein weiteres Mal starb. Ich atmete tief durch und versuchte mich zu konzentrieren. Damals war ich ein panisches Wrack gewesen, der nichts unter Kontrolle hatte. Das würde mir nicht noch einmal passieren. Ich musste ruhig bleiben. Ich würde das schon klären. Ich werde es schaffen.
Der Wachmann positionierte sich schnell vor mir und befahl mir schnell zu verschwinden.
"Was? Nein ich tu das ganz sicher nicht!", wisperte ich ihm entschlossen zu und ich konnte erkennen, dass er sichtlich genervt von meiner Sturheit war.
"Moment. Kai wird nirgends hingehen. Und du Soldat gehst schön weg. Du willst doch sicher dem König keine Probleme bereiten oder?"
Uninteressiert wandte er sich von Skylor ab und schaute mich an. Skylor hatte ihm nichts zu sagen und schließlich war ich der König.
"Hör zu, geh du Verstärkung holen. Ich schaffe das schon", erklärte ich ihm, doch er sah nicht so ganz überzeugt aus. "Und das ist ein Befehl", ergänzte ich und mit einem kurzen Nicken verschwand er schließlich auch.
Nun stand ich alleine Skylor gegenüber, welche bedrohlich ein Messer an den Hals hielt. Sie musste das Messer aus der Küche mitgeschmuggelt haben.
Ich musste jetzt mit Bedacht vorgehen, ich wollte unbedingt vermeiden, dass sie Lloyd verletzte.
"Skylor, lass das Messer bitte los", sprach ich ruhig und versuchte ich sie zu beschwichtigen.
Sie tat jedoch das genaue Gegenteil und drückte das Messer noch näher an Lloyds Hals. Obwohl er gerade mit einem Messer bedroht wurde, wirkte Lloyd ziemlich ruhig. Er hatte keinen Laut von sich gegeben und blieb still stehen und verfolgte stumm das Geschehen.
„Nein! Immer ging es um ihn! Nie hast du mich ernst genommen! Ich habe dich wirklich geliebt, aber dir war das alles scheiß egal! Ich habe endlich die Nase voll. Ich wollte nur einen Ring von dir am Finger haben, aber nicht einmal das konntest du mir geben!", rief sie aufgebracht und drückte dabei das Messer noch tiefer in Lloyds Haut bis ein Tropfen Blut heraustropfte.
Meine Augen wanderten zu Lloyds Augen. Er war immer noch ganz ruhig.
Was ist während der Zeit, in der er nicht im Palast war, geschehen? Er hatte sich deutlich verändert. Wir beide hatten uns verändert. Er wirkte viel erwachsener und nicht wie der schüchterne Junge von damals.
Meine Augen wanderten zu seinen grünen. Er sah mich bestimmend an. Mit stummen Blicken verständigten wir uns. Mein Blick fiel erneut auf Skylor, welche mich wutentbrannt ansah.
„Skylor, ich liebe dich doch", fing ich an, wurde jedoch von ihr unterbrochen.
„Nein, eben nicht! Egal was du sagst, es wird mich nicht von der Entscheidung abbringen ihn zu töten!" Ich hatte Angst, dass sie das Messer noch tiefer drücken würde, denn es liefen weitere rote Tropfen über Lloyds helle Haut.
„Was kann ich dann tun?", fragte ich sie schnell um sie von Lloyd abzulenken.
„Tun? Ihn hier umbringen", damit deutete sie auf Lloyd.
Das würde ich ganz sicher nicht tun. Kurz blickte ich zu Lloyd, welcher einmal langsam blinzelte und mir somit das Signal erteilte.
Ich krümmte mich und fiel mit den Knien auf den Boden, presste meine Unterarme auf meinen Bauch und schrie.
„Ahh!", ertönte es schmerzhaft aus meinem Mund. Skylor hielt in ihrer Bewegung inne.
„K-kai? Was soll das? Soll das etwa ein Trick sein?", fragte sie mit Vorsicht, aber in ihrer Stimme trübte ein Teil Besorgnis. Ich fühlte mich etwas schuldig, dass ich das alles gerade nur schauspielerte und ihr Sorgen bereitete. Aber nur etwas. Schließlich war sie es die Lloyd mit einem Messer bedrohte.
Skylor lockerte etwas den Griff um Lloyd und kam einen Schritt auf mich zu.
Das war Lloyds Stichwort.
Er packte Skylors Hand und verdrehte diese. Skylor schrie vor Schmerzen auf und lies das Messer zu Boden fallen. Lloyd trat das Messer außerhalb ihrer Reichweite. Mit einer geschickten Drehung stand er nun hinter Skylor und hatte sie fest im Griff.
Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich von besorgt zu wütend. Sie versuchte sich von Lloyds Griff loszulösen, jedoch ohne Erfolg. Schließlich gab sie auf und ihr Blick fiel auf mich. Ich setzte mich wieder auf und beobachtete sie.
„Das hast du mit Absicht getan", sprach sie mit bedrohlicher Stimme.
„Ja und es tut mir auch leid, aber es musste sein." Ich konnte nicht zulassen, dass Lloyd wieder etwas passierte.
"Du mieser Arsch!", schrie sie.
Ich öffnete gerade den Mund um noch etwas zu sagen, als etwas hartes mich am Kopf traf. Ich verlor das Gleichgewicht und sackte zu Boden. Während des Falles erhaschte ich noch einen letzten Blick auf Lloyds Gesicht, welcher mich entschuldigend ansah. Ich fiel zu Boden und konnte Schritte hören, die sich zu Lloyd bewegten. Ich hatte jedoch keine Kraft mehr nach oben zu sehen. Vor meinen Augen wurde alles Schwarz und ich fiel in Ohnmacht.
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King ♔ | greenflame✔️
FanfictionNach dem tragischen Ereignis flüchtete Kai in die Welt der Einsamkeit. Doch lange hielt dieser Zustand nicht an. Schon langsam musste er wieder in die Rolle des Prinzen schlüpfen und seine Pflichten übernehmen. Und das Erste war die geplante Krönung...